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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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frühmorgendlichen Wolken, wie Wattebäusche an einem blassblauen Himmel. Mrs Barlows Anhänger tauchte kurz auf, und sie griff nach der Schlinge aus Strohschnur, die an der Seite befestigt war. Ihre Finger brannten, als sie losgerissen wurden. Sie quietschte auf.
    Das hier war kein Traum.
    Das hier passierte tatsächlich.
    Das Quietschen erinnerte sie daran, dass sie eine Stimme hatte, und sie sagte »Hilfe«, in einem Tonfall, der zugleich zaghaft und eingeschnappt klang.
    Es war ihr peinlich, wie das Opfer in einem Film um Hilfe zu schreien, wo sie doch Jess Took war, und die war doch bloß ein ganz normales Mädchen in einer langweiligen Gegend. Trotzdem rief sie noch einmal, lauter, und der Mann drückte ihr die Hand so fest auf Mund und Nase, dass ihr die Augen tränten. Augenblicklich hatte sie das Gefühl, dass ihr Gewalt angetan wurde, und zwar auf eine Weise, wie sie es nicht empfunden hatte, als sie aus dem Wagen ihres Vaters gezerrt und über ein Stück erdiges Heideland geschleift worden war. Die Hand war aus Wolle und roch nach Schmutz. Sie versuchte, sie abzuschütteln, doch der Mann fasste ihr Gesicht jetzt ganz fest – quetschte ihre Zähne in die weichen Lippen und drückte ihr die Luft ab; seine überwältigende Kraft nahm ihr das, was von ihrer eigenen noch übrig war.
    »Wenn du schreist, schieß ich dir in den Kopf«, sagte er ihr ruhig ins Ohr.
    Jess hatte mit einem Mal das Gefühl, Gummi in den Beinen zu haben. Sie schluchzte, gleichermaßen aus Angst und aus Scham.
    Er drehte sie um und schob, anstatt zu ziehen. Etwas Hartes traf ihr Gesäß, und sie kippte nach hinten und landete ein kurzes Stück tiefer auf etwas, das sich wie ein harter Teppich anfühlte.
    Ihre Beine wurden hochgehoben und hinterhergeschoben, und sie hatte gerade noch Zeit zu begreifen, dass sie sich im Kofferraum eines Autos befand, ehe der Deckel herunterklappte und mit einem einzigen metallischen Geräusch ihren Schrei, das Licht und jegliche Vorstellung davon abwürgte, wie ihre Welt einmal sein würde.
    Die Jagd war eine Pleite.
    Die Hunde folgten den von Männern auf Quadbikes gelegten Fährten bis zu ihrem enttäuschenden Ende und nahmen dabei nicht ein einziges Mal die Witterung eines zufällig vorbeigekommenen Fuchses auf. Blue Boy stolperte nach dem Sprung über den Bach unten beim Dorfanger von Withypool, und am Ende des Ritts ging er unklar. Der Huntsman, der die Meute führte, verschwendete eine Viertelstunde damit, einen Hund aus einem Stacheldrahtzaun herauszuschneiden. Und dieser Idiot Graham Gigman, der seine Pferde nie richtig unter Kontrolle hatte, überholte immer wieder das Feld und den Master auf seinem Zossen mit den vier weißen Beinen und den Fischaugen, den man John Tooks nicht ganz so bescheidener Meinung nach hätte schon abknallen sollen, als er aus der Stute geglitscht war.
    Alles in allem war John Tooks Laune im Keller, als sie wieder am Fuß des Dunkery Beacon ankamen, wo sie die Pferdetransporter abgestellt hatten.
    »Na, wenigstens hat’s nicht geregnet«, brüllte Graham Gigman, als sein grässliches Vieh zum letzten Mal seitwärts an Took vorbeitänzelte. Bis zum nächsten Mal.
    Took beachtete ihn nicht und rutschte von Blue Boys Rücken. Das linke Vorderfußwurzelgelenk des Braunen war dick angelaufen.
    Toll. Er würde Montag Scotty reiten müssen, und Scotty machte nicht halb so viel her wie Blue Boy.
    Took knallte die Transportertür hinter Blue Boy zu, nahm die verschwitzte Reitkappe ab und öffnete die Tür der Fahrerkabine.
    »Nicht ein einziger verdammter Fuchs«, meldete er Jess.
    Nur das Jess nicht da war.
    Stattdessen klebte ein Zettel auf dem Lenkrad. Ein gelbes Papierviereck.
    John Tooks Mund wurde schmal. Diese verdammte Göre und ihre Teenager-Rebellion. Vor der Scheidung war sie so ein umgängliches Kind gewesen. Wohin war sie denn jetzt schon wieder abgehauen?
    Er streckte die Hand aus und löste den Zettel vom Lenkrad. Als er las, was darauf stand, verwandelte sich sein verärgertes Stirnrunzeln in eines der Verwirrung. Die Botschaft bestand aus vier ungelenken Worten, die sowohl simpel als auch vollkommen mysteriös waren.
    Ihr liebt sie nicht.
    2
    Es gab einen Ort zwischen Licht und Dunkelheit – zwischen Leben und Tod –, wo Jonas Holly lebte, nachdem seine Frau gestorben war.
    Er war gespalten – in das, was sein Körper machte, und in das, was in seiner Seele vor sich ging. Zwischen beiden herrschte eine scharfe Trennung. Jeden Tag wachte er auf, stand auf, zog

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