Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
war Aung San Suu Kyi an der Gründung einer politischen Partei, der National League for Democracy, beteiligt. U Tin Oo, der ehemalige Oberbefehlshaber, der in den 1970er Jahren mit der Junta in Konflikt geraten war, wurde zum Parteivorsitzenden gewählt. Aung San Suu Kyi wurde Generalsekretärin.
Die neue Junta, SLORC , hatte verkündet, dass die Wahl irgendwann im Jahr 1990 stattfinden sollte, was bedeutete, dass die NLD ein bis zwei Jahre Zeit hatte, eine Wahlkampagne durchzuführen. Nach 1962 hatte Ne Win alle Parteien mit Ausnahme der sozialistischen Partei BSPP verboten, und das Zentralkomitee der BSPP war mächtiger als die offizielle Regierung des Landes geworden. Als die SLORC 1988 die Macht von der BSPP übernahm, versprach sie, dass der Einparteienstaat abgeschafft werden solle – ein Versprechen, das in der Zivilgesellschaft zu ungeheurer Aktivität führte. Neue Parteien schossen wie Pilze aus dem Boden, und nach ein paar Monaten hatten sich über 200 neue Parteien registrieren lassen. Knapp hundert wurden später von der Junta anerkannt und durften bei der Wahl antreten.
Die Junta hatte allen neuen Parteien das Recht eingeräumt, Telefone zu benutzen (zu dieser Zeit in Burma keine Selbstverständlichkeit), und den Parteien waren besondere Benzinrationen zuerkannt worden, um im Land herumreisen zu können. Die Junta selbst hatte ebenfalls eine neue Partei gegründet, die National Unity Party (NUP), welche die sozialistische Partei ersetzte. Saw Maung sorgte dafür, dass alle Parteien, die sich mit der NUP alliierten, ihre Wahlkampagnen mit Staatsgeldern betreiben konnten, während die Kritiker der SLORC zusehen mussten, wie sie zurechtkamen. Während des gesamten Wahlkampfes weigerten sich die Generäle, mit Oppositionsvertretern zusammenzukommen und öffentlich festzulegen, welche Regeln für den Wahlprozess gelten sollten. »Es gibt über hundert Parteien, mit welcher genau sollen wir zusammentreffen?«, fragten sie rhetorisch. Aung San Suu Kyi schlug daraufhin die Wahl eines gemeinsamen Vertreters der Opposition vor. Bei einem Treffen in Rangun einigten sich 104 Parteien darauf, dass Aung San Suu Kyi die vereinigte Opposition in Gesprächen mit der Junta repräsentieren sollte.
Nach dieser Zusammenkunft wurden alle Parteiführer mit Ausnahme des Leiters der NLD zu Vernehmungen durch die Sicherheitspolizei einbestellt. Demonstrativ wurde ein Paar Handschellen auf den Tisch gelegt, und viele Parteiführer wurden dazu gedrängt, ihre Unterstützung für Aung San Suu Kyi zurückzuziehen. Alle, die sich weigerten, wurden mit knallharten Repressalien konfrontiert. Khin Maung Myint, Vorsitzender der People’s Progressive Party, wurde ins Gefängnis gesteckt, wo er einige Jahre später schwer erkrankte. Einer seiner Pfleger berichtete, dass die Junta ihm schließlich noch ein Ultimatum stellte: Er würde Medizin und Pflege erhalten, doch nur, wenn er von Aung San Suu Kyi Abstand nähme. Khin Maung Myint hatte hohes Fieber, rief seinen Bewachern aber dennoch zu: »Keine Uniformen! Bleibt, wo ihr seid! Ich sterbe lieber, als eure Papiere zu unterschreiben!« Er starb nach vier Jahren Gefangenschaft.
Trotz aller Anstrengungen der Junta wussten alle, dass Aung San Suu Kyi die Unterstützung der meisten politischen Parteien und Gruppen genoss. Später schlug sie einmal vor, dass die Opposition sich noch viel früher vereinigen und mit nur einem gemeinsamen Kandidaten pro Wahlkreis antreten sollte, um eine Aufsplittung der Stimmen zu verhindern, doch eine solche Allianz bildete sich nie.
Die SLORC hatte politische Freiheit versprochen, aber es dauerte nur wenige Wochen, bis sie ihr Versprechen brach. Das Militär unterdrückte alle oppositionellen Kräfte. Die größte Studentenpartei, DPNS, welche die NLD offen unterstützte, musste ständig neue Vorsitzende wählen, weil die Junta alle verhaftete, sobald sie ihr Amt angetreten hatten. Einer der Parteiführer, der junge Student Moe Thee Zun, tauchte unter, als er erfuhr, dass der Sicherheitsdienst nach ihm suchte. Einige Wochen später tauchte er nahe der thailändischen Grenze wieder auf und erklärte, dass friedliche Methoden nicht länger anwendbar seien. Es sei an der Zeit, zu den Waffen zu greifen und den Kampf gegen die Junta aufzunehmen. Er wurde zu einer der führenden Kräfte in der Studentenarmee, die einige Jahre lang zusammen mit bewaffneten Truppen der ethnischen Minderheiten an der Grenze zu Thailand die Junta bekämpfte.
Aung San Suu Kyi
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