Ihr stolzer Sklave
denen das Korn spross, umgaben die Wohnstätte.
Bitte, lieber Gott, lass ihn hier sein . Als sie schließlich den Ort erreichte, erlosch all ihre Hoffnung. Etwas stimmte hier nicht. Sie konnte kein Herdfeuer riechen. Und es hätten Tiere da sein müssen – Gänse und Schweine, Kühe und Pferde. Rund um die Hütte waren zwar Pferche gebaut, aber sie standen leer.
Stirnrunzelnd hielt Kieran sein Pferd an. Auch er spürte, dass es nicht in Ordnung war.
Iseult schloss die Augen, und die Gebete erstarben auf ihren Lippen.
Während sie zur Wohnstätte eilte, ließen ihr die Stimmen des Zweifels keine Ruhe. Was dachtest du denn? Dass du ihn nach all der Zeit wiederfinden würdest?
Die Hütte stand leer. Zwar war in der Feuerstelle noch Torfasche, aber es gab keine Strohmatten, nichts von den Habseligkeiten einer Familie. Wenn Aidan hier je gelebt hatte, dann war er jetzt fort.
Sie wirbelte herum und sah Kieran in der Tür stehen. „Wo sind sie?“ Mit ungläubigem Gesicht schüttelte er den Kopf. „Es sind erst acht Tage her, da sah ich eine Familie hier wohnen. Der Bedienstete deiner Mutter brachte ihr Vorräte.“
„Sahst du Aidan?“
„Ich sah die Familie. Eine Frau mit ihrem Mann und ihren Kindern.“
„Das habe ich nicht gefragt. Sahst du meinen Sohn ?Schwarze Haare, blaue Augen.“ Sie sprudelte die Worte hervor, als würde die Beschreibung Kieran etwas sagen. Aber natürlich war dem nicht so.
Kieran griff nach ihrer Hand. „Ich glaube, dass er hier ist. Ich habe keine Zweifel daran, dass Caitleen mit dieser Familie seine Pflegschaft ausgehandelt hat.“
Iseult schob ihn beiseite und ging wieder nach draußen. Sie wollte nicht hören, was Kieran glaubte. Groll stieg in ihr auf und ließ sie in fast hilfloser Wut versinken. Sie hatte ihm vertraut, hatte ihre Hoffnung auf ihn gesetzt und gedacht, dass sie Aidan wieder in die Arme würde schließen können.
Ihre Augen waren blind von Tränen, die schließlich über ihre Wangen strömten. Und als Kieran versuchte, sie zu trösten und in die Arme zu nehmen, ließ sie es nicht zu. „Du hast ihn nie gesehen. Du weißt gar nicht, ob er überhaupt je hier war.“
„Das ist der Ort, wo es am wahrscheinlichsten schien. Aber wir werden ihn finden.“
„Wir?“, erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme. „Es gibt kein Wir. Du sagtest bereits, dass du mich nicht bei dir haben willst.“ Jetzt ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf und hielt sie nicht länger zurück. „Selbst wenn wir ihn finden, du würdest mich trotzdem verlassen.“
Damit hatte er ihr den endgültigen Stoß versetzt. Kieran hatte behauptet, dass er ihr helfen, dass er Aidan finden wollte. Am Ende aber würde er gehen, wie es auch Murtagh getan hatte.
Sie konnte es nicht noch einmal ertragen. Und je länger sie mit Kieran beisammenblieb, desto schlimmer würde es sein, wenn er dann unumstößlich fortging. Er liebte sie nicht. Jedenfalls nicht genug, um die Vergangenheit ruhen zu lassen und ein Heim für sie beide zu schaffen. Sie verstand, dass nichts, was sie sagte, seine Meinung ändern konnte.
Solange er nicht zu der Überzeugung kam, dass es möglich war, ein gemeinsames Leben aufzubauen, konnte es keine Gemeinsamkeit geben.
„Wir können die anderen Dorfbewohner fragen“, schlug Kieran vor.
„Vielleicht wissen sie, wohin die Familie gezogen ist. Es gibt immer noch eine Chance.“ Er umfasste ihr Gesicht mit der Hand und wischte ihre Tränen fort. „Gib die Hoffnung nicht auf. Nicht, wo du doch so nah am Ziel bist.“
Sie legte die Hand auf seine und wünschte sich, sie könnte für alle Ewigkeiten die Erinnerung an seine Berührung bewahren. Doch es war besser, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, als dass der Herzenskummer noch schlimmer würde.
„Ich werde Aidan nie aufgeben“, schwor sie. Sie hob den Blick zu ihm und sah ihn an, während sie fortfuhr: „Aber ich kann die Suche nicht mit dir gemeinsam fortsetzen. Es tut zu weh.“
Er lehnte die Stirn an ihre. „Es tut mir leid. Ich wollte ihn wirklich für dich finden.“ Sie hörte die Niedergeschlagenheit aus seiner Stimme heraus. Er würde nicht um sie kämpfen, noch versuchen, sie zu überzeugen, bei ihm zu bleiben.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“ Er streichelte ihren Nacken.
Sie konnte nicht nach Hause. Sie konnte nicht zu Caitleen zurück, nachdem sie jetzt wusste, was ihre Mutter getan hatte.
Doch es gab einen Ort, wo
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