Illuminati
Ich hatte eigentlich gehofft, dass West Ponente auf eine einzelne Kirche deutet. Irgendetwas, das eine Glocke zum Klingen bringt.«
»Fuoco«, drängte Vittoria. »Feuer. Fire. Keine Idee, Robert?«
Langdon zuckte die Schultern. »Natürlich gibt es die berühmten Feuerwerksbilder, aber es sind keine Skulpturen, und sie befinden sich in Deutschland, in Leipzig.«
Vittoria runzelte die Stirn. »Und Sie sind sicher, dass es der Atem ist, der die Richtung weist?«
»Sie haben das Relief selbst gesehen, Vittoria. Es war völlig symmetrisch. Die einzige Andeutung einer Richtung waren die fünf Windstrahlen.«
Er hatte Recht.
»Außerdem«, fügte Langdon hinzu, »erscheint es nur angemessen, der Richtung des Windes zu folgen. Immerhin symbolisiert West Ponente das Element Luft.«
Vittoria nickte. Also folgen wir dem Wind. Aber wohin? Olivetti kam zu ihnen. »Was haben Sie herausgefunden?«
»Zu viele Kirchen, Herr Oberst«, antwortete der Gardist, Zwei Dutzend oder mehr. Ich schätze, wir könnten vier Mann zu jeder Kirche schicken…«
»Vergessen Sie’s«, erwiderte Olivetti. »Dieser hinterhältige Mörder ist uns zweimal entwischt, obwohl wir genau wussten, wo wir ihn finden konnten. Wenn wir uns zu sehr verteilen, ist die Vatikanstadt ungeschützt. Außerdem könnten wir diese Antimaterie nicht mehr suchen.«
»Wir brauchen ein Werkbuch«, sagte Vittoria. »Ein Verzeichnis von Berninis Arbeiten. Wenn wir die Namen durchgehen, finden wir vielleicht einen Hinweis.«
»Ich weiß nicht«, widersprach Langdon. »Wenn es ein Werk ist, das Bernini speziell für die Illuminati geschaffen hat, ist es vielleicht völlig unbekannt. Möglicherweise ist es in keinem Werkverzeichnis aufgeführt.«
Vittoria weigerte sich, so schnell aufzugeben. »Die beiden anderen Skulpturen waren ziemlich berühmt. Sie kannten beide.«
Langdon zuckte die Schultern. »Na und?«
»Wenn wir die Namen auf das Schlüsselwort ›Feuer‹ hin durchsuchen, finden wir vielleicht eine Statue, die in der richtigen Richtung steht.«
Langdon schien überzeugt, dass es zumindest einen Versuch wert war. Er wandte sich an Olivetti. »Ich brauche eine Liste von Berninis Arbeiten. Ihre Männer haben wahrscheinlich keinen Hochglanzband zur Hand, oder?«
»Hochglanzband?« Olivetti schien den Begriff noch nie gehört zu haben.
»Macht nichts. Eine Liste. Wie steht es mit dem Vatikanischen Museum? Dort muss es doch eine Liste von Berninis Werken geben!«
Der Gardist mit der Narbe runzelte die Stirn. »Der Strom im Museum ist abgeschaltet, und der Raum mit den Werkverzeichnissen ist riesig. Ohne das Bibliothekspersonal als Hilfe…«
»Die fraglichen Arbeiten von Bernini…«, unterbrach ihn der Oberst. »Wurden sie geschaffen, während Bernini vom Vatikan angestellt war?«
»So gut wie sicher«, antwortete Langdon. »Bernini hat fast sein ganzes Leben für den Vatikan gearbeitet. Ganz bestimmt jedenfalls während der Zeit des Konflikts zwischen Kirche und Galileo.«
Olivetti nickte. »Dann gibt es noch ein anderes Verzeichnis.
Vittoria spürte neuen Optimismus. »Wo?«
Der Kommandant der Schweizergarde antwortete nicht. Er nahm den Gardisten beiseite und sprach in gedämpftem Tonfall mit ihm. Der Gardist schien unschlüssig; dann aber nickte er gehorsam. Als Olivetti fertig war, kam der Gardist zu Langdon.
»Hier entlang bitte, Mr. Langdon. Es ist einundzwanzig Uhr fünfzehn. Wir müssen uns beeilen.«
Langdon folgte dem Gardisten zur Tür.
Vittoria wollte hinterher. »Ich helfe Ihnen.«
Olivetti hielt sie am Arm fest. »Nein, Signorina Vetra. Ich mochte mit Ihnen reden.« Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Langdon und der Gardist verließen das Amtszimmer. Olivettis Miene war ausdruckslos, als er Vittoria beiseite nahm, Doch was auch immer er ihr hatte sagen wollen, es kam nicht dazu. Das Walkie-Talkie an seinem Gürtel knackte laut. »Comandante?«
Alles im Raum drehte sich zu Olivetti um.
Die Stimme aus dem Lautsprecher klang grimmig. »Ich glaube. Sie sollten besser den Fernseher einschalten.«
80.
Als Langdon erst zwei Stunden zuvor die geheimen Vatikanischen Archive verlassen hatte, hätte er sich niemals vorgestellt, sie noch einmal wiederzusehen. Jetzt – außer Atem, nachdem er den gesamten Weg hinter dem Schweizergardisten hergelaufen war – fand er sich einmal mehr in dem großen Gewölbe wieder.
Seine Eskorte, der Gardist mit der Narbe, führte Langdon durch die Reihen transparenter Büchertresore
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