Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
und über das Feld dahinter. Es war kalt geworden, der Wind wehte stärker und kühlte ihre Gesichter und Hände. Markby stolperte, fing sich gerade noch und stieß einen Fluch aus.
»Einer von uns bricht sich noch einen Knöchel!«, schimpfte er.
»Wahrscheinlich finden wir ein Lager von New-AgeLeuten, weiter nichts. Sie haben Hunde, weißt du? Ich dachte, ich warne dich lieber.« Doch seine Stimme verriet seine eigene erwachte Neugier. Er war genauso begierig wie Meredith, die Ursache für den Lichtschein zu erkunden. Sie waren inzwischen ganz nah. Nur noch ein schmaler Saum von Bäumen, schwarze Riesen vor dem nächtlichen Horizont, trennte sie von der weitläufigen Wiese mit dem Stehenden Mann und seiner Frau. Meredith und Markby stapften über unebenen Boden, durchzogen von Wurzeln, die wie Fußangeln aus der Erde ragten, verfingen sich in herabhängenden Ranken und Zweigen, versanken bis zu den Knöcheln in aufgeweichtem Humus, doch schließlich hatten sie den äußeren Rand der Bäume erreicht, wo sie außer Atem innehielten. Vor ihnen erstreckte sich die freie, leicht ansteigende Wiese. Auf der Wiese spielte sich eine außergewöhnliche Szenerie ab. Die prähistorischen Steine befanden sich auf dem höchsten Punkt des Kamms und schimmerten im Lichtschein eines großen, flackernden Feuers. Der Wind jagte die Flammenzungen unberechenbar zuerst in diese, dann in jene Richtung, und es hatte den Anschein, als liefe jeder, der sich zu weit näherte, Gefahr, von den roten Fingern erfasst und verbrannt zu werden. Trotz dieses nicht unbeträchtlichen Risikos bewegte sich ein Kreis dunkler Gestalten Hand in Hand um das uralte Monument, tiefschwarze Schatten vor dem Horizont und den orangefarbenen Flammen. Manchmal zog sich der Kreis um die Steine zusammen, dann weitete er sich wieder in einem Rhythmus, den Markby und Meredith nicht zu erkennen vermochten. Meredith hielt den Atem an und spähte hinter einem Baumstamm hervor auf die Szene.
»Pass auf, dass sie dich nicht entdecken!«, flüsterte sie. Neben ihr zählte Alan die Gestalten.
»Eins … zwei …«, bis er schließlich sagte:
»Ich kann zwölf Tänzer ausmachen, alles Erwachsene. Allerdings kann ich nicht sagen, ob es Männer oder Frauen sind.«
»Alan!«, flüsterte Meredith mit erregter Stimme.
»Alan, es sind zwölf Tänzer – und drei Steine!« Ich für meinen Teil habe stets geglaubt und bin auch heute noch fest davon überzeugt, dass es Hexen tatsächlich gibt. Sir Thomas Browne
KAPITEL 11
ES GAB keinen Zweifel – dort standen drei große dunkle Umrisse, wo eigentlich nur zwei hätten stehen dürfen.
»Das dort ist der Stehende Mann!«, flüsterte Meredith.
»Ich erkenne den Umriss, die schiefe Oberseite. Und dort … das ist ein zweiter Stehender Mann, gleich daneben!«
»Das ist die Frau«, flüsterte Alan zurück. Sie spürte seinen
Atem an ihrem Ohr.
»Nein, das dort ist seine Frau, der kleinere Stein auf der anderen Seite!« Sie hörten das laute Prasseln des Feuers und rochen den Qualm. Es schien Meredith, als hörte sie über das Brüllen der Flammen hinweg ein weiteres Geräusch, einen ernsten, monotonen Sprechgesang, als würde der Kreis aus Tänzern irgendein unbekanntes Mantra wiederholen, wieder und immer wieder. Plötzlich breitete sich Angst in Meredith aus, und sie umklammerte Markbys Arm.
»Alan? Moira hat gesagt, dass es ursprünglich drei Steine waren und einer fortgeschafft worden wäre …«
»Er ist ganz bestimmt nicht aus eigener Kraft zurückgekehrt, falls es das ist, was du glaubst«, unterbrach er sie.
»Nein, im Gegenteil, sieh nur …« Er legte seine Hand beruhigend auf die ihre.
»Es ist kein Stein. Es ist ein weiteres Mitglied dieser merkwürdigen Gruppe. Es steht nur reglos da, im Gegensatz zu den anderen.« Noch während Markby sprach, bewegte sich der
»Stein«. Fast hätte Meredith einen erschrockenen Ruf ausgestoßen, doch Alans Hand packte die ihre fester, um sie zu warnen. Die Gestalt verharrte, obwohl sie sich nun bewegte, in ihrer schiefen Haltung, die ihr diese verblüffende Ähnlichkeit mit dem prähistorischen Stein verliehen hatte. Es war, als hätte der Stehende Mann eine Form aus Fleisch und Blut angenommen, um sich zu den Tanzenden zu gesellen und mit unbeholfenen Schritten um die verbliebenen beiden Steine zu tanzen. Ohne Vorwarnung hielt der gesamte Kreis inne. Der große, schiefe Teilnehmer verließ seinen Platz und bewegte sich auf den größeren der beiden echten Steine zu. Er stand
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