Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
dann die Flucht ergriff.
»Komm zurück, Katze!«, kreischte Vicky ihm hinterher.
»Lass ihn gehen«, sagte ihr Vater friedlich.
»Und geh dir die Hände waschen, sei ein liebes Mädchen.«
»War das Wynnes Kater?«, fragte Laura, die in diesem Augenblick erneut das zerstörte Wohnzimmer betrat.
»Ich schlage vor, wir trinken eine Tasse Kaffee oder Tee, und dann gehe ich nach nebenan und frage sie, ob sie nicht Lust hat, mit uns zu Mittag zu essen.«
»Der Kaffee gehört zu den Dingen, die der Einbrecher auf dem Boden verstreut hat, Laura«, sagte Markby.
»Außerdem denke ich, dass ich im Augenblick lieber ein Glas Wein hätte.«
»Auch den haben wir mitgebracht!«, trumpfte Paul auf und brachte eine Reihe interessanter Flaschen zum Vorschein. Sie setzten sich ins Wohnzimmer und öffneten eine Flasche. Vicky bekam einen Karton mit Orangensaft und verschwand wieder draußen im Garten.
»So«, sagte Paul und hob sein Glas.
»Was macht das Verbrechen? Was habt ihr beide nur hier am Ende der Welt aufgescheucht? Als meine Tante Florrie noch in diesem Cottage gelebt hat, war das Dorf so tot wie ein Türnagel. Womit ich sagen will, dass nie irgendetwas passiert ist. Absolut überhaupt nichts. Keine Leichen, wohin man blickt. Keine Irren, die in Häuser eingebrochen sind. Welche faulen Geister habt ihr aus dem Schlaf geweckt?«
»Natürlich ist auch zu Zeiten deiner Tante schon das ein oder andere passiert«, entgegnete Meredith.
»Nur hat deine Tante entweder nichts davon gewusst, oder sie hat es dir nicht erzählt.« Paul trank einen Schluck von seinem Wein.
»Ich erinnere mich an Ernie Berry. Ein merkwürdiger Geselle. Er konnte fast alles reparieren, solange es nicht elektrisch war. Praktisch, jemanden wie ihn in der Nähe zu haben. Wenn ich mich recht entsinne, hat er für Tante Florrie die Dachrinnen gelötet.«
»Ich erinnere mich sehr gut an ihn«, sagte Laura.
»Ein ziemlich grauenhafter Bursche, und er schien nie ein Hemd zu tragen, nicht mal im Winter. Er hatte immer einen hageren Jungen im Schlepptau, der für ihn Handlangerdienste verrichtet und ihm geholfen hat.«
»Kevin«, sagte Meredith.
»Wir glauben, er ist Ernie Berrys Sohn.«
»Ziemlich wahrscheinlich sogar«, sagte Paul.
»Jedenfalls einer von ihnen.«
»Einer von ihnen?« Dieser Aspekt der Dinge war weder Meredith noch Alan in den Sinn gekommen.
»Sicher. Das ganze Dorf ist voll von Ernies Bastarden, so viel weiß ich mit Sicherheit. Soweit ich es beurteilen kann, scheint es niemanden zu stören. Sie waren im Gegenteil alle immer ganz stolz auf Ernies Fähigkeiten.«
»Wie gut kennst du die anderen Dorfbewohner?«, fragte sein Schwager.
»Beispielsweise den Tierarzt oder den Arzt oder diesen kleinen Baulöwen Crombie?« Paul überlegte, bevor er die Schultern zuckte.
»Ich kenne eigentlich nur die Leute, mit denen Tante Florrie zu tun hatte. Den Arzt – du meinst Doc Burnett? Ja, den kenne ich. Er ist noch gar nicht so lange hier in Parsloe St. John.«
»Er hat eine junge Familie«, bemerkte Markby.
»Das ist richtig. Er hat allerdings auch eine Tochter von vielleicht dreizehn Jahren oder so. Sie geht auf ein Internat. Stammt aus einer früheren Ehe.«
»Er zahlt also Schulgebühren wie ein Verrückter«, murmelte Markby.
»Das könnte einiges erklären.«
»Crombie ist ein ungeschliffener Diamant, von der guten Sorte. Emma verträgt sich sehr gut mit seiner Tochter Julie. Pony-Mafia, wenn du mich fragst. Armitage und seine Frau haben wir auch kennen gelernt, nicht wahr, Laura? Ein nettes Paar.«
»Was ist mit Olivia Smeaton?«, fragte Meredith.
»Die gute alte Olivia? Tante Florrie hat immer über sie geredet«, sagte Laura.
»Ich glaube, Tante Florrie hat versucht, sich mit Olivia anzufreunden, als sie hierher gezogen ist, aber sie kam nicht sehr weit. Sie hat immer gesagt, dass Olivia einen Gürtel aus Verteidigungslinien um sich herum errichtet hätte, durch den niemand hindurchkäme. Tante Florrie meinte, dass Olivia vielleicht eine Menge übler Erfahrungen gemacht hat und Angst davor hatte, dass man ihr erneut wehtun könnte.«
»Sie mochte Julie Crombie, glaube ich«, sagte Markby.
»Ergibt Sinn.« Laura nickte.
»Eine ältere Dame, am Ende ihres Lebens angekommen. Ein hübsches, helles junges Mädchen, das Leben noch vor sich. Sie hat wohl den symbolischen Stab weitergegeben, wie bei einem Staffellauf. Olivia war am Ende und Julie ganz am Anfang des Rennens. Hat sie Julie nicht auch Geld
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