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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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wesentlich später. Anstatt einen Ausweg zu suchen, verlangte sein Verstand plötzlich eine Erklärung für seine Lage. Wer hat den Strom abgeschaltet? Dehnt Rocher seine Suche bereits aus? Hätte Olivetti ihn nicht gewarnt, dass ich hier drin bin?
    Er öffnete den Mund und legte den Kopf in den Nacken, um seine Luftröhre zu befreien, während er aus vollen Zügen atmete, so tief er konnte. Jeder Zug brannte weniger als der vorangegangene. Sein Kopf wurde klar. Er ordnete seine Gedanken, zwang sich zu kühler Logik.
    Glaswände, sagte er sich. Aber verdammt dickes Glas.
    Er fragte sich, ob es in diesem Tresor vielleicht auch Bücher gab, die in schweren, feuersicheren Metallkisten gelagert wurden. Langdon hatte sie in anderen Archiven gesehen, jedoch noch nicht hier im Vatikanischen Archiv. Außerdem würde es wahrscheinlich sehr viel Zeit kosten, eine solche Kiste im Dunkeln zu finden. Und er hätte sie bestimmt nicht heben können, nicht in seinem derzeitigen Zustand.
    Was ist mit dem Lesetisch? Langdon wusste, dass es im Zentrum des Tresors einen Lesetisch gab, genau wie in den anderen Tresoren. Na und? Den kriege ich auch nicht gehoben. Außerdem, selbst wenn es ihm gelänge, den Tisch zu bewegen, würde er nicht weit damit kommen. Die Regale standen eng beieinander, und die Zwischenräume waren viel zu schmal.
    Die Zwischenräume sind zu schmal…
    Plötzlich wusste er die Lösung.
    Mit neu erwachter Zuversicht sprang er auf – viel zu schnell. Schwindel überkam ihn, und er tastete Halt suchend umher. Seine Hände berührten ein Regal. Er zwang sich, einen Moment auszuruhen. Er würde all seine Kraft brauchen, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
    Schließlich stemmte er sich gegen das Regal wie ein Footballspieler gegen einen Trainingsschlitten und drückte. Wenn es mir gelingt, das Regal umzuwerfen… Doch das Regal bewegte sich kaum. Er nahm erneut Maß, drückte wieder mit aller Kraft. Seine Füße glitten auf dem Boden ab. Das Regal knarrte, doch es bewegte sich nicht.
    Er brauchte einen Hebel.
    Langdon tastete sich zur Glaswand zurück und behielt mit einer Hand Kontakt zu ihr, während er sich durch die Dunkelheit zur anderen Seite des Tresors bewegte. Die Rückwand kam schneller als erwartet, und er prallte mit der Schulter dagegen. Fluchend umrundete er das Regal und packte es ungefähr in Augenhöhe. Dann begann er, daran hochzuklettern, indem er sich mit einem Fuß an der gegenüberliegenden Glaswand abstützte. Ringsherum fielen Bücher aus den Regalböden und landeten raschelnd in der Dunkelheit, doch es war ihm egal. Der Überlebensinstinkt war stärker als alle archivarische Rücksicht, Langdons Gleichgewichtsinn war durch die Dunkelheit beeinträchtigt, und er schloss die Augen und zwang sich, jeglichen eingebildeten visuellen Reiz zu ignorieren. Nun ging es schneller voran. Die Luft wurde dünner, je höher er kam. Dann hatte er den obersten Regalboden erreicht und versuchte, sich vollends hinaufzuziehen. Wie ein Felskletterer, der einen Grat überwindet, setzte er an der Glaswand einen Fuß hinter den anderen, bis er eine beinahe waagerechte Stellung erreicht hatte.
    Jetzt oder nie, Robert, drängte eine innere Stimme. Genau wie in der Beinpresse im Fitnessraum von Harvard.
    Ihm war schwindlig, als er mit Brust und Armen gegen das Regal drückte und sich gleichzeitig mit den Füßen von der Glaswand abstieß. Nichts geschah.
    Keuchend korrigierte er seine Position und drückte erneut. Das Regal bewegte sich unmerklich. Langdon drückte weiter, streckte die Beine, und das Regal schaukelte ein paar Zentimeter vor und zurück. Langdon nutzte den Schwung aus, atmete tief die sauerstoffarme Luft und drückte ein drittes Mal. Das Regal schwankte stärker.
    Wie ein Pendel, sagte er sich. Du musst den Rhythmus halten, dann kannst du es aufschaukeln. Immer weiter.
    Langdon drückte die Beine bei jedem Schaukeln ein wenig mehr durch. Seine Oberschenkel brannten wie Feuer, doch er achtete nicht auf den Schmerz. Das Pendel war in Bewegung. Noch drei Stöße, sagte er sich.
    Er benötigte nur zwei.
    Einen Augenblick lang spürte er schwerelose Unsicherheit, dann fiel er zusammen mit zahllosen rutschenden Büchern nach vorn.
    Auf halbem Weg zum Boden prallte das Regal gegen ein weiteres. Langdon klammerte sich mit aller Kraft fest. Einen Augenblick herrschte bewegungslose Panik, doch sein Gewicht und das des fallenden Regals reichten aus, um den Dominoeffekt in Gang zu setzen. Das zweite Regal kippte.

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