Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
Glückskerze.
O Gott, nein!
Blair marschierte auf ihren Stilettoabsätzen zum Tisch
zurück, ließ sich auf den Stuhl fallen und funkelte ihren Vater wütend an.
Wieso musste er so eine Scheißshow abziehen? Verdammt, sie hatte doch erst in
drei Wochen Geburtstag. Sie griff nach ihrem Champagnerglas und stürzte es in
einem Zug herunter.
Die Kellner und Köche umringten den Tisch. Und dann
begannen sie auch noch zu singen.
»Happy birthday to
you...«
Blair umklammerte Nates Hand. »Tu was. Die sollen aufhören«, flehte sie.
Doch Nate grinste bloß ungerührt. Insgeheim genoss er
es immer, wenn Blair verlegen war. Was nicht oft vorkam.
Ihr Vater zeigte mehr Herz. Als er Blairs
unglückliches Gesicht sah, beeilte er sich mit dem Lied und beendete es mit
einem unsäglichen »... you smell like a monkey
and you look like one, tool«.
Das Restaurantpersonal applaudierte höflich und kehrte
wieder an die Arbeit zurück.
»Etwas verfrüht, ich weiß«, entschuldigte sich Mr
Waldorf. »Aber ich fliege doch morgen wieder zurück und der siebzehnte
Geburtstag ist so ein besonderer Tag. Ich dachte, du freust dich.«
Äh, hallo? Niemand freut sich darüber, öffentlich angesungen
zu werden. Niemand.
Blair pustete wortlos die Kerzen aus und begutachtete
die Torte. Sie war aufwändig dekoriert. Hochhackige Pumps aus Marzipan standen
auf einer aus Zucker gesponnenen Fifth Avenue vor einer Zuckergussminiatur von
Henri Bendel - ihrem absoluten Lieblingsladen. Ziemlich genial.
»Für meine kleine Schuhfetischistin!« Ihr Vater überreichte
ihr eine als Geschenk verpackte Schachtel, die er unter dem Tisch versteckt
gehabt hatte.
Als Blair das Paket schüttelte, erkannte ihr
Expertinnenohr sofort das hohle Poltern, das ein neues Paar Schuhe erzeugt,
wenn es im Karton herumrutscht. Sie riss das Geschenkpapier auf. Manolo Blahnik prangte
in fetten Lettern auf dem Deckel des Kartons. Mit angehaltenem Atem nahm Blair
ihn ab und blickte auf ein Paar exzellent verarbeiteter Pantoletten mit
allerliebsten halbhohen Pfennigabsätzen.
Tres fabulös.
»Direkt aus Paris«, sagte Mr Waldorf. »Ein limitiertes
Modell. Du bist mit Sicherheit die Einzige in New York, die damit
herumläuft.«
»Gott, sind die irre!«, stöhnte Blair.
Sie stand auf und ging um den Tisch herum, um ihren
Vater zu umarmen. Für dieses Paar Schuhe war sie gern bereit, ihm die
öffentliche Demütigung zu verzeihen. Die Schuhe waren nicht nur unglaublich
geil, sondern auch das Einzige, was sie am Körper tragen würde, wenn sie gleich
mit Nate schlief. Diese Schuhe und sonst nichts.
Danke, Daddy!
die treppen
zum glück?
»Komm, wir setzen uns nach hinten«, schlug Serena van
der Woodsen vor, als sie mit Daniel Humphrey das »Serendipity 3« auf der 60.
Straße betrat. Die kleine, altmodische Eisdiele aus den Fünfzigerjahren platzte
aus allen Nähten. Überall saßen dicht gedrängt Väter und Mütter, die ihre
Sprösslinge am freien Abend des Kindermädchens zum Eisessen ausführten. Spitze
Schreie überzuckerter Kinder gellten durch den Raum, während abgehetzte
Bedienungen zwischen den Tischen hin und her hasteten und gigantische
Eisbecher, extra lange Hotdogs und die »frozen hot chocolates« anschleppten,
für die das Serendipity so berühmt war.
Dan wäre mit Serena eigentlich lieber woanders
hingegangen. In ein romantisches, ruhiges Cafe mit gedämpfter Beleuchtung. Wo
sie sich an den Händen halten, leise reden und sich näher kommen konnten, ohne
dabei von entnervten Eltern gestört zu werden, die ihre in
Brooks-Brothers-Anzügen trügerisch engelhaft aussehenden kleinen Söhne zusammenbrüllten.
Es war Serenas Vorschlag gewesen, hierher zu kommen.
Vielleicht wollte sie ja wirklich unbedingt Eis essen,
vielleicht waren ihre Erwartungen an den Abend aber auch nicht ganz so
romantisch und hoch gesteckt wie seine.
»Ist doch genial hier, oder?«, sagte sie begeistert.
»Ich war mit meinem Bruder Erik als Kind fast jede Woche hier und hab immer
Pfefferminzeis gegessen.« Sie nahm die Karte in die Hand. »Alles noch genau wie
früher. Toll.«
Dan schüttelte sich lächelnd die braunen Haarsträhnen aus
den Augen. Im Grunde war es ihm total egal, wo er sich befand, solange er nur
mit ihr zusammen war.
Serena stammte von der Upper East Side. Dan von der
Upper West Side. Sein Vater, ein selbst ernannter Intellektueller, war
Verleger nicht wirklich bekannter Beat-Poeten. Dan hatte noch eine jüngere
Schwester namens Jenny, die wie Serena auf
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