Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Armitage lag zusammengesunken im Sessel. Sie hatte aufgehört zu schreien und schluchzte nun still in ein durchgeweichtes Taschentuch, während sie sich immer noch von einer Seite zur anderen wiegte. Als Burnett sich über sie beugte, stieß sie einen leisen Schrei aus und duckte sich zusammen, als hätte sie Angst vor ihm.
»Ganz ruhig, Gill, ich bin es, Tom Burnett«, sagte er in professionellem, beruhigendem Ton.
»Was fehlt Ihnen denn? Was hat das zu bedeuten, hm?«
Sie blickte zu ihm auf, und langsam schwand die Panik aus ihrem Gesicht, als sie ihn erkannte. Ihre Finger waren in das nasse Taschentuch verkrallt.
»Oh, Tom … wo ist Rory?«
»Hier, Liebes«, sagte ihr Mann.
Ihr Mund arbeitete lautlos, dann flüsterte sie fast unhörbar:
»Hast du es gefunden?« Burnett warf dem Tierarzt einen Seitenblick zu.
»Wissen Sie, wovon sie redet?«
»Keine Ahnung, Doc. Sie ist aus dem Garten gekommen und hat Zeter und Mordio geschrien und sich benommen, als wäre sie vollkommen übergeschnappt.«
»Hmmm … Sie hat ganz offensichtlich einen schlimmen Schock erlitten. Irgendetwas hat sie furchtbar verängstigt.« Burnett beugte sich erneut über seine Patientin.
»Jetzt ist alles wieder in Ordnung, Gill. Wir kümmern uns darum, was auch immer es ist. Hören Sie, ich werde Ihnen jetzt eine Beruhigungsspritze geben, damit Sie eine Weile schlafen können …« Ihre Hand schoss vor und packte den verblüfften Arzt am Revers.
»Nein! Sie müssen die Polizei anrufen!«
»O Gott!«, stöhnte Armitage leise auf.
»Nicht schon wieder!«
»Die Polizei?« Burnett hob die Augenbrauen.
»Ich hab gerade eben erst einen von den Kerlen in meinem Haus zurückgelassen, Gill.«
»Nun, dann gehen Sie zurück und holen Sie ihn!«, brüllte sie dem Arzt mit solcher Vehemenz ins Gesicht, dass Burnett zurückzuckte.
»Warten Sie«, sagte Rory Armitage.
»Lassen Sie mich mit ihr reden.« Er schob den Doktor sanft zur Seite.
»Gill, haben die Vandalen schon wieder zugeschlagen? Ist es draußen im Garten …?« Sie stieß einen durchdringenden Schrei aus, und Armitage hielt sich die Ohren zu.
»Ich denke«, sagte Burnett, »wir können davon ausgehen, dass es irgendetwas im Garten sein muss.« Draußen auf dem Kiesweg knirschten Reifen. Armitage warf einen Blick aus dem Fenster.
»Das ist Polly«, sagte er.
»Polly Desmond, meine Assistentin. Das nenne ich wirklich Glück.« Er ging zur Tür, um ihr zu öffnen, und Burnett hörte ihn reden. Als er zurück ins Zimmer kam, wurde er von einer energischen jungen Frau begleitet. Sie besaß lange blonde Haare, die zu einem Zopf geflochten waren. Bei ihrem Anblick fing Gill Armitage an zu weinen.
»Oh, Polly! Es war so grauenhaft … Ich habe etwas … etwas wirklich Furchtbares gesehen!«
»Was denn?« Polly kniete sich neben Gill auf den Boden und nahm ihre Hand, doch bei der neuerlichen Erinnerung war Mrs Armitage wieder in ihren Schockzustand gefallen und schüttelte nur wortlos den Kopf.
»Es müsste in Ordnung sein, wenn wir sie hier ein paar Minuten mit Polly alleine lassen«, sagte Burnett leise.
»Was halten Sie davon, wenn wir beide nach draußen gehen und uns umsehen? Vielleicht kommen wir dadurch dem Geheimnis auf die Spur?«
»Die Rosen …«, krächzte Gill Armitage weinend und packte Pollys Hand so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Kommen Sie, Tom«, sagte Armitage zu dem Arzt.
»Hier entlang.« Er führte Burnett durch die Verandatür nach draußen über den Rasen.
»Der Garten hat dieses Jahr wirklich stark gelitten«, stellte er fest.
»Gill hat nur die Rosen regelmäßig gegossen. Sie ist eine fleißige Gärtnerin, wissen Sie? Ihre Rosen waren immer ihr ganzer Stolz und ihre Freude. Sie hat einen richtigen kleinen Rosengarten dort drüben …« Er deutete auf ein großes rundes Bett voller Rosenstöcke. Sie näherten sich vorsichtig.
»Sie scheint jedenfalls von hier gekommen zu sein, wie es aussieht …« Burnett deutete auf ein paar abgebrochene Stängel und am Boden liegende orangefarbene Blütenblätter unter einem hübschen großen Busch. Daneben, auf einem Stück frisch umgegrabener Erde, lagen achtlos eine kleine Pflanzkelle und eine Rosenschere.
»Passen Sie auf die Dornen auf«, warnte Armitage den Arzt, während er sich vorsichtig zwischen den Büschen hindurch einen Weg zu der Stelle bahnte und den Boden nach der Ursache für den Zustand absuchte, in dem sich seine Frau befand. Abrupt blieb er stehen und stieß einen leisen Fluch
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