Ihr letzter Tanz
und ihn gleichzeitig im Auge behalten.
Ihr fehlte es an der erforderlichen Geduld. Es war unmöglich, dass irgendjemand ihn wirklich führen konnte. Schon als sie eine Hand auf seinen Arm gelegt hatte, war ihr das klar gewesen. Es war, als würde sie eine massive Wand berühren. Er war so versteift, dass sie tun konnte, was sie wollte – sie brachte ihn einfach nicht dazu, sich zu entspannen.
Er schien sogar links und rechts zu verwechseln.
Dabei war es doch nur ein Box Step, ein einfacher Box Step.
„Nein, Quinn, erst bewegen Sie den linken Fuß nach vorn. Den Fuß, mit dem wir die letzten fünfundzwanzig Minuten gearbeitet haben.“ Ließ ihre Stimme erkennen, wie sehr ihre Bemühungen an ihren Nerven zerrten? Es hatte mal eine Zeit gegeben, da war sie für ihre Geduld bekannt gewesen.
Er hatte nicht gelogen, als er ihr sagte, er habe zwei linke Füße.
„Wir beschreiben ein Quadrat… ein Kästchen. Linker Fuß nach vorn, rechter Fuß zur Seite – ein Kästchen.“
„Ja, stimmt. Ein Kästchen. Wie viele Lehrer arbeiten hier eigentlich insgesamt?“
„Haben Sie Angst, dass ich mit Ihnen nicht fertig werde, Mr. O’Casey?“
„Nein, nein, keineswegs. Sie machen das großartig. Ich war nur neugierig, wie viele Tanzlehrer Sie für ein solches Studio haben.“
„Nun gut. Da ist zuerst einmal Ben Trudeau – er unterrichtet jetzt Vollzeit.“
„Trudeau?“ fragte er verwundert.
„Er war mal mit Lara verheiratet, aber sie ließen sich vor einigen Jahren scheiden. Er war früher vor allem bei Wettkämpfen dabei und kümmerte sich ums Coaching. Vor ein paar Monaten ließ er sich hier in Strandnähe nieder. Er ist ein hervorragender Lehrer.“
„Laras Tod hat ihn sicher schwer getroffen.“
„Es hat uns alle schwer getroffen, Mr. O’Casey.“
„Oh, entschuldigen Sie. Das kann ich mir gut vorstellen. Sie ist sicher etwas ganz Besonderes gewesen – so begabt und so gut mit jedem hier befreundet, nicht wahr? Doug sagte mir, sie unterrichtete hier manchmal.“
„Sie übernahm gelegentliches Coaching“, korrigierte Shannon ihn.
„Das muss doch schwierig für Sie alle sein, jetzt schon wieder Tanzstunden zu geben.“
„Das Leben geht weiter – und die Arbeit auch.“
„Dann sind alle Lehrer zurück?“
„Ja.“
„Wer sind denn die anderen?“
„Justin Garcia und Sam Railey, außerdem Jane Ulrich, die Ihren Bruder unterrichtet, dazu eine weitere Trainerin, Rhianna Markham.“
Sein Fuß landete abermals auf ihrem.
„Sorry. Ich sagte ja gleich, ich habe zwei linke Füße“, entschuldigte er sich.
Shannon atmete tief durch. „Wir wollen Sie natürlich an den Punkt bringen, an dem Sie sich unterhalten können, während Sie tanzen. Aber es wäre vielleicht besser, nicht so viele Fragen zu stellen, wenn ich Ihnen etwas beizubringen versuche.“
„Tut mir Leid. Ich wollte mich hier nur eingewöhnen, damit ich mich etwas wohler fühle.“
„Dafür gibt es die Übungsstunden und die Partys“, murmelte sie.
„Partys?“
„Und Übungsstunden“, wiederholte sie nachdrücklich. „Anfänger kommen montag-, dienstag- und freitagabends her, manchmal auch an den anderen Abenden, wenn wir viel zu tun haben, und dann werden in der Gruppe zusammen neue Schritte gelernt. Danach verfeinern Sie diese Schritte mit Ihrem Lehrer.“
„Ist es Pflicht, da zu erscheinen?“
„Natürlich nicht. Aber Einzelunterricht ist teurer. Die Gruppenstunden sind für alle eingeschriebenen Schüler kostenlos. Sie lernen viel schneller, wenn Sie den gemeinsamen Unterricht mitmachen, und Ihr Geld geben Sie damit auch sinnvoller aus.“
„Und wann sind die Partys? Dürfen da alle Schüler hingehen?“
„Mittwochabends von acht bis zehn. Ja, Anfänger sind da willkommen. Sie sollten hingehen.“
„Das werde ich machen.“
Abermals trat er ihr auf den Fuß, diesmal so heftig, dass sie nach Luft schnappen und einen Aufschrei unterdrücken musste. Wie lange noch? Fünfzehn Minuten. Sie war sich nicht sicher, ob sie das noch durchhielt.
Ihr Blick wanderte durch den Raum. Jane war von ihrem Arzttermin noch nicht zurück. Rhianna war mit David Mercutio beschäftigt, dem Ehemann der Designerin Katarina Mercutio, die die restlichen Räume im ersten Stock gemietet hatte. Sie leistete wunderbare Arbeit und war auf Hochzeiten spezialisiert, für die sie einzigartige Kleider für die Braut und die Hochzeitsgäste kreierte. Sie entwarf zudem Kleider für Gesellschaftstänze, und konnte bereits eine ganze Reihe
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