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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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nicht, aber er mochte es, mich windelweich zu schlagen. Sie hat ihn nie daran gehindert, solange sie noch da war, und dann war sie weg.« Kevin runzelte die Stirn.
    »Manche Leute lassen alte Kleider liegen und andere Sachen, die sie nicht mehr wollen. Meine Mutter hat mich zurückgelassen. Sie war ein richtiges Miststück. Sie waren alle gleich! Sie haben mich alle immer nur wie ein Stück Dreck behandelt. Alle!«
    »Es tut mir Leid, Kevin …« Es klang schwach, doch was sonst hätte sie sagen sollen?
    »Ernie hat mich immer und immer wieder verprügelt, bis zum Schluss.« Kevin hegte einen tiefen Groll, und nun, da er seine Stimme wiedergefunden hatte, wollte er, dass sie alles erfuhr.
    »Ich hatte immer blaue Flecken, überall am Leib, und niemand hat etwas dagegen getan. Niemand hat mich von ihm weggeholt.« Der abgebrochene Zahn, ohne Zweifel Folge eines Faustschlags von Ernie, leuchtete im Dunkeln auf, als Kevin erneut höhnisch grinste.
    »Alle wussten Bescheid, und niemand hat etwas getan! Leute, die mir hätten helfen können, haben nichts getan! Die alte Ma Carter hätte mir helfen können, sie tut doch sonst auch gute Sachen, oder? Geht rum und sammelt für die Kirche und alles. Aber mir hat sie nie geholfen. Für mich hat sie nie was getan. Oder der Tierarzt in seinem großen Haus mit seinem großen Wagen … er wusste Bescheid. Er hat nichts getan. Dieser Mistkerl! Crombie war der Schlimmste von allen. Er hat gesehen, wie Ernie mich über den ganzen Hof geprügelt hat, und er hat dabei gelacht! Gelacht hat Crombie!« Das ist ja grauenvoll, dachte Meredith. Es war grauenvoll. Lebenslange Misshandlung. Kevin war um die neunzehn Jahre alt, schätzte sie. Neunzehn Jahre voller Prügel und Flüche und Beleidigungen und Schmach wegen seiner Herkunft. Lange genug, als dass die Dorfbewohner etwas hätten merken müssen. Doch niemand hatte sich einmischen wollen. Sie gingen davon aus, das Kevin der Sohn Ernies war, weil seine Mutter in Ernies Cottage gelebt hatte, als Kevin zur Welt gekommen war. Außerdem war Ernie auf seine Weise ein nützlicher Mann gewesen, der alles reparieren konnte, und für wenig Geld. Ein harter Bursche, dem man besser nicht in die Quere kam.
    »Sie wollten Rache«, stellte Meredith leise fest.
    »Das ist der Grund, aus dem Sie Wynnes Blumenbeet zerstört und den Range Rover von Armitage mit Abbeizer übergossen haben. Sie haben sogar das Pony vergiftet. Das war falsch, Kevin. Sie haben einem anderen lebenden Wesen Schaden zugefügt, das Ihnen überhaupt nichts getan hat. Es war doch nur ein armes Pferd auf einer Koppel.«
    »Es war ihr Pferd!«, entgegnete Kevin voller Hass.
    »Es gehörte der alten Lady. Sie war nicht besser als die anderen. Sie hätte mir helfen können. Ernie hatte Angst vor ihr. Sie war eine Vornehme, und sie hat hochgestochen geredet! Sie hätte ihm sagen können, dass er mich in Ruhe lassen soll, und er hätte ihr gehorcht. Sie hat nie etwas gesagt.«
    »Kevin …« Eine nächtliche Brise kam auf und zerzauste Merediths Haare. Es wurde immer dunkler, und Kevins Gesicht schimmerte undeutlich vor ihr. Die Worte saßen ihr im Hals wie ein Kloß, doch sie mussten ausgesprochen werden, auch wenn sie die Antwort fürchtete.
    »Kevin, haben Sie Mrs Smeaton die Treppe hinuntergestoßen?«
    »Was?« Er starrte sie verblüfft an.
    »Natürlich nicht!«, platzte es wütend aus ihm hervor.
    »Gott sei Dank«, sagte Meredith.
    »Weil sie versucht hat, Ihnen zu helfen, Kevin. Sie hat Ihnen in ihrem Testament ein wenig Geld hinterlassen.«
    »Zweihundert Pfund!«, stieß Kevin bitter hervor.
    »Zweihundert verdammte Pfund. Ich hab das Geld nie bekommen. Ernie hat es genommen. Er hat es mir weggenommen. Er hatte eine hübsche neue Freundin drüben in Long Wickham und hat alles mit ihr zusammen verprasst. Ich hätte mit diesem Geld abhauen können, irgendwohin gehen und alleine neu anfangen. Aber er hat es mir weggenommen. Ich hab mir geschworen, dass ich ihm das heimzahlen würde.«
    »Und das haben Sie ja wohl auch«, sagte Meredith.
    »Sie haben ihn umgebracht, nicht wahr, Kevin?« Meredith atmete tief durch.
    »Aber jedes Gericht der Welt würde Nachsicht walten lassen. Sie wurden grausam misshandelt und immer wieder provoziert.«
    »Sind Sie bescheuert oder was?«, kreischte Kevin sie wuterfüllt an.
    »Warum wollen Sie mir bloß immer anhängen, ich würde irgendwelche Leute umbringen? Ich hab nie jemanden umgebracht! Auch nicht Ernie! Ich hatte viel zu viel Schiss vor ihm!

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