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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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empfing die Gabe des Schlafes.

X. Gesang
    Der schlaflose Agamemnon und Menelaos wecken die Fürsten. Sie sehen nach der Wache und besprechen sich am Graben. Diomedes und Odysseus, auf Kundschaft ausgehend, ergreifen und töten den Dolon, welchen Hektor zum Spähen gesandt. Von ihm belehrt, töten sie im troischen Lager den neugekommenen Rhesos mit zwölf Thrakiern und entführen des Rhesos Rosse.
    Alle sonst bei den Schiffen, die edleren Helden Achaias,
    Schliefen die ganze Nacht, von sanftem Schlummer gefesselt;
    Nur nicht Atreus’ Sohne, dem Hirten des Volks Agamemnon,
    Nahte der süße Schlaf, da vieles im Geist er bewegte.
    Wie wenn der Donnerer blitzt, der Gemahl der lockigen Here,
    Vielen Regen bereitend, unendlichen, oder auch Hagel
    Oder ein Schneegestöber, das weiß die Gefilde bedecket,
    Oder des Kriegs weit offenen Schlund, des bitteren Unheils:
    So vielfältig erseufzt’ im Innersten nun Agamemnon
    Tief aus dem Herzen empor, und Angst durchbebte die Brust ihm.
    Siehe, sooft er das Feld, das troische, weit umschaute,
    Staunt’ er über die Feuer, wieviel vor Ilios brannten,
    Über der Flöten und Pfeifen Getön und der Menschen Getümmel.
    Aber sooft zu den Schiffen er sah und dem Volk der Achaier,
    Viel alsdann aus dem Haupt mit den Wurzeln rauft’ er sich Haare,
    Hoch aufflehend zu Zeus; und das edele Herz ihm durchdrang Weh.
    Dieser Gedank erschien dem Zweifelnden endlich der beste:
    Erst zu Nestor zu gehn, dem neleiadischen König,
    Ob er mit jenem vielleicht unsträflichen Rat aussönne,
    Welcher das Bös abwehrte von allem Volk der Achaier.
    Aufrecht nun umhüllt’ er die Brust mit wolligem Leibrock,
    Unter die glänzenden Füß’ auch band er sich stattliche Sohlen,
    Warf dann das blutige Fell des gewaltigen Leun um die Schultern,
    Falb und groß, das die Knöchel erreicht’, und faßte die Lanze.
    So auch war Menelaos in bebender Angst, und niemals
    Ruht’ ihm Schlaf auf den Augen, dem Sinnenden, was doch verhängt sei
    Argos’ tapferem Volk, das um ihn durch weites Gewässer
    Kam in der Troer Gefild’, unverdrossenem Streite sich bietend.
    Erst nun ein Pardelvlies um den breiten Rücken sich hüllt’ er,
    Zottig und bunt gefleckt, dann barg er das Haupt in des Helmes
    Ehernen Schirm und faßte den Speer mit nervichter Rechter.
    Schnell dann ging er zu wecken den herrschenden Bruder, der mächtig
    Allen Achaiern gebot, wie ein Gott im Volke geehret.
    Ihn nun fand er, die Schultern mit strahlender Rüstung sich deckend,
    Hinten am dunkelen Schiff, und herzlich erwünscht ihm erschien er.
    Jetzo begann zuerst der Rufer im Streit Menelaos:
    Warum wappnest du dich, mein Älterer? Soll zu den Troern
    Dir hingehen ein Freund, zu erkundigen? Aber ich fürchte
    Sehr im Geist, daß keiner zu solcher Tat sich erbiete,
    Hin zum feindlichen Heer als Spähender einsam zu wandeln
    Durch die ambrosische Nacht; der müßt ein entschlossener Mann sein!
    Gegen ihn rief antwortend der Völkerfürst Agamemnon:
    Rat bedürfen wir beide, du Göttlicher, o Menelaos,
    Wohlersonnenen Rat, der Sicherheit schaff und Errettung
    Argos’ Volk und den Schiffen, dieweil Zeus’ Herz sich gewandt hat.
    Wahrlich, zu Hektors Opfer hat mehr sein Herz er geneiget!
    Denn nie sah ich vordem, noch höret ich je erzählen,
    Daß der Wunder so viel ein Mann am Tage vollendet,
    Als nun Hektar getan, Zeus’ Liebling, am Volk der Achaier,
    Selber für sich, obzwar nicht Gott ihn zeugte noch Göttin.
    Aber er tat, des wahrlich mit Schmerz die Argeier gedenken,
    Spät und lange hinfort; so häuft’ er das Weh den Achaiern!
    Eile mir, Ajas nun und Idomeneus herzurufen,
    Hurtigen Laufs zu den Schiffen, weil ich zum göttlichen Nestor
    Wandl und aufzustehn ihn ermuntere; ob er geneigt sei,
    Hin zur heiligen Schar der Wächter zu gehn und zu ordnen.
    Ihm gehorchen sie wohl am freudigsten; denn sein Sohn ist
    Führer der Hut mit Meriones dort, des kretischen Königs
    Waffenfreund; denn diesen vertraueten wir sie am meisten.
    Ihm antwortete drauf der Rufer im Streit Menelaos:
    Was denn ist dein Will und die Absicht deines Gebotes?
    Bleib ich dort mit jenen und warte dein, bis du hinkommst?
    Oder lauf ich dir nach, sobald ich’s jenen verkündigt?
    Wiederum antwortete drauf Agamemnon der Herrscher:
    Bleibe dort, vielleicht verfehlten wir sonst einander
    Irrend in Nacht; denn viel durchkreuzen ja Wege das Lager.
    Rufe, wohin du gehst, und ermuntere rings zu wachen,
    Jeglichen Mann nach Geschlecht mit Vaternamen benennend,
    Jeglichem

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