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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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kaum Aufsehen, was daran lag, dass Jess Took gleichermaßen plötzlich verschwunden war.
    Diese Neuigkeit verbreitet sich in der Schule wie ein Lauffeuer. Erregung knisterte in jeder Klasse wie Süßigkeiten im Kino. Die ADS -Kids, die ADHS -Kids und alle Kids, die es einfach nur auf eine Sonderbehandlung anlegten, nutzten die Gelegenheit, um besonders »fordernd« zu sein. Mädchen standen in Trauben vor den Klassenzimmern und umarmten sich gegenseitig unter Tränen, als hätten sie Jess alle persönlich gekannt – sollten die Jungen und die Lehrer es nur wagen, diese Schwesternschaft in Frage zu stellen. Aus Rache verlegten sich die solcherart ausgeschlossenen Jungen auf schaurige Spekulationen. Wörter, die für Mädchen oder Erwachsene zu krass waren, um laut ausgesprochen zu werden, machten unter den Jungen die Runde. Katastrophenszenarien wurden die Flure hinuntergebrüllt oder freimütig auf dem gänseblümchenbewachsenen Sportplatz durch die Gegend gekickt.
    »Die finden sie nie.«
    »Die ist längst tot.«
    »Ich wette, ihr Dad war’s. Jess hat immer gesagt, er kann sie nicht ausstehen.«
    Steven machte nicht mit. Er konzentrierte sich auf den Ball und schoss dank der Unaufmerksamkeit der gegnerischen Mannschaft zwei Tore. Er wollte nicht über ein vermisstes Kind spekulieren. Vor vielen Jahren wäre er beinahe selbst zu einem solchen Kind geworden. Oben auf dem Hochmoor hinter dem Haus hatte sich ein Mann namens Arnold Avery einmal alle Mühe gegeben, Steven Lamb zu ermorden, und seitdem war er vorsichtiger, als es ihm vom Alter her zukam.
    Seine Freunde bremste das nicht.
    Lewis war natürlich der Wortgewaltigste und hatte unzählige Ideen, was passiert sein könnte, wie es passiert war, warum es passiert war und was die Polizei jetzt wohl unternehmen würde. Lalo Bryant erzählte, seine Schwester dürfe nicht mehr allein aufs Moor, und alle Jungs, die ebenfalls Schwestern hatten, bestätigten nickend, dass das eine weise Vorsichtsmaßnahme sei und dass sie sofort die Rolle des Vormundes übernehmen würden, sobald sie nach Hause kamen. Den Tithecott-Zwillingen kam das ganz gelegen, denn ihre Schwester war eine notorische Nervensäge und definitiv reif für als Bruderliebe getarnte drakonische Kontrolle.
    Erst als es schon geklingelt hatte und sie wieder zum Unterricht stiefelten, fragte Lalo Bryant: »Habt ihr die Neue gesehen, Emma?«
    »Emily«, verbesserte Steven.
    »Von mir aus. Die ist echt scharf.«
    »Der würd ich’s glatt besorgen«, behauptete Lewis.
    Es gab kaum ein lebendes weibliches Wesen, dem Lewis es nicht besorgen würde; für einen Siebzehnjährigen mit flammender Akne hatte er bemerkenswerte Selbstwertreserven. Trotzdem verspürte Steven einen Stich des Zorns und hatte plötzlich das Bedürfnis, das braune Haar und das grüne Samtband zu verteidigen.
    »Ja, aber würde ich es dir besorgen?«
    Die Jungen drehten sich um und erblickten Emily Carver ein paar Schritte hinter sich. Steven errötete bis zu den Haarspitzen, und die anderen scharrten mit den Füßen und schauten weg.
    Unerschütterlich wie immer, prahlte Lewis lahm: »Na klar, aber hallo.«
    Emily Carver blieb stehen, musterte ihn mit neugieriger Miene bedächtig von oben bis unten und platzte dann laut heraus.
    Es war niederschmetternd. Nichts, was sie hätte sagen können, hätte Lewis gnadenloser vernichten können, und seine Akne glühte förmlich auf. Steven war ein loyaler Freund, deshalb schaute er weg, um sein Grinsen zu verbergen.
    Noch immer kichernd schritt Emily zwischen den Jungen hindurch und strebte auf die Klassenzimmer zu.
    Lalo knuffte Lewis gegen die Schulter. »Die hat’s dir aber gegeben, Sackgesicht.«
    Lewis knuffte um einiges fester zurück. »Danke, dass du mir gesagt hast, dass sie da war, du Wichser.«
    »Ich bin doch nicht deine Mummy. «
    »Verpiss dich.«
    Steven hielt sich raus. Lewis war sein bester Freund, doch es war schön, ihn hin und wieder auf die Nase fallen zu sehen. Das hatte er nötig. Sonst wäre er unausstehlich. Unausstehlich war ein gutes Wort. Steven hatte es gerade gelernt und bemühte sich, es überall anzubringen. Hierfür war es perfekt.
    Er sah Emily Carver vor ihnen hergehen und war sich bewusst, dass seine kleine Gruppe in unausgesprochenem Einverständnis langsamer geworden war, damit sie sie nicht einholen würden. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sie besiegt hatte.
    Für Steven fühlte es sich eigentlich gar nicht wie verlieren an.
    Als er nach Hause kam,

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