Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
Vom Netzwerk:
vier Männer traten zurück.
    Nervös bückte sich einer der Gardisten und hob seine Taschenlampe wieder auf. Dann richtete er den Strahl in den Sarkophag. Der Strahl zitterte merklich, dann kam er zur Ruhe. Die beiden anderen Gardisten folgten dem Beispiel ihres Anführers. Selbst in der Dunkelheit spürte Vittoria ihren Widerwillen. Sie bekreuzigten sich alle drei.
    Der Camerlengo erschauerte, als er in den Sarkophag blickte, und seine Schultern sanken zuckend herab. Er verharrte einen langen Augenblick in dieser Haltung, bevor er sich schließlich abwandte.
    Vittoria hatte gefürchtet, dass der Mund des Toten in Leichenstarre verschlossen war und dass sie Gewalt anwenden musste, um die Zunge zu sehen, doch nun erkannte sie, dass es nicht nötig war. Die Wangen des Toten waren eingefallen, und sein Mund stand weit offen.
    Die Zunge des Papstes war schwarz wie die Nacht.
     

86.
     

    Kein Licht. Kein Laut.
    Die Geheimarchive lagen in völliger Dunkelheit.
    Furcht, erkannte Langdon nun, war eine gewaltige
    Motivation. Atemlos tastete er sich durch die Dunkelheit auf die Drehtür zu. Er fand den Knopf an der Wand und rammte ihn mit der flachen Handfläche hinein. Nichts geschah. Er versuchte es erneut. Die Tür bewegte sich nicht.
    Blind tastete er um sich und rief um Hilfe, doch seine Stimme klang merkwürdig erstickt. Plötzlich wurde ihm bewusst, in welcher Gefahr er schwebte. Seine Lungen ächzten nach Sauerstoff, und Adrenalin ließ sein Herz rasen. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand ohne Vorwarnung in den Unterleib geschlagen.
    Als er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür warf, glaubte er für einen Augenblick, sie hätte sich bewegt. Erneut warf er sich dagegen, und wieder vergeblich. Dann erst wurde ihm bewusst, dass sich der gesamte Raum um ihn drehte, nicht die Tür. Er taumelte blind davon, stolperte über eine Rollleiter und schlug der Länge nach hin. Er stieß sich das Knie an einem Regal, rappelte sich fluchend auf und tastete nach der Leiter.
    Er fand sie. Er hatte gehofft, sie würde aus schwerem Holz oder Eisen bestehen, doch es war ein Aluminiumgestell. Er packte die Leiter wie einen Rammbock und stürmte damit durch die Schwärze auf die Glaswand zu. Sie war näher, als er geglaubt hatte. Doch die Le iter prallte gegen das dicke Glas des Tresors, ohne Schaden anzurichten. Nach dem Geräusch des Aufpralls zu urteilen, brauchte es sehr viel mehr als eine Aluminiumleiter, um diese Glaswände zu zerbrechen.
    Die Pistole fiel ihm ein, und wilde Hoffnung durchzuckte ihn – um im nächsten Moment wieder zu schwinden. Olivetti hatte ihm die Waffe im Amtszimmer des Papstes abgenommen mit der Begründung, dass in der Gegenwart des Camerlengos niemand eine geladene Waffe bei sich tragen dürfe. Das Argument war Langdon durchaus logisch erschienen.
    Er rief erneut um Hilfe, und seine Stimme klang noch schwächer als beim ersten Mal.
    Dann erinnerte er sich an das Walkie-Talkie, das der Gardist draußen auf dem Tisch hatte stehen lassen. Warum habe ich es nicht gleich an mich genommen? Vor Langdons Augen tanzten purpurne Sterne, und er zwang sich mit aller Kraft zu logischem Denken. Du warst schon einmal eingeschlossen, erinnerte er sich. Du hast Schlimmeres überlebt. Du warst ein Kind und wusstest, was zu tun war. Die erdrückende Dunkelheit überflutete seinen Verstand. Denk nach!
    Er ließ sich auf den Boden nieder, rollte sich auf den Rücken und legte die Hände an die Seiten. Der erste Schritt bestand darin, die Selbstbeherrschung zurückzugewinnen.
    Entspann dich. Schone deine Kräfte.
    Nachdem sein Kreislauf nicht mehr gegen die Gravitation ankämpfen musste, um Blut in das Gehirn zu pumpen, verlangsamte sich sein Herzschlag merklich. Es war ein Trick, mit dem Schwimmer ihr Blut zwischen rasch aufeinander folgenden Rennen wieder mit Sauerstoff anreicherten.
    Hier drin ist jede Menge Luft, sagte er sich. Jede Menge. Und jetzt denk nach! Er wartete, während er hoffte, dass die Beleuchtung jeden Augenblick wieder aufflammte, jedoch vergeblich. Während er dalag und ihm das Atmen von Minute zu Minute leichter fiel, übermannte ihn eine unwirkliche Resignation. Er fühlte sich friedlich und geborgen. Dann kämpfte er gegen diesen Zustand an.
    Du musst dich bewegen, verdammt! Aber wohin…
    Auf seiner Uhr leuchtete Mickey Mouse munter vor sich hin, als gefiele ihr die Dunkelheit. Einundzwanzig Uhr dreiunddreißig. Noch eine halbe Stunde. Nach seinem persönlichem Empfinden war es bereits

Weitere Kostenlose Bücher