Ihr stolzer Sklave
hatte ziemlich starke Schmerzen.“ Iseult zuckte mit den Achseln, als wäre es nicht wichtig. Sie sprang auf die Füße und ergriff Davins Hände. Seine umschlossen die ihren und gaben ihr das Gefühl von Sicherheit. „Ist sie dir wirklich so wichtig, diese Schnitzerei?“
„Das ist sie. Und zudem ist sie Teil eines Geschenks, das ich dir machen möchte. Er wird deine Brauttruhe vollenden.“
Sie wollte ihm sagen, dass die Truhe doch nur ein hölzerner Kasten ohne jede Bedeutung sei. Aber er hatte Seamus beauftragt, ein Kunstwerk daraus zu machen, ein Kleinod. Obwohl Davin selbst nicht würde sagen können, warum dem so war, konnte Iseult erkennen, dass die Truhe ihm sehr viel bedeutete.
Sie stieß einen Seufzer aus. „Dann will ich gehen.“ Sie strich ihm mit der Hand über die Wange und fügte hinzu: „Und ich werde einen Wächter mitnehmen. Du musst mich nicht begleiten. Ich weiß doch, dass deine Verpflichtungen deinem Vater gegenüber wichtiger sind.“ Als Sohn eines Anführers hatte Davin bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Doch nicht nur deswegen ließ sich Iseult zu dieser Bemerkung hinreißen; sie wollte auch nicht, dass der Sklave glaubte, sie habe Angst vor ihm.
Sie würde nicht zulassen, dass ein arroganter Mann Macht über sie hatte.
Iseult straffte die Schultern und bereitete sich auf das vor, was kommen würde.
Drei Tage später betrat Iseult die Holzschnitzerhütte, als wäre das Treffen mit dem Sklaven nur eine lästige Angelegenheit und nicht etwas, vor dem sie sich fürchtete. Sei zuversichtlich, ermahnte sie sich. Habe keine Angst vor ihm.
„Du da!“ Sie deutete auf den Mann vor ihr. „Was für einen Zauber hast du über Davin geworfen?“
Einen Wetzstein und eine Eisenklinge in Händen, drehte sich Kieran zu ihr um. „Nicht den geringsten.“ Obwohl es nur ein Schnitzmesser war, schlug Iseults Herz ein wenig schneller. Die Art, wie er es hielt, schüchterte sie ein.
Er zog es über den Wetzstein, bis es scharf war.
Iseult sah ihn zweifelnd an und ließ den Beutel mit Vorräten fallen, ehe sie sich auf einen Baumstumpf niedersetzte. Sie hatte einen von Davins Leuten vor den Eingang der Hütte postiert. Der Mann war nicht wenig verwundert gewesen, als sie ihm zu verstehen gab, dass er sie zu bewachen hatte.
Aber so fühlte sie sich besser.
„Vermutlich weißt du, warum ich hier bin. Wegen der Schnitzerei, meine ich.“ Die Worte strömten ihr über die Lippen, bevor sie sie zurückhalten konnte. Sie hörte sich eher wie ein daherplapperndes junges Mädchen an und nicht wie eine gestandene Frau. Natürlich wusste er, warum sie da war.
„Du möchtest ein aus Holz geschnitztes Bildnis von dir.“ Er sagte es leichthin.
Wie konnte er das annehmen? Die Schnitzerei war ganz und gar nicht ihre Idee gewesen. Ein auf diese Weise gefertigtes Porträt war das Letzte, was sie sich wünschte.
Doch dann sah sie das Funkeln in seinen Augen und fragte sich, ob Kieran sie bewusst provozieren wollte. Die dunklen Haare hingen ihm ungekämmt über die Schultern, und seine dämonischen Augen waren so schwarz, wie es auch nur seine Seele sein konnte. Seine Tunika hing lose an seinem Körper, noch immer blutbefleckt von den Wunden auf seinem Rücken.
„Du wirst nicht lange bleiben müssen“, sagte er. In seiner Stimme schwang eine Spur von Zorn mit, gerade so, als hasste er es, herumkommandiert zu werden. Er ließ das Messer sinken und wickelte es sorgfältig in Leder ein. Dann griff er nach dem Hohlbeitel.
Iseult sah sich in Seamus’ Hütte um. Ein- oder zweimal war sie hier gewesen, sie war groß genug für zwei Personen. An der einen Wand lag eine Strohmatte, an der anderen stand eine Werkbank. Die ganze Hütte war nicht breiter als dreizehn Fuß im Durchmesser und aus Lehm und Flechtwerk hergestellt. Iseult erinnerte sich, dass das Dach oft undicht war.
„Du bleibst hier?“
„Für den Moment. Bis er es anders befiehlt.“ Wieder spürte sie die Rebellion in seiner Stimme.
Iseult betrachtete die Werkbank. Es schien, dass Kieran den Nachmittag damit verbracht hatte, alle Werkzeuge vorzubereiten. Zusammen mit Holzhämmern und Meißeln war eine Reihe von Messern und Hohleisen auf dem Tisch ausgelegt. Die Luft roch nach Holzspänen, und in der Feuerstelle glimmten Scheite.
Iseult schnupperte misstrauisch und wandte sich dann zu ihm um. „Was hast du heute Abend als Nachtmahl gegessen?“
Kieran antwortete nicht und
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