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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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würde. Er trug die Bürde eines jeden Lebens, das verloren gegangen war – denn es war die Pflicht eines Stammesführers, für jeden einzelnen zu sorgen.
      Er hatte gesehen, wie sein Vater Marcas allein dagesessen und auf die verwüsteten Felder gestarrt hatte. Die Leere in Marcas’ Augen hatte in Kieran den Wunsch geweckt, auf irgendeine Art zu helfen.
      Iseult zog die Knie an. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. „Das dachte ich mir. Du hast dich nie wie ein Sklave benommen.“ Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Ich glaubte, du seist ein Krieger.“ Sie griff nach seinem Arm. Sie brauchte beide Hände, um die starken Muskeln zu umfassen.
      Es war nicht zu glauben, aber bei ihrer liebevollen Berührung erwachte in ihm schon wieder die Leidenschaft. „Ich kann so gut kämpfen wie jeder andere“, gab er zu. „Aber mein Vater wollte, dass ich sie anführe.“
      „Ist dein Vater noch am Leben?“
      „Ich weiß es nicht.“ Als Kieran beschloss, Egan zu suchen, hatte sein Vater getobt und gedroht, ihn zu verstoßen. Gemurmelte Flüche waren die letzten Abschiedsworte gewesen, die er vernommen hatte. Wenn man bedachte, welch ein Leben er seither führte, so hatten die Flüche sicher ihre Wirkung gezeigt.
      Iseult fragte ihn nicht weiter aus, und er war ihr dafür dankbar. „Was geschah, nachdem ich dich mit Davin zurückließ?“, fragte er.
      „Ich ritt hierher.“
      „Und Davin ließ dich ziehen?“
      „Ich verließ noch vor der Morgendämmerung den Ringwall.“ Sie streifte sich ihr léine über. „Nur Deena wusste, wo ich hingehen wollte.“ Ihn überlief es kalt bei der Vorstellung, dass Iseult allein unterwegs war.
      Sie hätte angegriffen oder verletzt werden können. Selbst eine Entführung wäre möglich gewesen, hätten die Lochlannachs sie entdeckt.
      Die Füße unter ihrem Gewand verborgen, sah sie so unschuldig aus wie ein Kind. Im Licht der Flammen schimmerte ihr Haar feurig rot. O Gott, sie raubte ihm den Atem. Er würde nie verstehen, warum sie ausgerechnet einen Mann wie ihn wollte.
      „Geh nicht nach Lismanagh zurück“, warnte Kieran. Er erhob sich und zog seine Beinlinge an. Jetzt, wo sie beide wieder angekleidet waren, schwand die intime Atmosphäre.
      „Das werde ich nicht“, versprach sie. Dann stand sie auf, schlang die Arme um seine Taille und legte die Wange an seine Brust. Kieran hielt sie so fest, als wollte er ihr noch einmal Lebewohl sagen.
      „Wir werden Aidan finden“, versicherte er ihr. „Ganz gleich, wie lange es auch dauern mag.“ Er meinte seinen Schwur ernst. Er wollte ihr dieses Geschenk machen, wollte die Freude auf ihrem Gesicht sehen.
      Sie drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, und er hielt sie an sich gepresst und fragte sich, ob er jemals die Kraft haben würde, sie gehen zu lassen.
      An diesem Morgen ritten sie die meiste Zeit schweigend nebeneinanderher.
      Während ihrer Reise versuchte Iseult mit aller Kraft an nichts zu denken und sich keiner Hoffnung hinzugeben. Trotzdem ging ihr ihr kleiner Sohn nicht aus dem Kopf, und sie fragte sich, ober sich wohl noch an sie erinnerte. Würde Aidan vielleicht weinend fortlaufen, wenn er sie sah? Die Kehle wurde ihr eng von nicht geflossenen Tränen. Fast schlimmer war es, nicht zu wissen, ob er wirklich noch lebte oder nicht.
      Kieran führte sie immer weiter nach Osten, dorthin, wo die Berge in Hügel übergingen. So weit war Iseult bisher noch nie gekommen, und die ungewohnte Umgebung weckte ein unbehagliches Gefühl in ihr. Auf den Wiesen weideten Schafe, und nur ab und zu zeichneten sich ein Kloster oder ein winziges Dorf in der Landschaft ab.
      Um die Mittagszeit hielten sie an, um etwas zu essen. Iseult stieg vom Pferd und griff nach dem Proviant. Sie kämpfte mit der Verschnürung des Sacks. Kieran trat hinter sie und legte die Hände auf die ihren, die sich mit den Knoten abmühten.
      „Lass mich das machen.“
      Sie hätte beiseitetreten müssen, um ihm freie Hand zu geben.
      Stattdessen blieb sie, wo sie war, und schmiegte sich an ihn. Sie spürte seine warme Haut und den leisen Duft nach Holz, der ihn umgab. Die Arme um ihre Taille, löste er die Knoten. Als die Schnur abfiel, drehte sie sich zu ihm um. Sie legte die Hände auf seine Brust und hob ihm das Gesicht entgegen.
      „Noch ein paar Stunden und wir werden dort sein“, sagte er. Ein unausgesprochenes Begehren lag in seinen braunen Augen, während er sie anblickte. Und doch

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