Ihr stolzer Sklave
Kinn. „Dann tu es doch.“
Davin drehte das Messer im Sonnenlicht und ließ die Metallschneide aufblitzen. „Ich könnte es. Aber dann hättest du, was du wolltest. Und ich hätte das Silber verloren, das ich für dich ausgegeben habe.“ Davin streckte die Hand aus und half ihm auf die Füße. Er schnitt die Fesseln an seinen Füßen durch, ließ seine Hände aber zusammengebunden. „Wie ist dein Name?“
„Kieran vom Stamme der Ó Brannon.“
„Ich habe von deinen Leuten gehört. Sie leben weit weg von hier, nicht wahr?“
Kieran antwortete nicht. Das musste er auch nicht, denn Ó Falvey wusste es bereits. Er betrachtete seinen Feind genauer. Der flaith strahlte eine ruhige Selbstsicherheit aus und zeigte keine Spur von Beklommenheit.
Davin betrachtete ihn, als versuchte er, eine Entscheidung zu treffen.
„Du willst deine Freiheit. Das kann ich verstehen, und vielleicht kann ich sie dir versprechen, als Gegenleistung für deine Dienste.“ Kieran antwortete nicht. Nichts würde ihn dazu bringen, freiwillig die Sklaverei zu ertragen. Eher würde er sterben, denn als Sklave eines anderen Mannes zu leben.
Davin griff in eine Falte seines Mantels und hielt eine hölzerne Figur hoch, das geschnitzte Abbild von Kierans Bruder Egan. „Vielleicht möchtest du auch dieses zurückgewinnen.“
Die Schnitzerei. Fluchend versuchte Kieran trotz seiner gefesselten Hände nach ihm zu schlagen. Aber Davin wich zur Seite aus und schickte ihn dann mit einem Fußtritt zu Boden. Kieran schmeckte Blut und Schmutz.
Aber es kümmerte ihn nicht, und er versuchte noch einmal anzugreifen.
Bei allen Göttern, dieses Stück Holz war alles, was ihm noch von Egan geblieben war. Es war nur ein Stück Eibe, aber er hatte es vor Jahren seinem Bruder geschenkt. Dass er es jetzt in der Hand seines Herrn erblickte, entzündete die gleiche Wut in ihm, wie er sie gegenüber den Sklavenhändlern empfunden hatte.
Davins Schlag erwischte ihn und drückte ihm die Luft aus den Lungen.
Kieran krümmte sich und rang nach Atem. Blut sickerte aus den Wunden auf seinem Rücken, aber er unterdrückte den Schmerz.
„Hast du das geschnitzt?“, fragte Davin ruhig und ließ die Finger über die Figur gleiten. Kieran starrte den Mann nur böse an. Heftige Wut stieg in ihm auf. Es war ein Fehler gewesen, Davin zu zeigen, dass die Figur ihm wichtig war. Jetzt zwang er sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen, während er sich aus der knienden Stellung erhob.
„Du bist geschickt“, stellte Davin fest. „Ich denke, ich weiß einen Weg, wie du dir deine Freiheit verdienen kannst. Und das hier.“ Er steckte die Figur wieder in die Falte seines Mantels. „Komm.“ Davin packte den Strick, der Kierans Hände fesselte, und Kieran folgte ihm mühsam.
Er glaubte keinen Moment lang daran, dass Davin ihn freilassen würde.
Die Glieder taten ihm weh, und sein Mund war von salzigem Blutgeschmack erfüllt. Mehr als einmal stolperte er. Vor Schwäche zitterten ihm die Knie.
Davin führte ihn in eine abgedunkelte Hütte, in der Kieran den schalen Geruch nach Bier und altem Stroh wahrnahm. Nahe der Tür stand eine große Eichentruhe, die ihm bis an die Oberschenkel reichte. Ihre Länge betrug etwas mehr, als er mit ausgebreiteten Armen hätte andeuten können.
Die komplizierte Schnitzerei war alt, das Holz hart und abgelagert. Auch wenn sein geübtes Auge einige Fehler entdeckte, Kerben, die gegen die Maserung gesetzt waren, konnte die Truhe als ein Meisterwerk bezeichnet werden. Und sie war noch nicht fertig.
„Das ist eine Truhe, die vom Vater meiner Braut in Auftrag gegeben wurde. Sie sollte schon letzten Winter fertig werden, als Teil ihrer Mitgift.“
„Wer schnitzte sie?“
„Das tat Seamus“, sagte Davin mit leiser Stimme und zeigte auf die leere Strohmatratze. „Aber er wurde krank und starb vor einer Woche.“ Er senkte respektvoll den Kopf und machte das Kreuzzeichen.
Kieran strich mit der Hand über das Holz, als wäre es ein vertrauter Freund. Er war versucht, sich in die Tage zurückzuversenken, als er stundenlang die Zeit und alles andere außer dem Holz vergaß. Das Holz fehlte ihm.
„Eine Aufgabe wie diese wäre eine einfache Sache und für dich ein würdiger Zeitvertreib …“, Davin hielt inne, „… außer du bedienst lieber am Tisch meines Vaters oder arbeitest auf den Feldern.“ Kieran hatte weder vor, das eine noch das andere zu tun. „Hast du
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