Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
sie die Sorge vieler Länder zum Ausdruck brachte, zeigte die Initiative aber dennoch, dass die Weltgemeinschaft tief gespalten war. China, Indien und einige andere asiatische Länder lehnten den Vorschlag ab. Schweden musste seinen Vorschlag zurückziehen und brachte später einen abgemilderten Entwurf ein, der von der Generalversammlung angenommen werden konnte. Die UN-Kommission für Menschenrechte sah außerdem die Ernennung eines neutralen Experten vor, der die Entwicklung in Burma untersuchen sollte. 1995 wurde Álvaro de Soto zum Sondergesandten des UN-Generalsekretärs berufen. In der Folge gab es noch zahlreiche Gesandte und Experten, doch alle scheiterten an der Aufgabe, die politisch festgefahrene Lage in Burma aufzubrechen.
Die USA entschieden sich für einen direkteren Weg. Kurz nach den Massakern von 1988 wurde ein Waffenembargo gegen Burma verhängt. Zahlreiche Drogenbekämpfungsprogramme, die das Regime in Rangun selbst administrieren konnte, wurden eingestellt. Im Laufe der 1990er Jahre wurden zudem konkrete Sanktionen verhängt, darunter ein Investitionsverbot in Burma und ein Einreiseverbot für Mitglieder der Junta.
Das EU -Engagement – mit Waffenembargo und schrittweise verschärften Sanktionen im Laufe der 1990er und 2000er Jahre – entsprach im Großen und Ganzen den amerikanischen Maßnahmen. Dennoch waren die Sanktionen der EU nie so umfassend wie die amerikanischen, was in erster Linie daran lag, dass sich die EU -Mitgliedsstaaten nicht auf eine gemeinsame Linie einigen konnten. Die skandinavischen Länder einschließlich der Niederlande und Großbritannien gehörten zu den Vorreitern, wohingegen Frankreich die Erörterung der Frage oft blockierte. Die französische Ölgesellschaft Total hat ein großes Interesse an Burma, was die Einführung von EU -Sanktionen gegen burmesische Gas- und Ölexporte immer wieder verhinderte.
Mitte der 1990er Jahre entstand eine weitverzweigte Graswurzelbewegung, die internationale Unternehmen von Investitionen und Handelsunternehmungen in Burma abbringen wollte. Durch Boykottaufrufe – in erster Linie von Aktivisten in den USA – gelang es, Unternehmen wie Pepsi Cola, Levi’s, Ericsson und Motorola zu einem Rückzug aus Burma zu bewegen. Ende der 1990er Jahre waren vier amerikanische Bundesstaaten und 23 Städte zu der Übereinkunft gekommen, bei öffentlichen Ausschreibungen keine Unternehmen mehr zu berücksichtigen, die in Burma Geschäfte betrieben. Die Kampagne nahm nach einer Weile globale Ausmaße an. Hunderte, ja vielleicht Tausende von Organisationen des zivilen Gemeinwesens engagierten sich für Menschenrechte in Burma. Oftmals arbeiteten diese Organisationen mit Aktivisten aus Burma zusammen, die vor Unterdrückung geflohen waren und Widerstandsarbeit im Exil leisteten.
Die aus sechs Parlamentariern unter der Führung von Sein Win gebildete Exilregierung wurde in dieser Angelegenheit zu einem zentralen Akteur. Sie waren im Herbst 1990 in das Grenzgebiet nahe Thailand geflohen, wo sie von der Karen-Guerilla und anderen bewaffneten Truppen, die in dem kleinen Ort Manerplaw eine Basis errichtet hatten, mit offenen Armen empfangen wurden.
Sein Win, ein Cousin von Aung San Suu Kyi, hatte in der NLD keine herausragende Rolle gespielt, gehörte aber nun zu denjenigen, die dem Regime entkommen waren. Am 18. Dezember wurde in Manerplaw die National Coalition Government of the Union of Burma (NCGUB) gegründet, mit Sein Win als Premierminister. Die NCGUB hielt sich noch einige Jahre im Grenzgebiet zu Thailand auf, hat aber mittlerweile ihr Hauptquartier in Washington.
China entschied sich derweil für einen ganz anderen Weg als die EU oder die USA . Tatsächlich wies die Entwicklung Chinas große Parallelen mit der in Burma auf. Zunächst einmal galt dies im Hinblick auf die Wirtschaftspolitik, die Burma von China zu kopieren versuchte. Im Weiteren betrifft dies das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, das sich ein knappes Jahr nach den brutalen Maßnahmen des burmesischen Regimes gegen die eigene Bevölkerung ereignete. Burma war das weltweit einzige Land, das das Vorgehen der kommunistischen Partei Chinas verteidigte. Dann folgte der Hausarrest für Aung San Suu Kyi – nur wenige Wochen, nachdem die Panzer durch Pekings Straßen gerollt waren.
Schnell wurde China zu Burmas Bundesgenossen, leistete Entwicklungshilfe und lieferte Konsumartikel und – nicht zuletzt – Waffen. Die erste Waffenlieferung vollzog sich parallel zu der
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