Ilias
Kronion.
Den aus dem Kasten erhebend nun reinigte jener mit Schwefel
Erst und wusch ihn darauf in lauteren Fluten des Wassers;
Wusch dann sich selber die Händ’ und schöpfte des funkelnden Weines,
Trat in die Mitte des Hofs und betete, sprengte den Wein dann,
Schauend gen Himmel empor und nicht unbemerkt von Kronion:
Zeus, dodonischer König, pelasgischer, ferne gebietend,
Herrscher im frostigen Hain Dodonas, wo dir die Seller
Dienst gelobt, ungewaschen die Füß’, auf Erde gelagert!
So wie schon du zuvor mich höretest, als ich dich anrief,
Wie du die Ehre mir gabst und furchtbar schlugst die Achaier,
Also auch nun von neuem gewähre mir dieses Verlangen.
Selbst zwar bleib ich allhier, im Kreis der Schiffe beharrend,
Aber den Freund entsend ich mit häufigen Myrmidonen
Hin zur Schlacht. O gesell ihm Siegsruhm, Herrscher der Welt Zeus!
Stärke sein Herz im Busen mit Tapferkeit, daß nun auch Hektor
Lernen mög, ob allein auch den Kampf zu tragen verstehe
Unser Waffengenoß, ob nur dann die unnahbaren Händ’ ihm
Wüten, wann ich ihm zugleich eingeh ins Getümmel des Ares!
Aber sobald von den Schiffen er Streit und Getöse verdränget,
Unverletzt mir alsdann in die rüstigen Schiffe gelang’ er,
Samt dem Waffengeschmeid und den nah anstürmenden Freunden!
Also sprach er flehend, ihn hörete Zeus Kronion.
Doch ein anderes gab ihm der Gott, ein andres versagt’ er:
Weg von den Schiffen zu drängen den Streit und das Kriegsgetöse,
Gab er; allein versagte, gesund aus dem Streite zu kehren.
Jetzo, nachdem er gesprengt und Zeus dem Vater geflehet,
Eilt’ er zurück ins Gezelt und legt’ in den Kasten den Becher,
Kam dann und stand vor dem Zelte; denn noch verlangte das Herz ihm,
Anzuschaun der Troer und Danaer blutige Feldschlacht.
Jene nunmehr um Patroklos den Mutigen wohlgerüstet
Zogen einher, in die Troer mit trotziger Kraft sich zu stürzen.
Schnell wie ein Schwarm von Wespen am Heerweg strömten sie vorwärts,
Die mutwillige Knaben erbitterten nach der Gewohnheit,
Immerdar sie kränkend, die hart am Wege genistet,
Törichten Sinns, da sie vielen gemeinsames Übel bereiten;
Denn wofern ein wandernder Mann, der etwa vorbeigeht,
Absichtslos sie erregt, schnell, tapferen Mutes zur Abwehr
Fliegen sie alle hervor, ihr junges Geschlecht zu beschirmen.
Also die Myrmidonen, von tapferem Mute beseelet,
Strömten sie vor aus den Schiffen, und graunvoll brüllte der Schlachtruf.
Aber Patroklos gebot mit lautem Ruf den Genossen:
Myrmidonen, Erwählte des Peleiaden Achilleus,
Seid nun Männer, o Freund’, und gedenkt des stürmenden Mutes,
Daß wir Peleus’ Sohn verherrlichen, ihn, der voranstrebt
Allen in Argos’ Volk, dem stürmen zum Kampf die Genossen;
Auch er selbst, der Atreide, der Völkerfürst Agamemnon,
Kenne die Schuld, da den besten der Danaer nichts er geehret!
Jener sprach’s und erregte zu Mut und Stärke die Männer.
Wild eindrang in die Troer die Heerschar, und in den Schiffen
Donnerte dumpf nachhallend das Feldgeschrei der Achaier.
Doch wie die Troer ersahn Menötios’ tapferen Sprößling,
Ihn und seinen Genossen, in strahlendem Waffengeschmeide,
Regte sich allen das Herz, und es schwankten verwirrt die Geschwader,
Wähnend, es hab an den Schiffen der mutige Renner Achilleus
Abgelegt den zürnenden Groll und Freundschaft erkoren;
Jeglicher schaut’ umher, zu entfliehn dem grausen Verderben.
Aber Patroklos zuerst entschwang die blinkende Lanze,
Grad in die Mitte hinein, wo am dichtesten schwoll das Getümmel,
Hinten am dunkelen Schiff des erhabenen Protesilaos.
Und er traf den Pyrächmes, der gaulgewandte Päonen
Führt’ aus Amydon her, von des Axios breitem Gewässer;
Rechts ihm durchbohrt’ er die Schulter, und rücklings hinab auf den Boden
Taumelt’ er, laut wehklagend, und rings die päonischen Freunde
Flüchteten, alle von Schrecken betäubt vor dem edlen Patroklos,
Als den Gebieter er schlug, den Tapfersten einst in der Feldschlacht.
Weg von den Schiffen sie trieb er und löschte die lodernde Flamm aus.
Halbverbrannt blieb stehen das Schiff; und es flohen die Troer
Mit graunvollem Getümmel; es gossen sich nach die Achaier
Durch die geräumigen Schiff’, und es tobt’ unermeßlicher Aufruhr.
Wie wenn hoch vom ragenden Haupt des großen Gebirges
Dickes Gewölk fortdrängt der Donnerer Zeus Kronion
(Hell sind rings die Warten der Berg’ und die zackigen Gipfel,
Täler auch; aber am Himmel eröffnet sich endlos der
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