Ihr letzter Tanz
wichtiges Merkmal. Trotzdem gilt der Tanz als langsam. Möchten Sie Tango lieber auslassen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe nichts gegen Tango.“ Er hätte ebenso gut über das Wetter reden können, so gleichgültig wirkte er. Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen, und sie nahm erschrocken zur Kenntnis, wie anziehend er war. Er hatte ein markantes, attraktives Gesicht – und dazu dieses Grübchen. Seine dunklen Augen waren nicht weniger ansprechend, und sein Blick wich dem ihren nicht ein einziges Mal aus. Shannon spürte, wie ihr unwillkürlich heiß wurde. Eine ganz normale Reaktion auf sein gutes Aussehen, rief sie sich zur Räson. Sie war ein Profi, sie war erwachsen – und sie war in der Lage, jegliche Regung unter Kontrolle zu halten. Aber sie war nicht tot, also durfte ihr Körper reagieren.
Plötzlich lehnte er sich zu ihr vor. „Ich glaube, Tango würde ich doch gern lernen“, sagte er, als hätte er gerade intensiv darüber nachgedacht.
Und wahrscheinlich würde jede Frau der Welt für ihr Leben gern einen Tango mit dir tanzen, Freundchen
, ging es ihr durch den Kopf.
Auf einmal begann sie zu lächeln. „Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie Tanzstunden nehmen wollen?“
„Ja … nein.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Doug hat mich dazu überredet.“
Sie fühlte sich mit einem Mal ein wenig unentschlossen. Warum, das wusste sie nicht. Dieser Mann war körperlich so beeindruckend, dass jede Tanzlehrerin sich seiner annehmen würde, und wenn es nur darum ging, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Ja, genau. Das war er in ihren Augen: eine Herausforderung. Auf der einen Seite fühlte sie sich von ihm angezogen, gleichzeitig weckte er in ihr aber auch das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Sie verstand nicht, warum das so war.
Shannon lehnte sich nach hinten, lächelte und klopfte mit dem Bleistift auf die Tischplatte. „Ihr Bruder ist Polizist“, sagte sie beiläufig. „Haben Sie den gleichen Beruf, Mr. O’Casey?“
„Quinn. Sagen Sie doch bitte Quinn zu mir. Cop bin ich nicht. Besser gesagt: nicht mehr.“
Weiter ins Detail ging er nicht.
„Und
was
machen Sie?“
„Ich habe einen Charterservice unten in den Keys.“
„Fischen? Tauchen?“
Er lächelte flüchtig. „Beides. Aber warum fragen Sie? Muss man einer bestimmten Berufsgruppe angehören, wenn man Tanzstunden nehmen will?“
Sie schüttelte den Kopf und war auf sich selbst wütend, weil sie spürte, dass sie rot geworden war. Ihr Blick war starr auf den Fragebogen vor ihr gerichtet. „Nein, natürlich nicht. Tut mir Leid. Wir versuchen nur, unser Programm auf den Kunden abzustimmen.“
„Tja, ich möchte eigentlich nur in der Lage sein, bei irgendwelchen gesellschaftlichen Anlässen zu tanzen. Und ich mache keine Witze, wenn ich sage, dass ich nicht tanzen kann.“
Diese Worte waren sein voller Ernst.
„Doug kam her und war ungefähr so beweglich wie ein tief verwurzelter Baum“, sagte sie lächelnd. „Er machte unglaubliche Fortschritte.“
„Tja, er hat sich ins Tanzen verliebt, nicht wahr?“
Ihr Lächeln wurde noch breiter, während sie ihm zunickte. „Dass Sie sich ins Tanzen verlieben könnten, halten Sie wohl nicht für möglich, oder?“
Schon wieder reagierte er mit einem Schulterzucken. Ihr Blick fiel auf seine Hände, makellose schlanke Hände mit langgliedrigen Fingern. Kein Wunder. Fischen und Tauchen. Dieser Mann verbrachte die meiste Zeit im Wasser. Sein Gesicht war gebräunt und ließ das Blau seiner Augen noch intensiver wirken. „Und was ist mit Ihnen?“
„Wie bitte?“ fragte sie, erschrocken darüber, dass mit einem Mal die Rollen vertauscht waren.
„Wann haben Sie sich ins Tanzen verliebt?“
„Als ich anfing zu laufen“, erklärte sie.
„Ah, dann sind Sie eine von diesen großen Wettkämpferinnen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin Lehrerin.“
Abermals fühlte sie sich unbehaglich, als sie merkte, dass er sie prüfend ansah.
„Ich möchte wetten, Sie wären im Wettbewerb gut.“
„Mir gefällt, was ich hier mache.“
„Ja, so ein Wettbewerb kann eine gefährliche Sache sein.“
Es klang völlig beiläufig, und doch versteifte sich Shannon. „Gefährlich? Ein Tanzwettbewerb? Was meinen Sie denn damit?“
„Doug erzählte davon, dass beim letzten großen Wettkampf irgendjemand einen Herzinfarkt erlitten hat und gestorben ist.“
Abwehrend schüttelte Shannon den Kopf. „Das war ein tragischer Vorfall, aber es war
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