Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
einfach deshalb nicht aufgemacht. Sie war durchaus zu so etwas imstande.«
»Sie konnten es nicht wissen«, tröstete Meredith ihn. Er entspannte sich ein wenig.
»Ich bin so froh, dass Sie das sagen, weil ich nämlich gedacht habe, dass ich vielleicht bei der Gerichtsverhandlung hätte aussagen sollen. Es hätte geholfen, den Zeitpunkt ihres Todes festzustellen, nicht wahr? Ich muss gestehen, dass der Arzt ein wenig unsicher war, was das anging. Ich dachte eigentlich, das könnte man heutzutage genauer.«
»Nicht immer«, entgegnete Meredith.
»Es hängt von einer ganzen Reihe äußerer Umstände ab. Aber wenn die Läden offen standen, dann hat Olivia sie am Abend zuvor nicht geschlossen, und das deutet darauf hin, dass sie Freitagnacht nicht zu Bett gegangen war. Die Polizei hätte diese Tatsache sicherlich interessiert.«
»O mein Gott!« Er zuckte zusammen.
»Ich hätte daran denken müssen! Tatsache ist, meine Sorge war die ganze Zeit, dass ich mehr hätte unternehmen müssen. Ich hätte mir denken müssen, dass sie krank ist und mir vielleicht sogar gewaltsam Zutritt in ihr Haus verschaffen sollen. An die Polizei habe ich überhaupt nicht gedacht.« Meredith hatte Erbarmen mit ihm.
»Einbruch wäre wohl ein wenig drastisch gewesen. Vielleicht hätte sie ja tatsächlich nur einen Mittagsschlaf gehalten, wie Sie zu diesem Zeitpunkt glaubten? Woher sollten Sie das wissen?«
»Ja.« Er fing sich ein wenig und fragte plötzlich misstrauisch:
»Darf ich wissen, wieso Sie sich für all das interessieren? Sie sind keine Verwandte von Olivia Smeaton, oder?«
»Nein, eher die Freundin einer Freundin.« Wynne hatte Olivia am Ende schließlich wenigstens genauso nahe gestanden wie jeder andere.
»Außerdem«, fuhr Meredith fort, »außerdem war ich mit einem Freund oben in Rookery House. Wir haben es besichtigt, weil wir dachten, dass wir es vielleicht kaufen wollen. Aber ich glaube nicht, dass wir dies tun werden.«
»Das ist sehr schade. Ich bin sicher, es würde Ihnen gefallen, in Parsloe St. John zu leben. Sie sind noch ein wenig zu jung und munter für unseren Altenclub, aber wir haben auch einen Nachmittag für junge Mütter, abwechselnd alle vierzehn Tage mittwochs, wenn sich der Altenclub nicht trifft.«
»Ich bin aber keine Mutter.«
»Jedermann ist willkommen. Wir brauchen hilfreiche Hände, wo es geht. Sie sehen aus, als wären Sie sehr hilfsbereit.«
»Ich bin sicher, Sie kommen auch ohne mich zurecht«, sagte Meredith entschlossen.
»Das Dorf ist sehr aktiv. Manchmal auf ungewöhnliche Weise. Ich glaube, es gibt hier sogar eine Hexe.« Dave blinzelte überrascht.
»Na, jetzt nehmen Sie mich aber auf den Arm! Bestimmt nicht! Heutzutage soll es noch Hexen geben? Da hat Ihnen bestimmt jemand einen Bären aufgebunden.«
»Das glaube ich eher nicht. Ich meine, ich persönlich glaube nicht an Hexerei und war ziemlich überrascht, als man mir davon erzählt hat. Von dieser Frau.« Er runzelte die Stirn und kratzte sich den Bart.
»Wer ist es? Haben Sie einen Namen?« Meredith zögerte.
»Aber es muss unter uns bleiben. Man hat mir gesagt, es wäre die Frau, die den kleinen Laden in Stable Row führt, WIR-HABEN-ALLES. Ich habe keinerlei Beweise. Bitte seien Sie diskret.«
»Ich kenne dieses Geschäft und die Frau. Sie ist wirklich seltsam. Ich könnte hingehen und mich auf ein Wort mit ihr unterhalten – seien Sie unbesorgt! Ich werde Sie mit keinem Wort erwähnen!« In seine Augen trat ein frischer Glanz.
»Sie könnte vielleicht zu einem unserer Treffen kommen und einen Vortrag halten.«
»Halten Sie das für eine kluge Idee?«
»Wir dürfen nicht engstirnig sein, was unsere Umwelt angeht«, erwiderte er tadelnd. Er hatte sich wieder gefangen und war in seine alte Kaltschnäuzigkeit zurückgefallen.
»Wir alle können unseren Teil zum spirituellen Leben in unserer Gemeinde beitragen. Jeder von uns kann eine ganze Menge aus dem Glauben und der Religion des anderen lernen.« Vorübergehend huschte Selbstzweifel über sein bärtiges Gesicht und ließ ihn erneut jünger und verletzlicher aussehen.
»Oder glauben Sie, ich sollte zuerst mit dem Bischof reden?«
»Das halte ich für eine ganz ausgezeichnete Idee!«, versicherte Meredith ihm. Sie richtete sich auf und sammelte sich für den Aufbruch.
»Nun, ich danke Ihnen jedenfalls für alles, äh, Dave. Sie waren sehr hilfreich und informativ. Wenn ich recht informiert bin, benötigt der Fonds zur Renovierung der Kirche noch etwas Geld? Wenn
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