Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Gebiete der ethnischen Minderheiten und besprühten ihre Anbauflächen mit giftigen Chemikalien. Die Wälder starben, und manchmal auch die Menschen. Wer vergiftetes Wasser trank oder Lebensmittel aß, die nahe der Felder gelagert wurden, erkrankte und bekam furchtbare Magenschmerzen.
Allerdings hatten diese Lieferungen keinen Einfluss auf die Opiumproduktion. Denn erstens wandte die Junta die amerikanische Ausrüstung hauptsächlich im Krieg gegen die ethnischen Gruppen an. Die Opiumhändler, die mit der Junta unter einer Decke steckten, mussten sich keine Sorgen um die Vernichtung ihrer Pflanzen machen. Nur die Gebiete derjenigen, die Ne Win herausforderten, wurden schonungslos mit Agent 2,4-D überzogen. Dasselbe galt für Guerillatruppen (beispielsweise aus dem Kachin- oder Karen-Volk), welche für ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpften, ohne ihre Aktivitäten mit dem Handel von Opium zu finanzieren.
Zweitens waren viele Bauern aufgrund der Besprühung ihrer Felder gezwungen, die Opiumproduktion zu erhöhen. Die Bauern im Shan-Staat betrieben zu jener Zeit hauptsächlich den Anbau von Kaffee, Tee und Opium. Doch nur Opium konnte innerhalb einer Saison die erforderlichen Erträge abwerfen. Wer seine Kaffee- und Teepflanzungen behielt, riskierte den Verlust eines ganzen Jahreseinkommens, wenn plötzlich ein Regierungshelikopter am Horizont auftauchte. Nur wer zum Anbau von Opium überging, verminderte dieses Risiko und erhöhte seine Chancen auf schnelle Gewinne.
Die USA waren allerdings nicht das einzige Land, das Burma in jener Zeit unterstützte. Beispielsweise wollte Ne Win Ende 1982 Granatgewehre der schwedischen Firma Bofors kaufen. Die politische Abteilung des schwedischen Außenministeriums hatte aufgrund des Bürgerkriegs von dem Verkauf abgeraten, doch als die Frage auf dem Schreibtisch von Ministerpräsident Olof Palme landete, wischte er die Einwände beiseite. In Björn Elmbrandts Palme-Biographie ist sein Kommentar nachzulesen: »Ach was«, hatte Palme erwidert. »Diesen Guerillakrieg gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg. Das sind doch eher Drogenhändler als Guerillakämpfer. Die Lage ist stabil. Nicht drum kümmern.«
Vor diesem Hintergrund wurden die Massendemonstrationen und die Massaker im Jahr 1988 zu einer Art Weckruf für die internationale Öffentlichkeit. Nachdem die Junta nun auch in Rangun Methoden einsetzte, die zuvor nur gegen die ethnischen Minderheiten angewandt worden waren, konnte die Welt nicht länger wegschauen.
Ich glaube allerdings auch, dass die scharfen Reaktionen gegen die Übergriffe sowie die gleichzeitige Unterstützung der Demokratiebewegung in gewisser Weise auf den Zeitgeist der 1990er Jahre zurückzuführen ist. Nur wenige Monate nachdem Aung San Suu Kyi zu einer öffentlichen Person geworden war, fiel die Berliner Mauer im Herbst 1989. Der Kalte Krieg war zu Ende, der Westen schien gesiegt zu haben. Der Ökonom Francis Fukuyama sprach vom Ende der Geschichte. Die Welt würde sich öffnen. Herrscher und Völker würden begreifen, dass die westliche Mischung aus politischer Demokratie und Marktwirtschaft das einzig annehmbare Modell sei. Fukuyama erntete heftige und berechtigte Kritik, man warf ihm vor, kurzsichtig und geschichtsblind zu sein, aber die meisten sahen im Zusammenbruch des Ostblocks eine realistische Chance für einen Neuanfang. Diktatoren und Alleinherrscher würden sich nicht länger hinter den Großmächten verstecken können. Nicht brutale Realpolitik, sondern Menschenrechte und humanitäre Fragen würden im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit stehen.
Burma avancierte zu einem Testgebiet für die Einflussmöglichkeiten der internationalen Gemeinschaft. Die Junta indes schien nur die eine Hälfte der These Fukuyamas verstanden zu haben. Nach der Machtübernahme der SLORC im September 1988 wurde die sozialistische Staatsideologie abgeschafft und die Wirtschaftspolitik umgekrempelt, und wie bereits in den 1960er Jahren fand man in China ein Vorbild. Die Generäle wollten Teile der Wirtschaft privatisieren und ausländische Unternehmen ins Land holen, doch Pläne zur Demokratisierung gab es nicht. Die Marktwirtschaft sollte weiterhin unter politischer Kontrolle bleiben.
Im Herbst 1990 unternahm Schweden in der UN-Generalversammlung den Versuch, eine Resolution zu verabschieden, die Burma für die Übergriffe auf die eigene Zivilbevölkerung verurteilte. Dies war die erste in einer Reihe von Initiativen der UN-Generalversammlung. Wenngleich
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