Ihr stolzer Sklave
löste sich von ihr. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Während er seine Kleidung richtete, sagte er: „Du weißt nicht, was du da verlangst.“
„Ich verlange von dir, dass du mir eine Chance gibst. Ich …“ Sie gab sich einen Ruck, bevor sie die Worte sprach, die so viel von ihrem Gefühl enthüllten. „Ich habe dich gern.“
Er nahm sie um die Taille. „Schau mich an!“ Sein Gesicht war hart und gnadenlos. „Für Männer wie mich gibt es keine zweite Chance. Ich bin ein Nichts.“
„Glaubst du, es kümmert mich, ob du ein Sklave oder ein König bist? Es ist nicht wichtig.“
„Doch, das ist es. Es ist wichtig für mich.“ Seine Stimme drückte absolute Überzeugung aus. Sie hatte nicht geglaubt, dass er auf Frau und Kind verzichten würde, wenn er sie nicht versorgen konnte.
Wenn er dich lieben würde, wäre es nicht wichtig, ob er Land besitzt oder nicht, meldete sich warnend ihr Herz. Nun war es schmerzhaft klar, dass ihm nichts an ihr lag.
Er ließ sie los, und sofort vermisste sie seine Wärme. Sie trat noch weiter von ihm fort. Ihre Kehle brannte. Mit einem Mal fühlte sie sich so schwach, dass sie am liebsten zu Boden gesunken wäre und die Augen geschlossen hätte.
„Wenn wir Aidan gefunden haben, möchte ich, dass du mich vergisst“, sagte Kieran. „Suche dir einen Mann, der dir Heim und Kinder schenkt, wie du es verdienst.“
„Ich habe den Mann gefunden, den ich will“, sagte sie. Die Kehle wurde ihr so eng, und ihr war zum Weinen zumute. „Aber du willst uns keine Chance geben.“
„Nein, das will ich nicht.“ Der Zorn gab seiner Stimme einen schneidenden Klang. „Aber ich will dich nicht zwingen, das Leben zu ertragen, das ich mir gewählt habe.“
Doch warum nur hatte er sich eine solch freudlose Existenz erwählt? Er musste nicht so leben.
„Wenn ich bei dir bin, ist mir alles andere egal.“ Während sie mit Worten darum kämpfte, seine Meinung zu ändern, erkannte sie, dass es vergeblich war. Und es schmerzte mehr, als sie es sich je hätte vorstellen können.
Wut stieg in ihr hoch. Sie war es müde, immer zurückgelassen, immer verlassen zu werden von den Männern, die sie liebte.
Er blickte sie bedrückt an. „Eines Tages wirst du den Mann finden, der dich glücklich machen kann. Dann wirst du sehen …“
„Versuch nicht, mich zu überzeugen. Du hast deine Entscheidung getroffen.“
Kieran ließ sie gehen. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie würde seine Gründe nicht verstehen.
So lange war der Tod sein Begleiter gewesen, dass er für niemanden mehr verantwortlich sein wollte. Das Beste war, nicht an einem Ort zu bleiben und nicht wieder eine Familie zu haben. Ohne ihn waren alle besser dran.
Um ihres Sohnes willen musste Iseult in einem Clan leben. Es war nicht fair, von ihr zu verlangen, alles aufzugeben. Críost , er konnte ihren Schmerz sehen. Und er verabscheute sich dafür, der Grund für diesen zu sein.
Mit gesenktem Kopf stand sie neben ihrem Pferd. Er trat näher und streckte unwillkürlich die Arme aus, um sie von hinten zu umfassen. Einen Augenblick später erstarrte er und ließ die Arme sinken. Er hatte sie bereits genug verletzt.
„Heute werden wir deinen Sohn finden. Ich schwöre es.“ Sie nickte. Doch als sie sich zu ihm umwandte, lag kein Hoffnungsschimmer mehr auf ihrem Gesicht. Nur Enttäuschung. Kieran sagte sich, dass alles anders sein würde, wenn sie Aidan erst einmal gefunden hatte.
Sie hatte dann ihren Sohn wieder, und ihn würde sie vergessen.
18. KAPITEL
Als sie sich dem winzigen Flecken Land in der Ferne näherte, war Iseult kaum mehr fähig, einen klaren Gedanken fassen. Sie war voller Hoffnung, auch wenn sie versuchte, sie zu unterdrücken. Sie wollte Aidan so schrecklich gern wiedersehen.
Die Hand schützend über die Augen haltend, hielt sie nach einem kleinen Jungen Ausschau. Inzwischen würde er laufen, ja sogar rennen können.
Sein weiches Babygesicht wäre verschwunden, die schmalen Züge eines Kindes mussten an dessen Stelle getreten sein. Während Kieran ihr den Weg wies, sagte sie eine Reihe von Gebeten auf. Als er endlich sein Pferd zügelte, erspähte sie in einiger Entfernung ein einsames Anwesen.
Unfähig, auch nur noch eine Minute länger zu warten, trieb Iseult ihr Pferd an. Die runde Steinhütte war groß genug, um ein behagliches Heim zu bieten. Gewiss war es keine arme Familie. Gleichmäßig gezogene Furchen, in
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