Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
geschildert hatte.
»Die Tradition des Hexenhandwerks reicht in den Cotswolds lange zurück, und es wird möglicherweise noch immer im Stillen ausgeübt. Man kann Spuren davon in den alten Ortsnamen finden. Es gibt Aufzeichnungen über Zwischenfälle selbst in der jüngeren Vergangenheit, vielleicht eine Generation zurück. Unerklärliche Ereignisse, merkwürdige Erscheinungen, selbst der ein oder andere Mord an einer Frau, von der es heißt, sie wäre eine Hexe gewesen. Eigenartig, wie diese Dinge fortbestehen.«
»Ein Haufen Unsinn, wenn du mich fragst!«, schnaubte ihr Ehemann.
»Ich sage nicht, wohlgemerkt, dass es keinen Hexenkult mehr gibt – keine gleich gesinnten Irren, die sich treffen und ihren Ritualen nachgehen, heißt das. Ich bin während meiner Zeit als Chief Constable mehr als einmal über diese Dinge gestolpert, und ich finde es erstaunlich, wie viele ansonsten intelligente Menschen sich von diesem Unsinn einwickeln lassen! Andererseits darf man nicht übersehen, dass in all diesen Ritualen häufig ein starkes sexuelles Moment vorherrscht.«
Er beugte sich zu Meredith hinüber.
»Mein Rat an Sie, meine Liebe, lautet, sich da rauszuhalten. Heutzutage hängen oder verbrennen wir keine Hexen mehr, und sie dürfen ihren Ritualen nachgehen, solange sie wollen – vorausgesetzt natürlich, sie übertreten dabei keine Gesetze! Wir müssen lediglich sicherstellen, dass keine Minderjährigen hineingezogen werden, für den Fall, dass das, was diese Leute machen, willigen Erwachsenen nicht verboten ist, aber bei Minderjährigen als Missbrauch strafbar wäre. Die zweite Sache, auf die zu achten wäre, ist der Gebrauch verbotener Substanzen. Es geht nichts über eine durch Drogen hervorgerufene, bewusstseinserweiternde Erfahrung, will man einen Kandidaten von einer Parallelwelt voller merkwürdiger Mächte überzeugen.«
Meredith kicherte.
»Man kann weder Sadie noch Mervyn als Hippies bezeichnen, falls Sie das meinen. Beide sind in mittlerem Alter, und soweit ich es beurteilen kann, gelten sie als ehrbare Geschäftsleute. Nichts deutet darauf hin, dass sie magische Pilze genossen hätten – jedenfalls meiner Meinung nach. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sadie Warren von den Erträgen ihres Ladens leben kann.«
»Vielleicht hat sie ein Nebeneinkommen? Eine Pension oder etwas in der Art?«, schlug Moira ernsthaft vor.
»Eine Witwenrente beispielsweise oder sonstige Mittel von ihrem verstorbenen Ehemann? Vielleicht hatte Mr Warren eine hohe Lebensversicherung, die es ihr ermöglicht, nach seinem Tod ohne finanzielle Sorgen zu leben?«
»Bitte!«, sagte Markby.
»Lenken Sie nicht schon wieder vom Thema ab.« Sir Basil räusperte sich, und alle sahen ihn aufmerksam an.
»Wie ich bereits sagte, ohne handfeste Beweise, dass kriminelle Aktivitäten stattfinden, fällt es schwer, eine Begründung für ein Verbot dessen zu formulieren, was auch immer sie tun«, sagte er ernst.
»Einige der Anhänger, beispielsweise diese Sadie Warren, werden sicherlich behaupten, dass es ihr Glaube ist, und auf die Religionsfreiheit pochen. Paganismus ist zurzeit wieder groß im Kommen, und wie ich gehört habe, liegt im Parlament eine Eingabe betreffs der offiziellen Anerkennung von Paganismus als Religion. Wir haben jedenfalls nicht den geringsten Grund zu der Annahme, dass Mrs Warren das Gesetz übertritt. Sehen wir den Tatsachen ins Auge – wie könnten wir ein Verbot erzwingen? Hexenkunst, und darum handelt es sich hier zweifelsohne, wurde im Verlauf der Jahrhunderte aktiv und blutig verfolgt und trotzdem nicht ausgerottet. Und Hexen sind nicht die Einzigen, die um ihre Rituale und Aktivitäten ein Geheimnis machen. Wo soll man die Grenze ziehen zwischen dem, was die Anhänger des Hexenkults als altes paganistisches Ritual darstellen, und dem, was das Fremdenverkehrsamt als eine interessante Tradition beschreiben würde? Es ist nun einmal häufig so, dass diese Traditionen in abgelegenen Gegenden überleben. Paganistische Feste, bei denen die Menschen um einen Maibaum tanzen, Männer, die sich Tierköpfe überstülpen und ganz in Grün kleiden, alles Mögliche eben. In neunundneunzig von hundert Fällen wissen diejenigen, die es tun, nicht einmal den dahinter steckenden Grund. Es ist nicht mehr als ein einheimischer Brauch, etwas, das sie schon immer getan haben. Andere Menschen finden es ganz bezaubernd! Sie schicken Fernsehteams in die abgelegenen Dörfer, filmen die fröhliche
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