Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
sich anzuschauen lohnt«, murmelte Henderson, diesmal vorsichtiger, damit der Sergeant ihn nicht hören konnte. Darren Wilkes marschierte zusammen mit den anderen zu dem kleinen Küchengarten und wurde in die feuchteste Ecke abkommandiert. Onkel Stan hätte diese Aufgabe bestimmt genossen – er war Hobbygärtner, und er hätte diesen Garten sicherlich in Schuss gebracht. Ein Schnitt hier, ein Schnitt da, das Unkraut ausgerissen … muss ein großartiges Gefühl gewesen sein in der damaligen Zeit, in solch einem Haus zu leben mit einer Menge Dienstboten, die sämtliche Arbeit erledigten. Wenn ich jemals in der Lotterie gewinne … Doch im Grunde genommen hatte Darren nicht die leiseste Vorstellung, was er mit dem Geld anfangen würde, sollte er jemals ein Vermögen im Lotto gewinnen – außer einen schnellen Wagen kaufen und teure Urlaube machen. Im Lotto zu gewinnen gehörte nicht unbedingt zu seinen Tagträumen und rangierte Welten hinter seinem Lieblingstraum, gemeinsam mit Amanda Crane komplizierte Kriminalfälle zu lösen. Er stocherte in einem Haufen moosbewachsener Pflanzentöpfe in einer Ecke und scheuchte eine Vielzahl kleiner Tierchen auf, während er seinem Traum nachhing.
»Wilkes!« Ja, das war ihre Stimme. Er gestattete sich ein Lächeln und ging weiter zu einem zerbrochenen Frühbeet.
»Wilkes!«
»Oh, Mist!« Darren zuckte zusammen.
»Jawohl, Ma’am! Entschuldigung, Ma’am, ich hab Sie nicht gesehen.«
»Wir müssen heute Morgen mit diesem Gebiet fertig werden und den nächsten Garten absuchen. Es dauert viel zu lange. Ich möchte niemanden hetzen, aber versuchen Sie, sich ein wenig zu beeilen, ja? Sie haben ausgesehen, als würden Sie träumen, und still vor sich hin gegrinst!«
»Entschuldigung, Ma’am«, wiederholte der glücklose Wilkes mit puterrotem Gesicht. Sie wandte sich ab. Hoffentlich hatte niemand gehört, wie sie ihn kritisiert hatte. Sie hatte Recht – keine Zeit für Tagträume! Onkel Stan hätte es ebenfalls missbilligt. Mit konzentriert in Falten gelegter Stirn ging er in die Hocke und beugte sich über das Beet. Das Gebilde, das einst einen stolzen Viktorianer in die Lage versetzt hatte, preisgekrönte Gurken und Kürbisse zu ziehen, war in einem bedauernswerten Zustand. Das Holz war gebrochen, die Scheiben gesplittert oder verschwunden und mit Schmutz überkrustet. Vorsichtig, um sich nicht an den Glasscherben zu verletzen, hob Darren den Deckel der Konstruktion, während er jeden Augenblick damit rechnete, dass sie in sich zusammenfiel. Er spähte in das schattige, feuchte Innere. Es roch nach Moder und Fäulnis.
»Puh!«, murmelte Darren und rümpfte angewidert die Nase. Der Boden war mit altem, vermoderndem Stroh bedeckt, einer Brutstätte für Schnecken aller Art. In den Ecken standen noch mehr Blumentöpfe. Das Ganze lud nicht gerade zu weiterem Suchen ein, und Darren wollte den Deckel bereits wieder schließen, als ihm auffiel, dass die Töpfe – im Gegensatz zu denen von vorhin – zwar schmutzig waren, jedoch frei von Moos oder grünen Algen. Vielleicht hatten die Überreste des Deckels sie vor Wind und Wetter und zu viel Feuchtigkeit geschützt. Er hob einen Topf auf. Er war moosbewachsen, jedoch auf der Unterseite! Darren lief ein Schauer über den Rücken. Irgendjemand hatte diese alten Töpfe erst vor kurzer Zeit bewegt. Sie standen noch nicht lange in ihrer jetzigen Position. Er begann die Töpfe aufzuheben, ganz vorsichtig, einen nach dem anderen. Als er alle aus dem Frühbeet auf den Pfad neben sich gestellt hatte, schob er das darunter liegende Stroh zur Seite.
»Inspector Crane, Ma’am!« Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung, doch das war Darren in diesem Augenblick egal. Er hob den Arm.
»Inspector Crane! Hierher, Ma’am! Ich glaube, ich habe etwas gefunden!« Sie eilte zu ihm, genau wie Sergeant Morris, in dessen vierschrötigem Gesicht nichts als blankes Misstrauen zu sehen war.
»Was hat das zu bedeuten, Wilkes?«, grollte der Sergeant. Doch Darren ignorierte ihn völlig und wandte sich, getreu seinem Lieblings-Tagtraum, direkt an Amanda Sherlock Crane.
»Es liegt unter dem Stroh versteckt, Ma’am!«, berichtete Darren. Sie steckten die Köpfe zusammen, Amanda direkt neben dem von Darren, während Sergeant Morris sich frustriert bemühte, ebenfalls einen Blick in das Frühbeet zu werfen. Und tatsächlich, unter dem Stroh glänzte Metall.
»Ein Messer, Ma’am!«, rief Morris aufgeregt. Er stieß den gekränkten Darren Wilkes zur
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