Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
besser aus als beim letzten Mal. Der von Unkraut übersäte Hof lag genauso trostlos da wie zuvor. Die Hühner pickten und scharrten im Erdreich rings um die Autowracks, die überall verstreut herumlagen wie nach einer Schlacht. Meredith blieb bei Olivias altem Einspänner stehen und versuchte sich vorzustellen, wie er ausgesehen hatte, als er noch in Gebrauch gewesen war. Das Pony zwischen den gelben Deichselstangen, wie es munter über die Straßen trabte, und Olivia auf dem Kasten, mit den Zügeln in der Hand. Wahrscheinlich ist sie glücklich gewesen, dachte Meredith. Sie war bestimmt glücklicher gewesen als in ihren letzten Jahren, solange sie noch mit ihrem Pony durch das Dorf fahren konnte und wenigstens nach außen hin ein Teil der Gemeinde gewesen war. Die letzten Jahre, allein und isoliert in ihrem selbst auferlegten Hausarrest, mussten sehr traurig und einsam gewesen sein.
Rein praktisch betrachtet war der Einspänner sicherlich eine hübsche Summe wert, selbst in seinem jetzigen Zustand. Kevin brauchte Geld, so viel stand außer Frage. Sie würde ihm vorschlagen, dass er ihn in die Zeitung setzte – oder Wynne bat, dies für ihn zu tun. Meredith bückte sich und drückte die hohen, grünen Kräuter mit den gelben Blüten zur Seite, die den Blick auf den unteren Teil des Wagens versperrten, und betrachtete die Räder dahinter. Sie waren stabil und wirkten fahrtüchtig. Sie würde Kevin definitiv vorschlagen, den Wagen zu verkaufen.
Die Tür zum Cottage stand einen Spaltbreit offen. Aus dem Haus kamen Geräusche und ein leises Klappern, als hätte jemand eine Pfanne oder einen Topf fallen lassen.
Meredith drückte die Tür weiter auf und spähte ins Halbdunkel dahinter. Der offene Innenraum, den Ernie in einem Anfall von rasch wieder abklingendem Heimwerkertum durch das Herausschlagen von Trennwänden geschaffen hatte, lag genauso schmutzig und verwahrlost da wie eh und je. Kevin stand, wie Meredith überrascht feststellte, auf der anderen Seite des Raums mit dem Rücken zu ihr am Herd und kochte. Zumindest würde er nicht verhungern, wie Meredith eigentlich befürchtet hatte.
Vielleicht hatte er immer gekocht? Durchaus möglich, soweit Meredith es beurteilen konnte, dass er ein einigermaßen begabter Koch war, wenn er nicht gerade unter einem Schock litt. Sie öffnete den Mund, um seinen Namen zu rufen.
In diesem Augenblick drehte sich Kevin um. In den Händen hielt er mit Hilfe zweier Topflappen ein heißes Backblech. Er trug es vorsichtig zum Tisch und stand im Begriff, es dort abzusetzen, als er, vielleicht aufmerksam geworden durch einen Luftzug, Meredith in der Tür erblickte.
Das Resultat war erstaunlich. Kevin stieß einen Schrei aus und ließ das Backblech fallen. Es landete laut scheppernd auf dem Tisch. Er wich vor Meredith zurück, während er seine Topflappen an die Brust drückte und sie wild anstarrte.
»Keine Sorge, Kevin, ich bin es nur!«, sagte Meredith hastig und betrat den Raum.
»Es tut mir Leid, wenn ich Sie erschreckt habe, Kevin.« Ihr kam ein Gedanke, der vielleicht seine Nervosität erklärte.
»Waren die Zeitungsleute bei Ihnen? Haben sie Sie belästigt?« Ihre beruhigenden Worte halfen nicht, und ihr fragender Blick führte nur dazu, dass er die Augen niederschlug. Mit gesenktem Kopf murmelte er:
»Ich bin ihnen aus dem Weg gegangen. Hab mich auf den Feldern versteckt.«
»Gute Idee. Mein Freund und ich haben das Gleiche getan. Ich bin eigentlich nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Ihnen geht. Offensichtlich kommen Sie zurecht.« Kevin schüttelte den Kopf und errötete.
»Ich brauche nichts.« Meredith spürte Verlegenheit in sich aufsteigen. Sie war ein Eindringling. Nicht eine alte Bekannte wie Wynne, sondern eine Samariterin, die ihn bevormunden und bemuttern wollte. Und nun stand sie dort und fand ihn geschäftig in seinem zugegebenermaßen schmuddeligen Heim. Wenn es ihn nicht störte – wer war sie, dass sie es kritisierte? Er kam ganz gut alleine zurecht. Sie konnte sich nicht einfach abwenden und gehen. Sie musste ihre Rolle als Lady Bountiful, als gute Fee zu Ende spielen. Wie die alte Dame aus dem Buch musste sie eine formelle, unbehagliche und einseitige Konversation führen, bevor sie ihren wohltätigen Beitrag leistete und in eine gesündere Umgebung flüchtete. Es hinter sich bringen. Meredith trat näher.
»Ich kann nicht lange bleiben, Kevin. Ich habe Inspector Crane versprochen, dass ich bei Ihnen vorbeischauen würde.« Das war ein weiterer
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