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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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gestohlene Sicherheitskamera sendete – mit Einverständnis des Camerlengos. Doch das Bild des Countdown trug nicht dazu bei, die Menge zu vertreiben, im Gegenteil. Die Menschen auf dem Platz sahen den winzigen Tropfen, der scheinbar im Nichts schwebte, und hielten ihn offenbar für nicht so gefährlich, wie man sie glauben machen wollte. Das Display zeigte nur noch wenig mehr als fünfundvierzig Minuten bis zur Annihilation. Reichlich Zeit also, um das Spektakel zu verfolgen.
    Die Schweizergardisten waren einmütig der Meinung, dass die mutige Entscheidung des Camerlengos, vor die Welt respektive die Medien zu treten und die Wahrheit zu verkünden, um anschließend Beweise für den ruchlosen Verrat der Illuminati zu präsentieren, ein kluger Schachzug gewesen war. Ohne Zweifel hatten die Illuminati geglaubt, dass der Vatikan im Angesicht des Feindes seine übliche schweigsame Zurückhaltung wahren würde. Nicht so in dieser Nacht. Camerlengo
    Carlo Ventresca hatte sich als ein eindrucksvoller Gegenspieler erwiesen.
    In der Sixtinischen Kapelle wurde Kardinal Mortati allmählich ruhelos. Es war nach dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Viele Kardinale beteten noch. Andere hatten sich um den Ausgang geschart und zeigten unverkennbar Sorge ob der fortgeschrittenen Zeit. Einige fingen an, mit den Fäusten gegen die Tür zu klopfen.
    Leutnant Chartrand, der vor der Kapelle Dienst verrichtete, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er schaute auf die Uhr. Es war Zeit. Hauptmann Rocher hatte die strikte Anweisung gegeben, dass die Kardinale nicht nach draußen gelassen werden sollten, bis er es sagte.
    Das Klopfen an der Tür wurde drängender, und Chartrands Unruhe wuchs. Er fragte sich, ob der Hauptmann es vielleicht vergessen hatte. Seit jenem mysteriösen Anruf verhielt Rocher sich sehr merkwürdig.
    Chartrand zog langsam sein Walkie-Talkie hervor. »Herr Hauptmann? Hier ist Leutnant Chartrand. Wir sind bereits über die Zeit. Soll ich die Sixtinische Kapelle jetzt aufsperren?«
    »Die Tür bleibt verschlossen! Ich muss mich wohl nicht wiederholen, Leutnant.«
    »Nein, Herr Hauptmann. Es ist nur…«
    »Unser Gast trifft in Kürze ein, Leutnant. Nehmen Sie ein paar Männer mit nach oben, und postieren Sie sie vor dem Amtszimmer des Papstes. Lassen Sie den Camerlengo nirgendwo hingehen.«
    »Verzeihung, Herr Hauptmann?«
    »Verstehen Sie meinen Befehl nicht, Leutnant Chartrand?« »Doch, Herr Hauptmann. Ich bin schon unterwegs.«
    Im Amtszimmer des Papstes starrte der Camerlengo in stiller Meditation ins Feuer. Gib mir Kraft, Herr. Lass ein Wunder geschehen. Er stocherte in der Glut und fragte sich, ob er die Nacht überleben würde.
     

110.
     

    Dreiundzwanzig Uhr dreiundzwanzig.
    Zitternd stand Vittoria auf dem Balkon des Castel Sant’ Angelo und sah hinaus auf das nächtliche Rom. Ihre Augen waren tränenfeucht. Sie sehnte sich danach, Robert zu umarmen, doch sie konnte nicht. Ihr Körper fühlte sich taub an. Langsam wich das Adrenalin aus ihr, und ihr Puls normalisierte sich. Der Mann, der ihren Vater ermordet hatte, lag tief unter ihr tot am Boden, doch beinahe wäre auch sie ihm zum Opfer gefallen…
    Langdons Hand berührte ihre Schulter, und die Wärme schien das Eis auf magische Weise zu vertreiben. Sie erschauerte, der Nebel lichtete sich, und sie wandte sich zu ihm um. Robert sah schrecklich aus – durchnässt und zerschunden. Er war offensichtlich durch die Hölle gegangen, um sie zu retten.
    »Danke…«, flüsterte sie.
    Langdon schenkte ihr ein erschöpftes Lächeln und erinnerte sie daran, dass eigentlich sie es war, die Dank verdiene – ihre Fähigkeit, die Schultern praktisch auszukugeln, hatte sie beide gerettet. Vittoria wischte sich die Träne n aus den Augen. Sie hätte für immer dort bei ihm stehen können, doch ihre Atempause war nur kurz.
    »Wir müssen weg von hier«, sagte Langdon.
    Vittorias Gedanken waren auf der anderen Seite der Stadt, beim Vatikan. Das kleinste Land der Erde lag beunruhigend nahe und erstrahlte im Licht Hunderter Scheinwerfer. Zu ihrem Entsetzen drängte sich auf dem Petersplatz eine gewaltige Menschenmenge! Die Schweizergarde hatte nur den Bereich direkt vor dem Dom räumen können – weniger als ein Drittel des Pla tzes. Die Menschen drängten sich immer dichter zusammen; die vorderen wichen vor den Schweizergardisten zurück, die hinteren drängten auf den Platz, um mehr zu sehen, und versperrten den anderen den Fluchtweg. Sie sind zu nah, dachte Vittoria. Viel zu

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