Illuminati
können.
Langdon tauchte ihm hinterher, die Augen weit aufgerissen in der schäumenden trüben Flut. Er fand den Kardinal. Als er die Ketten diesmal zu packen bekam, verrutschten sie über der Brust des alten Mannes… und enthüllten ein Brandmal im nackten, geschundenen Fleisch.
Einen Augenblick später kamen zwei schwere Stiefel in Sicht. Aus einem sprudelte Blut.
103.
Als Wasserpolospieler hatte Robert Langdon eine ganze Reihe von Unterwasserkämpfen hinter sich gebracht. Die rücksichtslose Wildheit unter der Oberfläche, wo die Augen der Schiedsrichter nicht hinschauen konnten, war den schlimmsten Fouls in anderen Sportarten ebenbürtig. Langdon „war getreten, gekratzt und einmal sogar von einem frustrierten Verteidiger gebissen worden, weil er sich ständig seinem Griff entzogen hatte.
Doch jetzt war er im eisigen Wasser von Berninis Brunnen, Tausende von Meilen vom Wettkampfbecken in Harvard entfernt. Dieser Kampf war kein Spiel, sondern ein Kampf ums nackte Überleben. Es war das zweite Mal, dass der Assassine und Langdon gegeneinander antraten. Kein Schiedsrichter, keine Revanche. Die Arme, die ihn nach unten drückten und an den Boden des Beckens fesselten, besaßen eine Kraft, die keinen Zweifel an ihrer tödlichen Absicht ließ.
Instinktiv drehte sich Langdon wie ein Torpedo um die eigene Achse. Du musst den Griff sprengen! Doch der Assassine drehte ihn wieder zurück. Er genoss einen Vorteil, den kein Verteidiger beim Polospiel je hatte – er stand mit beiden Beinen auf festem Boden. Langdon spannte sich an, versuchte, die Beine unter den Leib zu ziehen. Der Assassine schien hauptsächlich mit einer Hand zu drücken, dennoch war sein Griff eisern.
In diesem Augenblick erkannte Langdon, dass er es nicht schaffen würde. Er tat das Einzige, das ihm einfiel. Er gab seine Bemühungen auf. Wenn du nicht nach Norden kannst, dann versuche es im Osten. Er nahm seine letzten verbliebenen Kräfte zusammen und stieß sich ab, während er die Arme in einem unbeholfenen Schmetterlingsschlag unter sich zog. Er schoss vor.
Die plötzliche Richtungsänderung schien den Assassinen zu überraschen. Langdons Bewegung riss ihn aus dem Gleichgewicht. Der Griff des Mannes lockerte sich, und Langdon trat erneut aus. Es war ein Gefühl, als wäre eine Leine gerissen. Mit einem Mal war er frei. Er stieß die verbrauchte Luft aus den Lungen, während er zur Oberfläche schoss. Doch er bekam nur einen einzigen Atemzug. Mit brutaler Gewalt war der Assassine wieder über Langdon, die Hände auf den Schultern des Gegners, und drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht nach unten. Langdon versuchte, die Füße unter den Leib zu ziehen, doch der Mörder kam ihm mit einem geschickten Tritt zuvor.
Einmal mehr lag Langdon flach am Boden des Brunnens.
Seine Muskeln brannten wie Feuer, während er sich wand und dem Griff zu entkommen versuchte. Diesmal war alles Taktieren vergeblich. Durch das schäumende Wasser hindurch suchte er den Boden des Brunnens nach der Pistole ab. Alles war verschwommen. Die Luftblasen waren dichter als vorhin. Blendende Helligkeit hüllte ihn ein, während der Mörder ihn tiefer und tiefer drückte, auf einen Unterwasserscheinwerfer zu, der am Boden des Beckens verankert war. Langdon packte den Scheinwerfer auf der Suche nach Halt. Er war heiß. Langdon versuchte, sich aus der Umklammerung zu winden, doch der Scheinwerfer war auf beweglichen Scharnieren montiert und drehte sich in seiner Hand. Er verlor seinen Hebel.
Der Assassine drückte ihn noch tiefer.
Dann sah Langdon die Waffe. Sie ragte aus den Münzen direkt vor seinem Gesicht. Ein dunkler Lauf. Er griff danach, doch als seine Finger den Lauf umschlossen, fühlte er sich nach Plastik an, nicht nach Metall. Er zog daran, und ein beweglicher Gummischlauch sprang ihm entgegen wie eine sich windende Schlange. Luftblasen blubberten aus dem Ende. Es war nicht die Pistole, die er gefunden hatte. Es war einer der zahlreichen harmlosen spumanti des Brunnens. Ein Blasenmacher.
Nur ein kleines Stück weiter spürte Kardinal Baggia, wie seine Seele darum kämpfte, den Körper zu verlassen. Obwohl er sich sein Lebenlang auf diesen Augenblick vorbereitet hatte, hätte er sich niemals vorgestellt, dass das Ende auf diese Weise kommen würde. Seine körperliche Hülle wand sich im Todeskampf… verbrannt, geschunden und unter Wasser festgehalten von einem unüberwindlichen Gewicht. Er sagte sich wieder und wieder, dass sein Leiden nichts
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