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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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Sinne des Wortes nur ihr Mann, und als solcher tue ich alles, was möglich ist, um sie frei zu bekommen.«
    Nach Aussage seiner Freunde in Oxford war er davon überzeugt, dass Öffentlichkeit diesem Ziel am ehesten dienen konnte. Durch die Konzentration des internationalen Scheinwerferlichtes auf Burma erhielt Aung San Suu Kyi eine Art Lebensversicherung. Die Generäle sollten ihr kein Leid antun dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
    Seine unermüdliche Arbeit trug unter anderem dazu bei, dass Aung San Suu Kyi im Herbst 1991 der Friedensnobelpreis zuerkannt wurde; eine Auszeichnung, die sie plötzlich in dieselbe Kategorie wie Desmond Tutu, Lech Wałçsa und Mutter Teresa stellte. Die SLORC erkannte sofort, welche Bedeutung diese Auszeichnung hatte, und protestierte umgehend, konnte aber Alexander und Kim nicht daran hindern, den Preis in Oslo entgegenzunehmen. Der damals 19-jährige Alexander hielt im Namen seiner Mutter die Dankesrede:
    »Ich weiß, wäre sie heute frei und stünde hier, um sich bei Ihnen zu bedanken, hätte meine Mutter Sie alle aufgefordert, dafür zu beten, dass Unterdrücker und Unterdrückte die Waffen niederlegen, um gemeinsam eine auf Humanität und dem Geiste des Friedens basierende Nation aufzubauen. Auch wenn meine Mutter oft als politische Dissidentin beschrieben wird, die nach einer friedlichen demokratischen Entwicklung strebt, müssen wir uns daran erinnern, dass ihre Suche in erster Linie geistiger Natur ist. Wie sie es selbst einmal ausgedrückt hat, ist ›die grundlegendste Revolution geistiger Art‹, und sie hat über die ›geistigen Zielsetzungen‹ des Kampfes geschrieben. Ob man diese erreichen kann oder nicht, hängt in erster Linie von unserer Verantwortung als Menschen ab. Der Grund für diese Verantwortung ist, und ich zitiere: ›Die Idee der Perfektion, der Wille, sie zu erlangen, das Vermögen, einen Weg zu finden, der zu ihr führt, und einen Willen, ihm zu folgen, wenn vielleicht auch nicht bis zum äußersten Ende, aber doch immerhin so weit wie es nötig ist, um sich über die Begrenzungen des Individuums zu erheben […]. Um das Leben vollends auszuleben‹, sagt sie, ›muss man den Mut haben, die Verantwortung für die Bedürftigkeiten anderer zu übernehmen […], man muss diese Verantwortung
haben wollen
.‹«
    Für Michael Aris war dieser Augenblick von ambivalenten Gefühlen begleitet. Der Stolz über Alexanders Dankesrede, die nun die ganze Welt erreichte, vermischte sich mit der Sehnsucht nach seiner Frau. »Es herrscht eine dunkle Zeit«, sagte er während der Pressekonferenz nach der Verleihung. Seine Stimme klang matt, er hatte Tränen in den Augen. »Aber ich bin sicher, dass sich das ändern wird. Ich blicke optimistisch in die Zukunft. Burma wird sich öffnen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Die Junta nutzte Michaels öffentliche Rolle für ihre eigene Propaganda aus. Dass Aung San Suu Kyi mit einem »Ausländer« verheiratet war, der noch dazu aus dem Volk der ehemaligen Kolonialmacht stammte, war von Anbeginn einer der bevorzugten Angriffspunkte. Nun agierte er sogar als ihr Verteidiger, ein klarer Beweis dafür, dass eine neokoloniale Konspiration gegen Burma im Gange war. Die Junta tat alles, um die Ehe zwischen Suu Kyi und Michael in den Schmutz zu ziehen. Die Autorin Barbara Victor traf auf einer Burma-Reise Mitte der 1990er Jahre mit einigen der Generäle zusammen.
    »Warum hat sie ihren Mann und ihre Kinder verlassen?«, fragte ein Junta-Anhänger, der als Professor am Yangon Institute of Technology arbeitete. »Ich habe einmal mit ihr gesprochen, nachdem sie gerade Herrn Aris geheiratet und ein Kind bekommen hatte. Sie war kurz nach Burma gekommen, um das Grab ihres Vaters zu besuchen. Dabei erzählte sie mir, dass sie keinerlei Ambitionen hege, nach Rangun zurück zu ziehen. Als sie unter Hausarrest gestellt wurde, hatten die beiden schon Probleme in ihrer Ehe, sonst hätte sie sich doch niemals dafür entschieden, Mann und Kind so plötzlich sitzen zu lassen.«
    Einer der Minister in der Regierung zog denselben absurden Schluss: »Es ist doch geradezu pervers, an einer gescheiterten Beziehung festzuhalten, wenn die Alternative zur Scheidung Hausarrest bedeutet. Wieso wird dieses Land in ihre Eheprobleme hineingezogen?«
    Die Welt allerdings ließ sich von solchen Argumenten nicht überzeugen. Im Gegenteil, die Gefangene in der University Avenue erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen. Sie

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