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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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seiner Kirche viel zu sehr verbunden, als dass er einem Wissenschaftler mehr glauben würde als dem Camerlengo.«
    »Offen gestanden, er ist viel zu vertrauensvoll, um nicht zu glauben. Er ist so vertrauensvoll, dass er trotz aller Indizien nicht glauben konnte, dass einer seiner loyalen Schweizergardisten die Kirche verraten haben könnte. Er weigerte sich, diesen Gedanken zu akzeptieren. Den ganzen Tag hat er nach einer anderen Erklärung gesucht.«
    »Und Sie haben ihm eine geliefert.«
    »Die Wahrheit, so schockierend sie auch war.«
    »Wenn Rocher Ihnen geglaubt hätte, stünde ich längst unter Arrest.«
    »Nein. Ich habe es nicht zugelassen. Ich bot ihm mein Schweigen als Gegenleistung für dieses Treffen.«
    Der Camerlengo stieß ein merkwürdiges Lachen aus. »Sie wollen die Kirche mit einer Geschichte erpressen, die Ihnen kein Mensch glaubt!«
    »Ich habe es nicht nötig, die Kirche zu erpressen. Ich möchte lediglich die Wahrheit erfahren, aus Ihrem Mund. Leonardo Vetra war mein Freund.«
    Der Camerlengo starrte Kohler an und schwieg.
    »Wie wäre es damit?«, sagte Kohler. »Vor etwa einem Monat hat sich Leonardo Vetra mit Ihnen in Verbindung gesetzt und um eine dringende Audienz beim Papst gebeten – eine Audienz, die Sie gewährt haben, weil der Papst ein Bewunderer von Leonardos Arbeit war und weil Leonardo sagte, dass es ein Notfall sei.«
    Der Camerlengo schwieg noch immer und wandte sich zum Feuer um.
    »Leonardo besuchte den Vatikan in aller Heimlichkeit. Er verriet das Vertrauen seiner Tochter, indem er hierher kam was ihm sehr zu schaffen machte, doch er sah keinen anderen Ausweg. Seine Forschung hatte ihn in einen tiefen Konflikt gestürzt, und er brauchte geistige Erbauung von Seiten der Kirche. Während des geheimen Treffens informierte er Sie und den Papst über seine wissenschaftliche Entdeckung und deren weitreichende Auswirkungen auf die Religion. Leonardo hatte bewiesen, dass die Schöpfung physikalisch möglich ist, und dass man mithilfe gewaltiger Energiequellen – das, was Leonardo Gott nannte – den Augenblick der Schöpfung nachvollziehen kann.«
    Schweigen.
    »Der Papst war zutiefst beeindruckt«, fuhr Kohler fort. »Er wollte, dass Leonardo mit seiner Entdeckung an die Öffentlichkeit gehe. Seine Heiligkeit glaubte, dass diese Entdeckung endlich den Graben zwischen Wissenschaft und Religion überbrücken könnte – einer der Lebensträume des verstorbenen Papstes. Dann aber erklärte Leonardo ihm die Kehrseite der Medaille – den Grund, weshalb er den Rat der Kirche suchte. Es schien, dass sein Schöpfungsexperiment, genau wie die Bibel vorhersagt, ein Gegenstück zur Materie hervorgebracht hatte. Alles kommt nur in gegensätzlichen Paaren vor. Licht und Dunkelheit. Leonardo Vetra hatte neben gewöhnlicher Materie noch etwas anderes erschaffen. Antimaterie. Soll ich fortfahren?«
    Der Camerlengo schwieg, schürte das Kaminfeuer.
    »Nachdem Leonardo Vetra im Vatikan gewesen war«, sagte Kohler, »sind Sie nach CERN gereist, um seine Arbeiten zu besichtigen. Aus Leonardos Tagebüchern geht hervor, dass Sie seinem Labor einen persönlichen Besuch abgestattet haben.«
    Der Camerlengo schaute auf.
    »Der Papst konnte nicht reisen, ohne die Aufmerksamkeit der Medien zu erwecken, deshalb hat er Siegeschickt. Leonardo hat Sie heimlich durch sein Labor geführt. Er hat Ihnen eine Antimaterie-Annihilation vorgeführt – den Urknall, die Macht der Schöpfung. Und er hat Ihnen die große Probe gezeigt, die er weggeschlossen hatte, zum Beweis, dass er imstande war, mit seinem neuen Verfahren große Mengen Antimaterie herzustellen. Sie waren beeindruckt. Sie kehrten in den Vatikan zurück, um dem Papst zu berichten, was Sie gesehen hatten.«
    Der Camerlengo seufzte. »Und weshalb sorgen Sie sich nun? Dass ich Leonardo Vetras Vertrauen respektiert habe, indem ich bis heute Nacht vorgab, nichts über Antimaterie zu wissen?«
    »Nein. Mir bereitet Sorge, dass Leonardo praktisch die Existenz Gottes bewiesen hat – und Sie ließen ihn ermorden!«
    Der Camerlengo wandte sich mit ausdrucksloser Miene seinem Besucher zu.
    Das einzige Geräusch im Raum war das Knistern des Feuers.
    Plötzlich ruckelte die Kamera, und Kohlers Arm erschien im Bild. Er beugte sich vor und schien sich mit etwas abzumühen, das unter seinem Rollstuhl befestigt war. Als er sich wieder zurücksetzte, hielt er eine Pistole in der Hand. Der Kamerawinkel ließ die Zuschauer frösteln… sie blickten über den ausgestreckten

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