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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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einander nahestanden, dass er anwesend war. Sie blickte in seine Augen und sagte zu sich selbst: »Okay, jetzt heißt es du und ich gegen sie. Wir werden das hier schon schaffen.«
    Sie las Bücher über die Vipassana-Meditation und beschäftigte sich ganz bewusst mit dem Erlernen dieser Übungen. Als sie einige Jahre später freigelassen und gefragt wurde, was sie im Falle einer erneuten Verhaftung tun würde, antwortete sie mit einem Lachen, dass sie sich in diesem Fall darauf freue, eine noch höhere Ebene der Meditation zu erreichen.
    Die Meditation nimmt eine zentrale Stellung ein, wenn man verstehen will, wie sie und die anderen politischen Gefangenen in Burma die Zeit in der Isolation überstehen konnten. »Für einen Buddhisten ist es nicht unbedingt etwas Negatives, die Welt auszuschließen. Schon als Kinder lernen wir, uns in uns selbst zurückzuziehen, die Welt auszuschließen und das Bewusstsein zu klären«, sagte der Studentenführer Min Ko Naing in einem Interview 2005, nachdem er 16 Jahre in Isolationshaft gesessen und jeden Tag meditiert hatte.
    Jedes Mal, wenn sie zu ihrer Zeit im Hausarrest befragt wurde, betonte Aung San Suu Kyi, dass sie im Vergleich zu vielen anderen politischen Gefangenen noch recht glimpflich davongekommen war. In einem Interview mit der schwedischen Journalistin Malou von Sivers sagte sie 2002:
    »Ich habe mich nie als Gefangene gefühlt, da ich nicht im Gefängnis gesessen habe. Viele meiner Parteikollegen hatten ein viel schlimmeres Schicksal. Sie wurden gefoltert und auf eine ganz andere Art als ich von der Welt isoliert. Außerdem wussten sie nicht, was mit ihren Familien geschehen war. Auch wenn ich meine Familie nicht sehen konnte, wusste ich doch, dass es ihr gut ging und sie nicht bedroht wurde.«
    Die buddhistischen Prinzipien im Hinblick auf Selbstkontrolle und inneren Frieden waren entscheidend für die Bewältigung ihrer Zeit im Hausarrest. Sie »akzeptierte« die Umstände, unter denen sie lebte, und versuchte, nur die Bereiche des Lebens zu beeinflussen, die innerhalb ihrer eigenen Kontrollmöglichkeiten lagen. »Ich hörte ganz einfach auf, die Abwesenheit meiner Familie zu betrauern«, sagte sie 1996. »Ich konnte die Situation nicht ändern, also lernte ich, meine Gedanken zu kontrollieren.«
    Beherrschung. Selbstkontrolle. Oft beschreibt Suu Kyi diese Eigenschaften als Ziele der persönlichen Entwicklung. Es ist nicht möglich, alles um sich herum zu beeinflussen. Das Einzige, was man kontrollieren kann, sind die eigenen Gedanken und Handlungen. In gewisser Weise kann man sich in sich selbst immer frei fühlen, und sogar in Gefangenschaft gibt es einen Handlungsspielraum. Letztlich geht es darum, seine Integrität zu bewahren. Wie so oft würzt Suu Kyi solch philosophische Überlegungen mit Humor und einem fröhlichen Lachen. »Ich glaube, dass das Gefühl, nicht gefangen zu sein, auch von Menschen geteilt werden kann, die tatsächlich in einem richtigen Gefängnis sitzen«, äußerte sie gegenüber Alan Clements und zitierte im Anschluss ihren Parteikollegen U Kyi Maung: »Wenn meine Frau gewusst hätte, wie frei ich mich während der Zeit im Insein-Gefängnis gefühlt habe, wäre sie stinksauer geworden.«
    Auch wenn Aung San Suu Kyi den Mut nicht verlor und die Freiheit der Gedanken bewahrte, müssen diese sechs Jahre im Hausarrest dennoch körperlich und psychisch sehr belastend gewesen sein. Geld war beispielsweise ein großes Problem. Einerseits durfte sie keine Gelder von außen annehmen, weigerte sich aber andererseits, das kostenlose Essen zu akzeptieren, dass die Wachleute draußen vor ihrem Haus abstellten. Auf keinen Fall wollte sie der Junta etwas schuldig bleiben. Doch schon nach kurzer Zeit war kein Geld mehr vorhanden, und sie musste sich damit begnügen, zwei kleine Portionen Reis pro Tag zu essen. Schließlich vereinbarte sie einen Handel mit der Junta. Sie sollten ihr Lebensmittel liefern, die sie mit Möbeln und anderen Gegenständen aus dem Haus bezahlen würde. Langsam aber sicher verschwanden alle Möbel, die ihre Mutter im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte. Die für die Bewachung zuständigen Offiziere konnten allerdings den Gedanken nicht ertragen, dass Aung Sans Tochter derart verarmte, und verwahrten die Möbel heimlich in einem Magazin in der Nähe der University Avenue 54. Als Suu Kyi 1995 freigelassen wurde, wollten die Offiziere ihr die Möbel zurückgeben, doch sie weigerte sich und verlangte stattdessen, die Sachen

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