Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
nun wollte oder nicht, ganz gleich, wie exzentrisch sie einem erscheinen mochten. Sadie trug heute keine pinkfarbenen Schmetterlinge im Haar, das stattdessen mit einem samtgrünen Aliceband hinter dem Kopf zusammengebunden war. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet, und Meredith bemerkte, dass ihre Fingernägel äußerst gepflegt aussahen. Und dass es ihr offensichtlich auch sehr ernst damit gewesen war, als sie Meredith gesagt hatte, sie dächte nicht daran, ihr mehr über ihr Hexentum zu erzählen.
    »Ich bin nicht gekommen, um Sie wegen irgendetwas zu beschuldigen, Mrs Warren, oder Ihnen einen Vorwurf zu machen«, versicherte Meredith ihr.
    »Ganz gewiss nicht im Zusammenhang mit dem Mord an Ernie Berry.«
    »Dafür bin ich Ihnen ausgesprochen dankbar.« Sadie öffnete den Mund, spuckte die Worte aus wie etwas Ungenießbares und schloss ihn wieder. Wenn Meredith weitere Informationen von ihr wollte, musste sie zuerst ihre Verteidigung überwinden. Die Frau war nicht nur wenig kooperativ, sondern gewillt, jeder Frage auszuweichen, und wenn es allein aus purer Lust daran geschah – immer vorausgesetzt natürlich, es gab keinen anderen, verborgenen Grund für ihr Verhalten … Falls Meredith Informationen wollte, musste sie Sadie überraschen. Sie legte das Bündel auf den Tisch. Sadies kieselsteinharte Augen wanderten von Merediths Gesicht zu dem Bündel.
    »Warum haben Sie das hierher zu mir gebracht?« Sie sprach mit einem schwachen Akzent, wie Meredith zum ersten Mal bemerkte – vielleicht keltisch. Meredith hatte nicht daran gedacht, Sadie zu fragen, ob sie eine echte Einheimische von Parsloe St. John war.
    »Sie wissen nicht, was es ist«, entgegnete Meredith. Sadie spielte schon wieder ihre Spielchen, doch diesmal war Meredith darauf gefasst und nicht gewillt, auf sie einzugehen. Sie versuchte durch die Art ihrer Frage zu suggerieren, dass sie wusste, was in dem Tuch war. Diesmal würde sie stärkere Geschütze auffahren müssen, um Meredith aus der Fassung zu bringen.
    »Es ist etwas, das Ihnen Angst macht.« In den dunklen Augen war ein böses Glitzern.
    »Ich denke, es sollte uns beiden Angst machen.« Merediths Antwort traf ins Schwarze. Sadie blinzelte überrascht. Die dicken Finger zuckten und verschränkten sich fester ineinander.
    »Ich habe nicht den geringsten Anlass, mich zu ängstigen«, sagte Sadie und betrachtete ihre Besucherin geringschätzig.
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich eine Anhängerin der Alten Religion bin. Wenn Sie das beunruhigt, dann ist das nicht meine Schuld und auch nicht, wie es heutzutage so schön heißt, mein Problem. Vielleicht ist es ein Problem für Sie und andere wie Sie, die nicht verstehen und sich nicht die Mühe machen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie bevorzugen populäre Mythen und die Vorstellungskraft von billigen Schreiberlingen. Suhlen Sie sich nur in Ihrer Ignoranz, es ist mir vollkommen gleichgültig.«
    »Ich würde Sie gerne um etwas bitten«, sagte Meredith, indem sie den Vorwurf ignorierte und die Hand nach dem Bündel ausstreckte.
    »Wenn Sie so freundlich wären …« Amüsiert registrierte sie, dass Sadies herablassendes, überlegenes Gehabe sie nicht vor Neugier und Erwartung schützte. Die Frau beugte sich angespannt vor. Ihr voluminöses Kleid aus einem braun melierten Stoff mit einem geometrischen Muster darauf, ganz ähnlich afrikanischen Kunstdrucken, die Meredith gesehen hatte, raschelte vernehmlich. Sie roch nach Salmiakpastillen.
    »… einen Blick auf dies hier zu werfen?«, vollendete Meredith ihren angefangenen Satz.
    »Vielleicht können Sie mir ja eine Erklärung dafür geben. Es dauert bestimmt nicht lange; ich werde Ihre kostbare Zeit nicht unnötig beanspruchen.« Meredith wickelte die Teigfiguren aus dem Tuch. Sadie atmete scharf ein. Der Zorn kehrte in ihre dunklen Augen zurück, und sie fixierte Meredith auf eine Weise, die ihr auf unbehagliche Weise das alte Sprichwort
    »Wenn Blicke töten könnten …« in Erinnerung rief.
    »Wer hat sie gemacht?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen«, entgegnete Meredith und schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie solche Dinge schon einmal gesehen? Ich hatte gehofft, Sie würden mehr darüber wissen und könnten mir etwas sagen.«
    »Hatten Sie das tatsächlich?« Sadie lehnte sich zurück und entspannte sich. Sie war für einen Moment außer sich vor Zorn gewesen, doch sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Meredith beschlich das dumpfe Gefühl, dass sie irgendwie die

Weitere Kostenlose Bücher