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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Ventilation und das dumpfe Pochen und Summen diverser Pumpen, die vergeblich versuchten, die gefluteten Sektionen zu leeren, waren zu hören. »Wir haben ein paar Pluspunkte«, sagte Mahnmut schließlich. »Erstens gibt es im Absturzgebiet tonnenweise Metalltrümmer des Raumschiffs, und es ist ein großes Absturzgebiet. Die ersten Trümmer schlugen nicht sehr weit südlich der Polkappe ein.
    Zweitens haben wir uns mit dem Bug voran in den Schlick gebohrt, und an der einzigen Sektion des U-Boots oberhalb der Schlick-Linie, dem Heck, sind noch ein paar lose Fetzen der Tarnschicht. Drittens, wir verfügen nur noch über so wenig Energie, dass wir so gut wie keine Energiesignatur haben. Viertens …«
    »Ja?«, sagte Orphu.
    Mahnmut dachte an die versiegende Energieversorgung, die schwindenden Luft- und Wasserreserven und das wenig vertrauenswürdige Antriebssystem. »Viertens«, sagte er, »wissen sie immer noch nicht, weshalb wir hier sind.«
    Orphu rumpelte leise. »Ich glaube, wir auch nicht, alter Freund.« Nach einem Augenblick des Schweigens sagte er: »Na ja, du hast Recht. Wenn sie uns in den nächsten paar Stunden nicht finden, haben wir vielleicht eine Chance. Oder gibt es noch mehr schlechte Nachrichten?«
    Mahnmut zögerte. »Wir haben ein kleines Problem mit der Luftversorgung«, gestand er schließlich.
    »Wie ernst ist es?«
    »Wir produzieren keine Luft.«
    »Tja, das ist wirklich ein Problem«, sagte der Ionier. »Wie lange reicht die Reserve noch?«
    »Ungefähr achtzig Stunden. Für uns beide, heißt das. Sicher doppelt so lange, wahrscheinlich mehr, wenn ich sie für mich allein habe.«
    Über die Festleitung kam Orphus leises, rumpelndes Lachen. »Für dich allein? Willst du auf meinen Luftschlauch treten, alter Freund? Meine organischen Teile brauchen auch Luft, weißt du.«
    Eine Sekunde lang brachte Mahnmut kein Wort heraus. »Ich dachte … du bist ein Hochvakuum-Moravec … ich meine …«
    »Du denkst, ich verbringe lange Monate im Weltraum, ohne Nachschub vom Io-Mutterschiff«, seufzte Orphu. »Ich erzeuge meinen eigenen Sauerstoff mit den internen Brennstoffzellen. Die werden mit der Fotovoltaik-Anlage auf meinem Panzer betrieben.«
    Mahnmut spürte, wie sich sein Pulsschlag verlangsamte. Ihre Überlebenschancen hatten sich gerade erhöht, wenn Orphu keine Schiffsluft brauchte.
    »Aber meine Fotovoltaik ist im Eimer«, sagte Orphu leise, »und die Brennstoffzellen produzieren seit dem Angriff kein O 2 mehr. Ich lebe vom Schiffsvorrat. Tut mir Leid, Mahnmut.«
    »Ach, weißt du«, sagte Mahnmut schnell und energisch, »ich hatte sowieso vor, die Luftversorgung für uns beide aufrechtzuerhalten. Das ist kein Problem. Ich hab’s durchgerechnet – uns bleiben ungefähr achtzig Stunden bei unser gegenwärtigen Verbrauchsrate. Und die kann ich reduzieren. Mein ganzer Kontrollraum einschließlich der Milieu-Nische ist mit Luft gefüllt. Die speise ich wieder ein und teile sie auf. Achtzig Stunden schaffen wir mit Leichtigkeit, und dann tauchen wir auf und erneuern unseren Luftvorrat. Bis dahin müsste die Suche vorbei sein.«
    »Bist du sicher, dass du die Dark Lady aus dem Schlamm herausbringst?«, fragte Orphu.
    »Hundertprozentig sicher«, log Mahnmut mit fester Stimme.
    »Ich bin dafür, dass wir noch … sagen wir … drei Sols, drei Marstage, also rund dreiundsiebzig Stunden im Meeresboden versteckt bleiben, um festzustellen, ob sie ihre Streitwagensuche wirklich abgeblasen haben. Oder noch zwölf Stunden nach unserem letzten Radarkontakt mit ihnen. Was zuerst kommt. Haben wir dann noch genug Zeit, um mit einem kleinen Sicherheitsvorrat an Sauerstoff und Energie aus dem Schlamm und an die Wasseroberfläche zu kommen?«
    Mahnmut schaute auf seine virtuelle Wand voller roter Alarmleuchten und Funktionsstörungsanzeigen. »Bei dreiundsiebzig Stunden müsste uns noch jede Menge Zeit bleiben«, sagte er. »Aber wenn sie eher verschwinden, sollten wir auftauchen und zur Küste fahren. An der Oberfläche kann die Lady bei der momentanen Reaktorkapazität ungefähr zwanzig Knoten machen. Es wird also ohnehin fast anderthalb Tage dauern, bis wir zum Land gelangen, besonders wenn wir wählerisch sind, wo wir landen wollen.«
    »Dann dürfen wir eben nicht wählerisch sein«, sagte Orphu. »Na schön, sieht so aus, als wäre unsere einzige Sorge während der nächsten paar Tage die Langeweile. Wollen wir eine Runde Poker spielen? Hast du die virtuellen Karten dabei?«
    »Ja«, sagte Mahnmut. Seine

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