Ilias
erduldend,
Weinete, da sie entführt’ der treffende Phöbos Apollon.
Bei ihr ruhete jener, das Herz voll nagenden Zornes,
Hart gekränkt ob der Mutter Verwünschungen, welche die Götter
Angefleht, viel seufzend, um ihres Bruders Ermordung;
Viel mit den Händen auch schlug sie die nahrungsprossende Erde,
Rufend zu Aides’ Macht und der schrecklichen Persephoneia,
Hingesenkt auf die Knie, und netzte sich weinend den Busen,
Tod zu senden dem Sohn; und die wütende grause Erinnys
Hört’ aus dem Erebos sie, das nachtdurchwandelnde Scheusal.
Schnell nun erscholl um die Tore der feindliche Sturm, und die Türme
Rasselten laut vom Geschoß. Da kamen Ätoliens Greise
Flehend zu ihm und sandten die heiligsten Priester der Götter,
Daß er zum Kampf auszög, ein großes Geschenk ihm verheißend.
Wo die fetteste Flur der lieblichen Kalydon prange,
Dort geboten sie ihm, ein stattliches Gut sich zu wählen,
Fünfzig Morgen umher, die Hälft an Rebengefilde
Und die Hälft unbeschattetes Land für die Saat zu durchschneiden.
Viel auch flehet’ ihm selbst der graue reisige Öneus,
Steigend hinan die Schwelle der hochgewölbeten Kammer,
Schütternd die festeinfugende Pfort und jammernd zum Sohne,
Viel auch die Schwestern zugleich und die ehrfurchtwürdige Mutter
Fleheten ihm, doch mehr nur verweigert’ er; viel auch die Freunde,
Welche stets vor allen geliebt ihm waren und teuer.
Dennoch konnten sie nicht sein Herz im Busen bewegen,
Bis schon häufig die Kammer Geschoß traf, schon auf die Türme
Klomm der Kureten Volk und die Stadt rings flammte von Feuer.
Jetzo bat den Helden die schöngegürtete Gattin,
Flehend mit Jammerton, und nannt ihm alle das Elend,
Das unglückliche Menschen umringt in eroberter Feste:
Wie man die Männer erschlägt und die Stadt mit Flammen verwüstet,
Auch die Kinder entführt und die tiefgegürteten Weiber.
Jetzt ward rege sein Herz, da so schreckliche Taten er hörte.
Eilend ging er und hüllte das strahlende Waffengeschmeid um.
Also wandt er nunmehr den bösen Tag der Ätoler,
Folgend dem eigenen Mut; doch gaben sie nicht die Geschenk’ ihm,
Viel und köstlichen Wertes, umsonst nun wandt er das Übel.
Nicht so denke du mir, mein Trautester; laß dir den Dämon
Nicht dorthin verleiten das Herz! Weit schlechter ja wär es,
Wenn du die brennenden Schiffe verteidigtest! Nein, für Geschenke
Komm; dann ehren dich rings wie einen Gott die Achaier.
Doch wenn sonder Geschenk in die mordende Schlacht du hineingehst,
Nicht mehr gleich wird Ehre dir sein, wie mächtig du obsiegst.
Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus:
Phönix, mein alter Vater, du Göttlicher, wenig bedarf ich
Jener Ehr, ich meine, daß Zeus’ Ratschluß mich geehret!
Diese daurt bei den Schiffen der Danaer, weil mir der Atem
Meinen Busen noch hebt und Kraft in den Knien sich reget.
Eines verkünd ich dir noch, und du bewahr es im Herzen:
Störe mir nicht die Seele mit jammernder Klag und Betrübnis,
Atreus’ Heldensohn zu begünstigen. Wenig geziemt dir’s,
Daß du ihn liebst; du möchtest in Haß die Liebe mir wandeln.
Besser daß du mit mir den kränkst, der mich selber gekränket!
Gleich mir herrsche hinfort und empfang die Hälfte der Ehre.
Diese verkünden es schon; du lege dich auszuruhen
Hier auf weichem Lager. Sobald der Morgen sich rötet,
Halten wir Rat, ob wir kehren zum Unsrigen oder noch bleiben.
Sprach’s und gebot dem Patroklos geheim mit deutenden Wimpern,
Phönix ein wärmendes Bett zu beschleunigen, daß sie der Heimkehr
Schnell aus seinem Gezelt sich erinnerten. Eilend begann nun
Ajas, der göttliche Sohn des Telamon, vor der Versammlung:
Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
Laß uns gehn, denn schwerlich, so scheint’s, wird jetzo der Endzweck
Unseres Weges erreicht; zu verkündigen aber in Eile
Ziemt’s das Wort den Achaiern, wiewohl es wenig erfreuet;
Denn sie sitzen gewiß und erwarten uns. Aber Achilleus
Trägt ein Herz voll Stolzes und Ungestüms in dem Busen!
Grausamer! Nichts bewegt ihn die Freundschaft seiner Genossen,
Die wir stets bei den Schiffen ihn hochgeehrt vor den andern.
Unbarmherziger Mann! Sogar für des Bruders Ermordung
Oder des toten Sohns empfing wohl mancher die Sühnung;
Dann bleibt jener zurück in der Heimat, vieles bezahlend;
Aber bezähmt wird diesem der Mut des erhabenen Herzens,
Wann er die Sühnung empfing. Allein dir gaben ein hartes,
Unversöhnliches Herz die Unsterblichen, wegen des
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