Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Initiative verloren hatte.
»Und angenommen, ich weiß irgendetwas – oder hätte solche Dinge schon einmal gesehen –, warum sollte ich es Ihnen verraten?«
»Weil diese Figuren von jemandem gemacht wurden, der zugleich sehr unglücklich und sehr verwundbar ist. Jemandem, der dringend Hilfe benötigt.«
»Das scheint offensichtlich.« Sadie verzog die Lippen zu einem angedeuteten Lächeln, doch es war keines.
»Dieser Täter, wer er oder sie auch sein mag …« Sie zögerte unmerklich, doch Meredith würde ihr nicht verraten, ob der Täter männlich oder weiblich war. Und Sadie sah in dem Schöpfer der Teigfiguren ganz offensichtlich einen Täter.
»Dieser Täter, der sich in fremde Dinge einmischt«, Sadies Stimme wurde hart, »sollte lieber die Finger davon lassen.«
»Was ist der Zweck dieser Figuren?«, fragte Meredith unverblümt.
»Das kommt darauf an, wer sie gemacht hat.« Sadie bewegte sich auf ihrem Sofa, und das geometrische Muster auf ihrem Kleid geriet ins Wackeln.
»Aber ich kann erkennen, dass, wer auch immer sie erschaffen hat, so unwissend ist, dass diese Figuren zu überhaupt nichts zu gebrauchen sind.«
»Und woher hat der Schöpfer die Idee dazu?« Diesmal lachte Sadie laut auf, ein eigenartig helles Geräusch.
»Woher? Aus dem Fernsehen? Filmen? Der Sensationspresse, die ich vorhin erwähnt habe? Geschwätz? Aus bösartigen Verleumdungen? Ich nehme an, wer auch immer sie gemacht hat, wollte wahrscheinlich Nadeln in die Figuren stecken. Ich kann Ihnen verraten, es wäre Zeitverschwendung, weiter nichts. Das dort ist ein Kinderspiel.«
»Ich verstehe.« Meredith war nicht sicher, was sie von Sadie zu hören erwartet hatte, doch sie hatte eines erfahren. Kevin gehörte nicht zu Sadies Hexenzirkel. Er hatte davon gehört und gedacht, er würde einen Versuch auf eigene Faust unternehmen.
»Nun, ich danke Ihnen jedenfalls, Mrs Warren. Ich möchte Sie nicht länger aufhalten.« Meredith griff nach dem Tuch mit den Figuren darin, doch Sadie war schneller und schloss ihre pummeligen Finger über der Figur, die, wie Meredith erschrocken feststellte, sie selbst repräsentieren sollte.
»Diese Teigmännchen müssen zerstört werden!«
»Tut mir Leid, nein«, sagte Meredith.
»Ich muss sie zurückbringen. Alle, auch diese dort. Bitte.«
»Sie sind eine Beleidigung!« Sadies Stimme zitterte, und ihre Ruhe war plötzlich wie weggewischt.
»Da spielt jemand ein dummes Spiel, und er weiß nicht, was er tut! Er hat kein Recht dazu!«
»Ich werde die Botschaft weitergeben.« Meredith nahm die Teigfigur aus Sadies Griff. Der Kopf fiel herab. Die beiden Frauen starrten schweigend auf den Rumpf. Sadie gab ein leises Schnauben von sich, entweder aus Belustigung oder aus Häme – Meredith wusste es nicht zu sagen. Meredith sammelte die zerbrochene Teigfigur ein und wickelte sie zusammen mit den anderen in das Stofftuch ein.
»Dürfte ja wohl nicht weiter schlimm sein, wenn Sie sagen, dass sie keine Macht besitzen«, sagte sie mit erzwungener Zuversicht.
»Sie besitzen keine Macht!« Die Schlussfolgerung war offensichtlich, doch Meredith ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Es hatte einen Augenblick gegeben, wo sie sich vor Sadie gefürchtet hatte, doch nun wusste sie ganz sicher, dass sie es nur mit einer exzentrischen Frau zu tun hatte, weiter nichts.
»Ich werde mich mit der betreffenden Person unterhalten«, sagte sie.
»Ich persönlich glaube ebenfalls, dass diese Aktivitäten nicht besonders gesund sind – wenngleich aus anderen Gründen, als Sie dies vielleicht tun. Machen Sie sich keine Sorgen, sie werden zerstört werden.« Meredith erhob sich und ging zur Tür. Mit einer Geschwindigkeit und einem Geschick, das Meredith ihr nicht zugetraut hätte, sprang Sadie auf und war vor Meredith dort. Sie blockierte ihren Weg.
»Sie müssen mir verraten, wer diese Figuren gemacht hat!« Meredith schüttelte den Kopf.
»Das werde ich nicht. Ich weiß, ich habe Sie damit belästigt und Sie sind wahrscheinlich der Meinung, Sie hätten ein Recht darauf, es zu erfahren, aber glauben Sie mir, es wird nicht wieder geschehen.«
»Sie sollten nichts versprechen, was Sie nicht ganz sicher halten können«, erwiderte Sadie leise. Sie deutete auf das Bündel.
»Sagen sie ihm oder ihr, wer auch immer es sein mag, dass das dort aufhören muss. Es ist vollkommen nutzlos, solange man nicht versteht, wie … Sagen Sie dieser Person, dass sie etwas Unrechtes tut.« Sie trat zur Seite und gestattete
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