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Illettrismus Version Open Doc

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Titel: Illettrismus Version Open Doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: France Carol
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Silas‘ Anwesenheit wurde auf jeden Fall erwartet.
    Nachdem er sich angezogen hatte ging er nach unten und hörte Rolfs ungehaltene Stimme, der sich lauthals über etwas ausließ, bereits von weitem. Kaum hatte er Silas erblickt kam er mit wildfuchtelnden Armen auf ihn zu.
    „Du kannst dir nicht vorstellen, was hier abgeht“, rief Rolf aus und blieb mit entnervtem Gesichtsausdruck vor ihm stehen. „Die Eventagentur hat doch tatsächlich eine Umzugsfirma beauftragt, deren Angestellte alle aus dem Ostblock kommen und kaum oder gar kein Deutsch verstehen. Die erste Fuhre ist schon weg und damit auch der einzige, der zwischen den Möbelpackern und mir vermitteln konnte.“
    „Beruhige dich doch erst einmal, die Kerle werden schon wissen, was sie zu tun haben. Hast du schon gefrühstückt?“, versuchte Silas das Thema zu wechseln.
    „Mir ist der Appetit gründlich vergangen. Ich wollte eigentlich… Halt! Finger weg von meinem Designersofa. Verdammt nochmal, wasch doch erst mal deine Hände, du Idiot“, rief Rolf empört aus und drängte sich an Silas vorbei, um den Möbelpackern die Leviten zu lesen.
    Silas drehte sich um und sah, wie sich Rolf vor einem hünenhaften Kerl aufbaute und eindringlich auf diesen einredete. Der Mann war niemand anderes als… Boris, der nun über den Kopf von Rolf hinweg auch ihn ansah. Nur einen Augenblick konnte man sehen, dass dieser ihn ebenfalls erkannte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Rolf.
    „Da“, sagte Boris immer wieder zu seinem Gegenüber, nickte kräftig mit dem Kopf und lächelte beinahe schon auf eine debile Art und Weise, weshalb sich Rolf entnervt zu Silas umwandte.
    „Keine Ahnung, was dieses ‚Da‘ heißen soll, aber die Kerle verstehen kein Wort, verdammt nochmal. Kannst du nicht versuchen ihnen klar zu machen, mit was für Kostbarkeiten sie es hier zu tun haben? Die behandeln meine Möbel wie Stücke aus dem Discounter. Ich werde noch verrückt, wenn ich mich länger mit diesen Ignoranten abgeben muss.“
    „Ich glaube, sie sprechen Russisch und ‚Da‘ heißt so viel wie ‚Ja‘“, erklärte Silas und konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen, dass sich anlässlich Boris‘ schauspielerischer Darbietung eines unverständigen Osteuropäers auf seinen Lippen zeigen wollte.
    „Kannst du etwa Russisch? Dann sprich du doch mit denen.“
    „Nein, ich kann eigentlich auch kein Russisch, nur gerademal ein oder zwei Worte“, erklärte er und musste sich nun abwenden, weil Boris hinter Rolfs Rücken ein geradezu unverschämt breites Grinsen zur Schau stellte.
    „Trotzdem, versuch doch bitte dein Glück. Ich mach uns jetzt erst mal einen Espresso“, entgegnete Rolf resigniert und ging in Richtung Küche davon.
    Als sein Partner schließlich außer Hörweite war, trat Silas auf den Russen zu und blickte diesen herausfordernd an.
    „Das ist also dein Langzeitstecher“, sagte Boris leise.
    „Das ist mein Freund Rolf, ja.“
    Scheinbar interessiert ließ er den Blick durch den Raum schweifen, bis er kurz darauf wieder Silas ansah.
    „Kein Wunder“, war alles, was der Russe sagte. Er drehte sich um und wandte sich kommentarlos wieder der Arbeit zu.
    Die Art und Weise, wie diese beiden Worte ausgesprochen wurden, hatte etwas Abfälliges, aber irgendwie auch Trauriges, dennoch wollte Silas nicht darauf eingehen, weshalb er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und zu Rolf in die Küche ging.
     
    Eine Stunde später waren alle Möbel im Lastwagen verstaut. Die Männer der Umzugsfirma hatten sich auf die Ladefläche des Kleintransporters gesetzt und nahmen dort einen kleinen Imbiss zu sich 
    Während er mit Rolf etwas weiter weg stand und mit dem Eventmanager diskutierte, konnte Silas aus dem Augenwinkel erkennen, wie Boris sein T-Shirt auszog und sich den Schweiß von Stirn und Oberkörper wegwischte. Ein Anblick, der ihm durchaus das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
    „Oh Mann, das ist vielleicht ein atemberaubender Anblick“, sagte Rolf plötzlich neben ihm und musterte den Russen mit gierigem Blick. „Der wäre genau richtig für die Poolparty.“
    Mit Unbehagen musste Silas feststellen, dass Rolf diese Worte nicht sehr leise aussprach, wohl in der Meinung, dass die Männer ihn sowieso nicht verstanden. Ein Blick in Boris Richtung zeigte ihm jedoch, dass dieser Rolf ganz genau gehört hatte.
    „Ob ich ihn einladen sollte? Ich

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