Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
erhielt den Thorolf-Rafto-Gedenkpreis für Menschenrechte, den Sacharow-Preis des Europaparlaments, den Simón-Bolívar-Preis der UNESCO, die Víctor-Jara-Auszeichnung, den Jawaharlal-Nehru-Preis, den W.-Averell-Harriman-Demokratiepreis und einige Jahre später den Freedom of the City of Dublin Award sowie den schwedischen Olof-Palme-Preis. Um nur einige der vielen Auszeichnungen zu nennen.
Eine Erklärung für die große Aufmerksamkeit liegt sicherlich in Suu Kyis persönlichen Eigenschaften begründet. Sie wagte, sich gegen eine der weltweit brutalsten Diktaturen zu erheben. Ein klassisches David-gegen-Goliath-Szenarium.
Vielleicht beruhten die starken Reaktionen der westlichen Welt aber auch auf einem schlechten Gewissen. Viele Länder haben angesichts von Ne Wins Militärdiktatur mehr oder weniger bewusst weggeschaut. In seinem Buch
Burma in revolt
schreibt Bertil Lintner, dass führende Akademiker und Politiker im Westen die Übergriffe des burmesischen Regimes lange Zeit ignorierten. Die britische Kolonialzeit und die kurze demokratische Periode in den 1950er Jahren hatten viele als ein historisches Intermezzo betrachtet und es daher nur für natürlich gehalten, dass das Land danach zu seiner traditionellen Regierungsform zurückkehren würde. Die ethnischen Minderheiten hatte man als fanatische Separatisten angesehen – ähnlich wie die Südstaaten während des amerikanischen Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert. Im Sinne der Modernisierung des Landes hatte man es für erforderlich gehalten, dass sich diese »Stammesgesellschaften« der Bildung eines größeren Staates unterordneten. Dass bestimmten Volksgruppen das Recht hatten, eine größere Unabhängigkeit von Rangun zu fordern, schien keine Rolle zu spielen. Eine ähnliche Sichtweise war nicht zuletzt auch unter der politischen Linken der 1960er und 1970er Jahre verbreitet, die der ehemaligen britischen Kolonialmacht alle Schuld für den Bürgerkrieg zuschrieb.
Die Burmesen selbst hatten ausländischen Besuchern in Rangun immer wieder versichert, dass das Regime beim Volk verhasst sei, aber nur wenige hatten zugehört. Und wenn Ne Win ein seltenes Mal den Fragen nicht ausweichen konnte, behauptete er stets, der Bürgerkrieg und die instabile Lage in den Grenzgebieten mache die Rückkehr zur Demokratie unmöglich. Aber schon bald wäre es so weit. Innerhalb kürzester Zeit sollte der Demokratisierungsprozess seinen Anfang nehmen.
Aber dazu ist es natürlich nie gekommen.
Lintner schreibt, dass ausländische Diplomaten, die in Rangun stationiert waren, über die tatsächliche politische Entwicklung im Land nicht informiert wurden. Das Regime steuerte keine eigenen Informationen bei, und die Diplomaten begnügten sich damit, die Hotelbars zu bevölkern und ein paar Runden auf den Golfplätzen der Hauptstadt zu drehen, in der Hoffnung, schon bald in ein interessanteres Land versetzt zu werden.
Darüber hinaus arbeiteten viele Länder mit der Junta zusammen, um den Drogenhandel im Goldenen Dreieck zu bekämpfen. Der Einfluss der Kuomintang in den Bergregionen hatte einen enormen Anstieg des Drogenhandels nach sich gezogen, und durch Ne Wins Abkommen mit den lokalen Kriegsherren war Burma zum weltgrößten Heroinexporteur aufgestiegen. Ne Win hatte für seine KKY-Strategie Anfang der 1970er Jahre weltweit heftige Kritik einstecken müssen und aus diesem Grund, zumindest formell betrachtet, die Verbindung zu Kriegsherren wie Khun Sa und Lo Hsing Han gekappt. Allerdings war diese Veränderung lediglich kosmetischer Natur. In der Praxis standen einige der größten Drogenkartelle noch immer unter dem Schutz der Junta. Viele Offiziere der Tatmadaw ermöglichten den Transport des Opiums über die Grenze nach Thailand und wurden dafür reich entlohnt.
Dennoch gelang es Ne Win, die internationale Öffentlichkeit von seinen angeblich ehrlichen Absichten zu überzeugen. Die Drogenbekämpfungsorganisation der UN (UNDCP) arbeitete mit burmesischen Behörden zusammen, ebenso wie die Drug Enforcement Agency (DEA) in den USA . Mitte der 1980er Jahre versorgten die Amerikaner Burma mit Bell-205-Helikoptern und dem Wachstumsbekämpfungsmittel Agent 2,4-D. Das Mittel war eng mit dem sogenannten Agent Orange verwandt, das während des Vietnamkrieges für die Entlaubung großer Dschungelgebiete verwendet worden war. In den Vereinigten Staaten war es verboten, da es gemäß einiger Untersuchungen das Krebsrisiko erhöhte. Nun jedoch flogen Helikopter und Flugzeuge über die
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