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Illettrismus Version Open Doc

Illettrismus Version Open Doc

Titel: Illettrismus Version Open Doc
Autoren: France Carol
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anderes sagen, wurde jedoch durch Tarek, der in diesem Moment eintrat, unterbrochen.
    „Ah, Boris, bist du wegen der Post hier?“, wurde er von seinem Freund begrüßt.
    Mit einem warnenden Blick hielt er Tarek davon ab weiterzusprechen. Auf keinen Fall wollte Boris, dass Silas erfuhr, weshalb er hier war. Ein fast unmerkliches Nicken seines Freundes zeigte ihm, dass dieser verstanden hatte.
    „Hör zu, heute habe ich keine Zeit für dich. Wie du siehst, habe ich den Buchhalter da. Ich glaube übrigens, dass ihr euch kennt, nicht wahr?“ Als beide kommentarlos nickten, wandte sich Tarek wieder an Boris: „Komm doch morgen noch einmal, okay?“
    „Alles klar, dann sehen wir uns morgen. Grüß Federico von mir“, verabschiedete er sich von Tarek und warf Silas noch einen bedeutsamen Blick zu, der diesen mit einem wissenden Lächeln quittierte.
     
    Zwei Stunden später stand Boris vor dem Mehrfamilienhaus, in dem Silas wohnte. Es lag in einer weitaus besseren Gegend, als Boris‘ Wohnung, weshalb er beinahe eine dreiviertel Stunde mit dem Bus hatte fahren müssen. Nicht zum ersten Mal verfluchte er die Tatsache, dass er keinen Führerschein hatte – oder besser gesagt: machen konnte. Der Grund dafür wussten lediglich ein paar wenige Leute, wie etwa Tarek und Vladek, all den anderen erklärte er immer, es läge an seinem dürftigen Einkommen und dass es deshalb nicht finanzierbar wäre. Das war aber schlicht und einfach eine Lüge!
    Heute wollte er jedoch nicht über sein allgegenwärtiges Problem nachdenken, sondern sich auf ein paar heiße Stunden mit Silas freuen. Es war verdammt lange her, seit er bei einem Kerl zuhause Sex gehabt hatte, weil er das eigentlich als viel zu intim empfand. Mit dem ersten Schritt über die Schwelle in die Wohnung eines anderen würde er auch in dessen Privatleben eintauchen, was er stets zu umgehen versuchte. Er hatte sich für anonymen Sex entschieden, um sich selbst und vor allem sein Geheimnis zu schützen, denn Intimität hatte oft die Folge, dass der andere auch mehr über ihn wissen wollte, was Boris aber nicht zulassen konnte.
     
    Während er mit der einen Hand klingelte schaute er auf die andere, in der er eine Flasche Schampus hielt. Wieso er die gekauft hatte, war ihm zwar nicht ganz klar, aber es hatte sich richtig angefühlt. Da Boris sich nicht wirklich mit diesem Zeugs auskannte, hatte er einfach eine Flasche in der oberen Preisklasse aus dem Regal genommen, wusste aber nicht einmal wie das Gesöff hieß. Der Kassierer war auf jeden Fall beeindruckt gewesen, denn Boris wurde von diesem grinsend gefragt, ob er einen Heiratsantrag planen würde. Demnach musste es sich also um einen echt guten Tropfen handeln und er hoffte, dass Silas das genauso sah.
    Endlich wurde aufgedrückt und Boris rannte beinahe die beiden Stockwerke nach oben, wo er an der geöffneten Wohnungstür von Silas lächelnd erwartet wurde. Oh Mann, diese Augen! Innerhalb von Sekunden wurde er in den Bann dieses unbeschreiblichen Grüns gezogen.
    Nachdem ihm Silas den Weg ins Wohnzimmer gewiesen hatte, blieb er zuerst einmal unschlüssig darin stehen, vor allem als ihm das edle Ambiente darin auffiel. Er hätte sich denken können, dass Silas seine Wohnung nicht mit Discountermöbeln ausstaffierte, dennoch wurde ihm jetzt schlagartig bewusst, wie unterschiedlich die Klassen waren, denen sie beide angehörten. Während er sich jeden Monat fragte, ob sein Verdienst für alle Auslagen reichte, machte sich der andere vermutlich Gedanken, welchen Schnickschnack er sich als nächstes zulegen wollte.
    „Edel“, sagte Boris ernüchtert, während er sich weiter umsah, und streckte Silas dabei die Flasche entgegen, der sich daraufhin das Etikett ansah.
    „Genauso wie dieser Champagner“, erwiderte der andere offenbar verblüfft und blickte zu ihm auf.
    „Tja, für einen guten Fick ist mir nun einmal nichts zu schade.“
    Die Worte klangen selbst in Boris‘ Ohren hart und nicht angebracht, aber er versuchte gerade krampfhaft sich nicht anmerken zu lassen, wie desillusioniert er war, obwohl er nicht wirklich wusste, worauf er eigentlich gehofft hatte.
    „Ein Bier hätte es aber auch getan“, sagte Silas leise und ein Blick in dessen Gesicht zeigte, dass Boris es gerade fertiggebracht hatte, die Stimmung des anderen zu dämpfen.
    „Tut mir leid, es … es ist nur so, dass …. Na ja, dass all dieser Luxus hier …“ Er
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