Ihr stolzer Sklave
sie hingehen konnte. Einen Ort, wo sie ihre eigene Entscheidung treffen konnte. Einen Ort, wo jemand sie verzweifelt liebte.
„Bring mich nach Lismanagh.“
Dass sie ihn verließ, war das Schwerste, was er je hatte beschließen müssen. Kieran prägte sich Iseults schönes Gesicht ins Gedächtnis, das Haar fiel ihr in der Farbe eines dahinschwindenden Sonnenuntergangs über die Schultern. Welche Trauer hatte in ihren Augen gelegen, als sie glaubte, er wollte sie nicht bei sich haben.
Weit gefehlt! Er wollte sie mehr, als er je eine Frau gewollt hatte. Branna verblasste im Vergleich zu ihr.
Als er ihr Lebewohl sagte, hatte er sie fest in die Arme nehmen und ein letztes Mal ihre Lippen auf den seinen spüren wollen. Doch sie hatte Distanz zu ihm gewahrt und ihn nicht näherkommen lassen.
Die Zurückweisung überraschte ihn und verletzte seinen Stolz. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie hatte beschlossen, zu Davin Ó Falvey zurückzukehren, dem Mann, der auf eine Weise für sie sorgen würde, wie Kieran es nie konnte.
Überraschenderweise packte ihn bei dem Gedanken eine wilde Wut, und ein heftiger Besitzanspruch meldete sich in ihm. Er hatte geglaubt, das Richtige zu tun, indem er sie gehen ließ. Die Wahrheit war jedoch, dass es ihm jetzt gar nicht gefiel. Er wollte, dass sie bei ihm blieb, während sie nach Aidan suchten, wie lange das auch dauern mochte.
Iseult war durch das Tor verschwunden, und er kam sich wie ein Eindringling vor, der hinter ihr herspionierte. Doch er musste sich vergewissern, dass sie in Sicherheit war.
Kieran kroch zum Rand der Befestigung und beobachte sie weiterhin durch die schmalen Ritzen. Als Davin aus der Hütte trat, zeigte sein Gesicht einen erstaunten, aber glücklichen Ausdruck. Er öffnete die Arme und hieß sie mit einer herzlichen Umarmung willkommen.
Kieran hatte nicht mit der Eifersucht gerechnet, die ihn traf. Es war, als wäre eine Faust in seinem Magen gelandet. Sie gehört mir . Er unterdrückte ein wütendes Grollen. Am liebsten hätte er die hölzerne Palisade in Stücke geschlagen und gefordert, Davin sollte sie sofort wieder loslassen.
Großer Gott, was war er für ein Narr, dass er sie nicht festgehalten hatte!
Und auch wenn er ganz und gar nicht der richtige Mann für sie war, so war das hier noch nicht zu Ende.
Noch lange nicht.
Du hast es so gewollt. Du warst derjenige, der ihr sagte, es gebe keine Zukunft.
Aber das war die Wahrheit, oder etwa nicht? Er hatte nichts zu geben.
Warum sollte sie bei einem Mann wie ihm bleiben wollen? Einst war er der beste Krieger seines Stammes gewesen und hatte in die Fußstapfen seines Vaters treten sollen. Jetzt war er so tief gefallen, dass er nicht glaubte, jemals wieder der Mann sein zu können, der er einmal war.
Kämpfe um sie, drängte ihn eine innere Stimme.
Er packte einen der Stützpfeiler der Umfriedung und umklammerte ihn so fest, dass sich Holzsplitter in seine Handflächen bohrten. Das würde heißen, nach Hause zurückzukehren und aufzubauen, was verloren gegangen war. Es würde heißen, seiner Familie gegenüberzutreten.
Er hatte nie vorgehabt, Duncarrick je wieder zu betreten. Er wollte nicht in den Augen seines Vaters lesen, dass er ihm die Schuld am Tod Egans gab.
Sein Vater hatte seinen jüngsten Sohn am meisten geliebt, überhaupt hatte keiner dem Lächeln des Jungen widerstehen können. Egan hatte zu Kieran aufgesehen und alles nachgeahmt, was dieser tat. Statt dass es ihn ärgerte, hatte es ihn beschämt. Er hatte des Podests würdig sein wollen, auf das sein Bruder ihn stellte.
Aber jetzt war Egan nicht mehr am Leben.
Konnte er nach Duncarrick zurückkommen? Er wusste nicht, ob sein Stamm ihm vergeben hatte. Es war so lange her, seitdem er sein Zuhause verlassen hatte. Wie einen Ausgestoßenen könnten sie ihn auffordern, den Ort nie wieder zu betreten.
Kieran erhob sich und ging zu seinem Pferd. In seinem Kopf entwickelte sich ein Plan. Aidan bedeutete Iseult alles. Er hatte vor, das Kind zurückzuholen, koste es, was es wolle.
Und danach würde er einen Weg finden, ihr das Glück zu schenken, von dem sie träumte.
Iseult saß in der Hütte des Holzschnitzers und starrte auf die Werkzeuge, die Kieran zurückgelassen hatte. Es war mitten in der Nacht, und sie hatte nichts als eine kleine Öllampe bei sich, um das Dunkel zu erhellen. Sie hing ihren Erinnerungen nach, den Erinnerungen an Kieran.
Ihre
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