Illuminati
Assassine auf seinen Trick hereingefallen und hatte ihn losgelassen.
Langdon hatte auf dem Boden des Beckens ausgeharrt, so reglos er konnte. Ein Hustenreiz drohte ihn zu übermannen. Er fragte sich, ob der Assassine noch immer dort draußen lauerte. Mit einem weiteren fauligen Atemzug aus dem Plastikrohr löste er sich vom Boden und schwamm unter Wasser zur anderen Seite des Brunnens, um den Block in der Mitte herum. Leise und außer Sicht im Schatten der mächtigen Marmorfiguren tauchte er auf.
Der Lieferwagen war verschwunden.
Mehr brauchte Langdon nicht zu wissen. Mit einem tiefen Atemzug frischer Luft in den Lungen watete er zu der Stelle, wo der Kardinal versunken war. Er wusste, dass der Mann inzwischen bewusstlos war und die Chance einer Wiederbelebung gering, doch er musste es wenigstens versuchen. Als Langdon den Körper gefunden hatte, stemmte er die Beine zu beiden Seiten in den Boden, griff nach unten und packte die Ketten, die um den Kardinal gewickelt waren. Dann zog er mit aller Kraft. Das Gesicht des alten Mannes tauchte auf. Seine Augen waren nach oben verdreht und quollen hervor kein gutes Zeichen. Er atmete nicht mehr, und Langdon fand keinen Puls.
Langdon wusste, dass er nicht genügend Kraft besaß, um den Kardinal mit seinen Fesseln über den Beckenrand zu wuchten, daher zog er ihn durch das Wasser zu einer flachen, geneigten Stelle unter der zentralen Marmorskulptur. Langdon zog ihn so weit aus dem Wasser, wie er konnte.
Dann machte er sich an die Arbeit. Er drückte die von Ketten umhüllte Brust des Kardinals zusammen, um das Wasser aus den Lungen zu pressen, und begann mit einer Mund zu Mund Beatmung. Er zählte sorgfältig und widersetzte sich dem Instinkt, zu schnell und zu fest zu blasen. Drei Minuten lang versuchte Langdon, den alten Mann wieder zu beleben. Nach fünf Minuten wusste er, dass es vorbei war.
Il preferito. Der Mann, der zum Papst gewählt werden sollte, lag tot vor ihm.
Irgendwie strahlte Kardinal Baggia selbst jetzt noch, im Schatten und halb im Wasser liegend, eine stille Würde aus. Das Wasser schwappte leise über seine Brust, beinahe reuevoll… als suchte es um Vergebung, weil es für den Tod des Mannes verantwortlich war… als versuchte es, die verbrannte Haut der Wunde reinzuwaschen, die seinen Namen trug.
Sanft fuhr Langdon mit der Hand über das Gesicht des Toten und schloss seine Lider. Dabei spürte er zu seiner eigenen Überraschung, wie Tränen in ihm aufstiegen. Zum ersten Mal seit Jahren weinte er.
105.
Der Nebel erschöpfter Emotionen lichtete sich langsam, als Langdon von dem Toten weg und in tieferes Wasser watete. Völlig verausgabt rechnete er beinahe damit, das Bewusstsein zu verlieren. Dann aber stieg neue Entschlossenheit in ihm auf. Unaufhaltsam. Er spürte, wie seine Muskeln sich verhärteten. Sein Verstand verdrängte den Schmerz in seinem Herzen und ließ ihn an die einzige Aufgabe denken, die jetzt noch zählte.
Finde das Nest der Illuminati. Rette Vittoria.
Er wandte sich zur gewaltigen Skulptur Berninis um und schöpfte neue Hoffnung, während er nach dem letzten
Wegweiser suchte, von dem er wusste, dass er irgendwo unter dieser Masse ineinander verschlungener Figuren verborgen sein musste. Dann sank seine Hoffnung erneut. Die Worte von Miltons Poem klangen mit einem Mal wie Spott in seinen Ohren.
Let angels guide you on your lofty quest. Langdon funkelte die Skulptur an. Der Brunnen ist heidnisch! Nirgendwo war ein einziger Engel zu sehen!
Nachdem er seine fruchtlose Suche vervollständigt hatte, schweiften seine Blicke instinktiv an der mächtigen Steinsäule des Obelisken empor. Vier Wegweiser, dachte er, verteilt über ganz Rom in der Form eines riesigen Kreuzes!
Vielleicht enthielt die ägyptische Symbolologie einen versteckten Hinweis. Er untersuchte die Hieroglyphen, die den Obelisken bedeckten, und verwarf den Gedanken wieder. Die Hieroglyphen waren Jahrhunderte älter als Bernini und vor der Entdeckung des Steins von Rosette nicht zu entziffern gewesen. Aber vielleicht hatte Bernini ja ein zusätzliches Symbol in den Obelisken gehauen? Ein Symbol, das unter all den Hieroglyphen unbemerkt bleiben würde?
Langdon umrundete den Brunnen einmal mehr und studierte alle vier Seiten des Obelisken. Er benötigte zwei Minuten. Als er mit der letzten Seite fertig war, resignierte er. Keine nachträglich hinzugefügten Hieroglyphen. Und ganz gewiss keine Engel.
Er schaute auf die Uhr. Punkt elf. Er konnte nicht sagen,
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