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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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schmerzvoll oder dramatisch gestaltet. Wie schon in früheren Zeiten ihrer Ehe hielten Michael und Suu Kyi Kontakt, indem sie einander lange Briefe schrieben und fast täglich telefonierten. Doch es blieb nur ein kurzer Besuch in Burma. Nur wenige Tage nach der Beisetzung riefen die Pflichten Michael zurück nach Oxford, und Suu Kyi erhöhte das Tempo der Wahlkampagne.
    Die SLORC setzte ihre brutale, mitunter beinahe tragikomische Propaganda gegen Aung San Suu Kyi fort. Sicherheitschef Khin Nyunt behauptete, dass Suu Kyi und U Tin Oo einer internationalen, rechtsgerichteten Konspiration angehörten, an der sogar mehrere ausländische Regierungen beteiligt wären. Er sagte nie, um welche Länder es sich handele, betonte allerdings, dass die britische BBC und der Radiosender Voice of America zu denjenigen gehörten, die Lügen über das Land verbreiteten. Kurz danach änderte er seine Kritik und warf Suu Kyi stattdessen vor, eine Marionette der kommunistischen Partei Burmas zu sein. Seine Absicht bestand darin, Aung San Suu Kyi und die NLD in einen direkten Zusammenhang mit dem 40 Jahre währenden Konflikt mit der kommunistischen Guerilla zu stellen.
    Häufig war die Propaganda jedoch nur dazu gedacht, sie als Person zu diskreditieren. Sie nannten sie eine »westliche Modepuppe«, und da sie mit einem Ausländer verheiratet war, musste sie gemäß dem verschrobenen und xenophoben Weltbild der Junta per definitionem eine ausländische Spionin sein. Eine »Axt in den Händen der Neokolonialisten«.
    Wenn Aung San Suu Kyi ihre Wahlveranstaltungen durchführte, wurden regelmäßig Zuschauer von der Sicherheitspolizei drangsaliert und sogar festgenommen. Während der Wahlkampfreise durch das Irrawaddy-Delta wurde ihre Delegation ständig von einem Lastwagen verfolgt, der eine Musikanlage auf dem Dach montiert hatte. Sobald Suu Kyi anhielt und eine Ansprache halten wollte, wurde der Lautsprecher aufgedreht und laute Militärmusik gespielt, um sie zu übertönen.
    Die Strategie der permanenten Überwachung aller NLD -Auftritte kehrte sich jedoch überraschenderweise gegen die Junta selbst. Die Propaganda zeichnete sie als Terroristin und Aufwieglerin, als eine Person, die das Land ins Chaos stürzen würde. Vor Ort jedoch trafen die Soldaten auf eine ganz andere Person. Wenn ihre Anhänger den Soldaten und der Armee Beleidigungen entgegenriefen – eine beliebte Parole drehte sich um die mangelnde Ausbildung der Juntaführer –, forderte Suu Kyi sie zur Ruhe auf. Oftmals sprangen Soldaten, die zum Stören der Zusammenkünfte geschickt worden waren, von ihren Lastwagen herunter, schlossen sich den Versammlungen an und wollten Suu Kyi reden hören.
    Einer ihrer damaligen Leibwächter, Moe Myat Thu, berichtete von einem Ereignis im Oktober 1988, als Aung San Suu Kyi nach Natmauk, der Geburtsstadt ihres Vaters, reiste. Kurz vor der Stadtgrenze wurde sie an einem Checkpoint angehalten. Doch anstatt sich provozieren zu lassen, begann sie, mit den Soldaten zu plaudern, so als handele es sich um alte Bekannte. Sie fragte nach deren Kindern, dem Lebensstandard der Familie und ob sie sich in der Armee wohlfühlten. Für die Soldaten war dies eine völlig neue Erfahrung. Burma war von Anbeginn eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft. Historisch betrachtet war die Grenze zwischen oben und unten schon immer scharf gezogen gewesen und nur schwer zu durchdringen. Menschen mit Macht haben von Mitmenschen, die auf der sozialen Leiter tiefer stehen, stets ein großes Maß an Unterordnung erwartet, unabhängig davon, ob es sich bei den Machthabern um britische Kolonialherren oder burmanischen Adel handelte. Die Junta hat diese Kontraste noch verschärft, indem sie den traditionellen Klassenunterschieden eine rein militärische Hierarchie hinzufügte. Offiziere kommunizieren mit ihren Untergebenen durch direkte Befehle, nicht durch freundlichen Small Talk. Aung San Suu Kyi bricht mit all diesen ungeschriebenen Regeln. Einige Menschen, mit denen ich während der Arbeit an diesem Buch gesprochen habe, beschreiben sie als versnobt und arrogant; dabei haben sie anscheinend nur eine Seite von Suu Kyi wahrgenommen, die sie offen zeigt, wenn sie ihre Gesprächspartner nicht sonderlich schätzt. Die meisten hingegen behaupten das Gegenteil: Trotz ihres familiären Hintergrunds, trotz ihrer Ausbildung und ihres Status als nationale Ikone, behandele sie die Menschen wie Gleichgestellte.
    Während der Wahlkampagne wurde sie oft gefragt, warum sie einen

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