Ihr letzter Tanz
Einstellung“, erwiderte Shannon. Sie ging zu Marnie und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Komm mit, du arbeitest zuerst mit mir, ich bin früh dran.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Außerdem bin ich die beste und erfahrenste Lehrerin.“
„Ehrlich?“ fragte Marnie.
„Jedenfalls, wenn es nach mir geht“, sagte Shannon. „Komm, lass uns anfangen.“
Als sie aus Gordons Büro kam, sah sie, dass Quinn Marnie nicht lediglich abgesetzt hatte, sondern gleich im Studio geblieben war. Er stand an der Kaffeemaschine, Ben hatte sich zu ihm gesellt. Sie schienen in eine Unterhaltung vertieft zu sein, verstummten aber, als sie Shannon sahen.
„Auch einen Kaffee?“ fragte Ben.
Einen Moment lang zögerte sie, da sie an Janes Bemerkung denken musste. Aber die beiden tranken den Kaffee aus der gleichen Kanne.
„Ja, gerne.“
„Ich habe Jane besucht“, sagte Ben.
„Was, du auch? Gordon war doch heute Morgen bereits da.“
Ben lachte. „Im Krankenhaus wird man froh sein, wenn Jane entlassen wird. Gordon ging gerade, als ich ankam. Mr. Clinton brachte ihr Süßigkeiten und einen Blumenstrauß vorbei. Doug war auch da und Gabe und Katarina trafen ein, als ich gerade ging. Ich möchte wetten, dass wenigstens alle anderen Lehrer ihr auch noch einen Besuch abstatten werden.“
Shannon lächelte. Das war genau das, was sie an diesem Studio so geschätzt hatte. Von Zeit zu Zeit stritt man sich, aber immer war der eine für den anderen da, wenn es darauf ankam.
Doch jetzt …
Es kam ihr so vor, als würde ein Schatten über allem liegen, als sei das Studio von einer Krankheit befallen worden, gegen die niemand ein Heilmittel besaß.
Ben gab ihr eine Tasse Kaffee und sah zu Marnie. „Auch einen Kaffee?“
„Na klar. Ich bin schließlich achtzehn.“
„Hoffentlich bleibt’s bei Kaffee“, murmelte Quinn. Marnie verzog den Mund, jedoch änderte das nichts an den bewundernden Blicken, mit denen sie ihn ansah.
„Einen Kaffee auf die Schnelle, dann geht es an die Arbeit“, sagte Shannon.
„Oh, ich hatte gehofft, dich früh genug zu erwischen, um dich zu einer Unterrichtsstunde zu überreden“, warf Quinn ein.
„Offiziell ist das Studio noch nicht mal geöffnet, Quinn“, erwiderte sie. „Tut mir Leid, aber …“
„Ich kann mich doch um Marnie kümmern“, schlug Ben vor. „Ich bin so früh, weil ich entsetzlich ruhelos bin im Moment.“
„Ja, aber …“
„Keine Sorge, ich überlasse dir die Detailarbeit. Marnie hat so viel zu lernen, da kann ich mit ihr schon einmal die Grundzüge durchgehen.“
„Und ich muss auch noch viel lernen“, sagte Quinn.
„Na schön“, lenkte Shannon ein, da ihr kein weiterer Vorwand mehr einfallen wollte. „Dann fangen wir gleich an.“
Normalerweise hakte sie sich bei einem Schüler unter und ging mit ihm zur Stereoanlage, um eine CD auszusuchen, doch bei Quinn O’Casey begnügte sie sich damit, dass er ihr folgte.
Sie legte einen Foxtrott ein.
„Nein, lass uns den Walzer üben.“
„Den Walzer beherrscht du schon, beim Foxtrott bist du eine Niete.“
„Ich möchte lieber den Walzer perfekt können, anstatt jetzt mit etwas Neuem anzufangen.“
„Selbst wenn du den Walzer perfekt kannst, musst du auch den Foxtrott lernen, falls du nach wie vor am Wettkampf teilnehmen willst.“
„Du willst mit mir nur den Foxtrott tanzen“, gab er grinsend zurück, „weil du weißt, wie sehr ich ihn hasse.“
Sie seufzte. „Du musst ihn lernen.“
„Warum? Zwingst du alle deine Schüler, den Foxtrott zu lernen?“
„Hier wird niemand zu irgendetwas
gezwungen
!“
Wieder grinste er. „Ich verspreche dir, dass ich den Foxtrott auch noch lernen werde. Aber lass uns heute einen Walzer tanzen. Ich will mit der Dreckschleuder glänzen.“
„Na, meinetwegen.“
Sie legte eine Walzermusik auf und begann, mit Quinn zu tanzen. Er beherrschte diesen Tanz tatsächlich sehr gut.
„Du hast für ein wenig Unruhe gesorgt“, sagte sie.
„Nur ein wenig?“
„Richard Long weigert sich, an der Bootsfahrt teilzunehmen.“
„Oh, der wird schon mitfahren.“
„Genau das hat Gordon auch gesagt. Aber du hast ihn in seiner Praxis aufgesucht und ihm unterstellt, er würde seinen Patienten unter der Hand Medikamente geben.“
„Stimmt nicht.“
„Du warst also nicht in seiner Praxis?“
„Doch, aber ich habe nur ein paar Fragen gestellt.“
„Na, großartig.“
„Das machen Detektive nun mal. Sie stellen Fragen. So wie ich es bei dir gemacht habe. Eine richtig
Weitere Kostenlose Bücher