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Illettrismus Version Open Doc

Illettrismus Version Open Doc

Titel: Illettrismus Version Open Doc
Autoren: France Carol
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meine, etwas fürs Auge ist er ja schon. Ob er allerdings schwul ist? Na ja, mit der richtigen Anzahl Scheinchen kann man schnell aus einer Hete einen Homo machen, nicht wahr?“, sagte Rolf lachend und ließ erneut den Blick lüstern über Boris‘ Körper gleiten.
    Fassungslos sah Silas seinen Freund von der Seite an. Er konnte kaum glauben, was dieser gerade gesagt hatte, doch bevor er etwas entgegnen konnte, fuhr dieser fort. 
    „Was denn? Sieh mich doch nicht so an. Ich sehe doch, dass er dich anmacht, weshalb ich ihn dir auch gerne für diese Nacht schenken würde. Man kennt doch diese Leute aus dem Ostblock: Wenn die Kohle stimmt, machen die so gut wie alles. Bestimmt könnte ich ihn mit einer großzügigen Summe auch davon überzeugen, dass er sich von dir toppen lässt“, erklärte Rolf ohne den Blick von Boris zu nehmen. „Außerdem hätte ich selbst auch nichts dagegen, ein wenig mit ihm zu spielen. Natürlich erst, wenn du dich an ihm ausgetobt hast.“
    Silas Blick ging ebenfalls zurück zu Boris, der den Kopf zwar abgewandt hielt, nun aber für einen Moment zu ihm hinsah. In diesem Augenblick konnte er dieselbe Wut und Abscheu in dessen Augen erkennen, die sich aufgrund von Rolfs Worten auch bei ihm selbst breitgemacht hatten. Unmerklich für Rolf schüttelte er den Kopf und blickte den Russen flehend an, um ihn davon abzuhalten etwas zu sagen oder womöglich sogar auf Rolf loszugehen.
    Mit einem angewiderten Blick kam der Russe der unausgesprochenen Bitte nach und drehte sich wieder fort, so dass Silas diese Gelegenheit wahrnahm, Rolf aus der Gefahrenzone und ins Haus zu bringen.
    ***
    Als alle Möbel dieses arroganten Arschloches eingelagert waren, begann auch für Boris endlich das Wochenende. Prinzipiell hatte er nichts gegen ein paar Extraeinsätze, weil das auch zusätzliches Geld bedeutete, und das konnte er immer gebrauchen. Diesmal aber hätte er gerne darauf verzichtet.
    Es hatte schon gereicht, dass dieser Rolf die ganze Umzugstruppe für intellektuell Minderbemittelte betrachtet hatte und ein fremdenhassender Idiot war, der anscheinend etwas gegen Leute aus dem Ostblock hatte, aber dass er ausgerechnet Silas dort über den Weg laufen musste, hatte Boris so richtig die Laune verdorben.
    Die ganze Woche über waren ihm Silas‘ grüne Augen nicht mehr aus dem Kopf gegangen und auch der Fick hatte so seine Spuren bei ihm hinterlassen. Zweimal war er noch in den Club gegangen, immer in der Hoffnung, Silas erneut anzutreffen. Obwohl es eigentlich gegen seine Regel war, hätte er nur zu gerne mit diesem den Darkroom ein weiteres Mal aufgesucht. Irgendwie hatte er einfach noch nicht genug von diesem Mann.
    Aus unerfindlichen Gründen übte Silas eine Anziehungskraft auf ihn aus, die er selbst nicht richtig einordnen konnte. Selbst jetzt, wo Boris gesehen hatte, mit was für einem Idioten dieser zusammen war, konnte er nicht aufhören über ihn nachzudenken, obwohl ihm durchaus bewusst war, dass er niemals neben einem Kerl wie Rolf bestehen konnte.
    Wie auch? Boris Vermögen war so gut wie inexistent und er war froh, wenn das Geld bis zum Ende des Monats reichte. Als Möbelpacker verdiente man einfach zu viel zum Sterben und zu wenig, um richtig leben zu können. Er würde Silas vielleicht zu einer Pizza einladen können, aber niemals konnte er ihm denselben Luxus wie Rolf bieten.
    Der Gedanke, dass sich Silas von Prunk und Reichtum blenden ließ, störte Boris gewaltig, aber er konnte nur zu gut verstehen, dass man darauf nicht mehr verzichten wollte, wenn man es denn einmal genossen hatte. In Rolfs Fall war es offensichtlich, dass man bei solchem Wohlstand über manchen Makel hinwegsehen konnte.
    Was ihn aber beinahe rasend vor Wut gemacht hatte war, dass Rolf meinte, alles mit seinem Scheissgeld kaufen zu können, einschließlich Boris als Fickpartner für Silas, und hätte dieser ihm nicht einen flehenden Blick zugeworfen, mit dem er ihn bat, nicht ausfällig zu werden, hätte er wohl dem eingebildeten Arschloch den Hals umgedreht.
    So hatte er sich lediglich abgewandt, die Wut runtergeschluckt und war dann kommentarlos mit den Kollegen seines Weges gegangen. Die Wut saß jedoch immer noch wie eine geballte Faust in seinem Magen und er fragte sich ernsthaft, ob diese wirklich nur von Rolfs Verhalten hervorgerufen wurde, oder ob es nicht doch etwas anderes
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