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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Arm und den Lauf der Waffe hinweg auf den Camerlengo.
    »Gestehen Sie Ihre Sünden, Vater«, sagte Kohler.
    Der Camerlengo blickte ihn fassungs los an. »Sie werden niemals lebend hier rauskommen.«
    »Der Tod wäre eine willkommene Erlösung von dem Elend, in das mich Ihre Religion gestürzt hat, als ich noch ein Junge war.« Kohler hielt die Waffe nun mit beiden Händen. »Ich lasse Ihnen die Wahl, Camerlengo – beichten Sie Ihre Sünden, oder sterben Sie an Ort und Stelle.«
    Der Camerlengo starrte zur Tür.
    »Rocher ist draußen«, sagte Kohler. »Auch er ist darauf vorbereitet, Sie zu töten, falls es sein muss.«
    »Rocher ist ein eingeschworener Wächter des…«
    »Rocher hat mich zu Ihnen hineingelassen. Bewaffnet. Er ist ganz krank von Ihren Lügen. Sie haben nur diese eine Chance. Gestehen Sie Ihre Taten. Ich will es aus Ihrem Mund hören.«
    Der Camerlengo zögerte.
    Kohler entsicherte die Waffe. »Zweifeln Sie etwa daran, dass ich Sie töten werde?«
    »Ganz gleich, was ich Ihnen erzähle«, sagte der Camerlengo, »ein Mann wie Sie würde es niemals verstehen.«
    »Versuchen Sie’s.«
    Einen Augenblick lang schien der Camerlengo zu zögern, eine mächtige Silhouette vor dem flackernden Feuer. Als er schließlich sprach, hörte es sich an, als schildere er eine heroische, selbstlose Tat und kein Verbrechen.
    »Seit Anbeginn der Zeit«, sagte der Camerlengo, »hat die Kirche gegen die Feinde Gottes gekämpft. Manchmal mit Worten, manchmal mit dem Schwert. Und wir haben stets überlebt.«
    Der Camerlengo strahlte vor glühender Überzeugung.
    »Doch die Dämonen der Vergangenheit«, fuhr er fort, »waren Dämonen des Feuers und der Abscheulichkeit… es waren Feinde, gegen die wir kämpfen konnten. Feinde, die Furcht erweckten. Doch Satans Wege sind verschlagen. Die Zeit verging, und er versteckte seine diabolische Contenance hinter einem neuen Gesicht, dem Gesicht der reinen Vernunft. Transparent und heimlich – und doch zugleich seelenlos.« Die Stimme des Camerlengos zitterte nun vor Zorn, eine fast manische Verwandlung.
    »Sagen Sie, Mr. Kohler, wie kann die Kirche verdammen, was für uns vollkommen logisch ist? Wie können wir ablehnen, was inzwischen zum Fundament unserer Gesellschaft geworden ist? Jedes Mal, wenn die Kirche warnend ihre Stimme erhebt, nennen Menschen wie Sie uns unwissend und paranoid. Sie unterstellen uns, wir würden versuchen, Sie zu kontrollieren! Und so nimmt das Übel seinen Lauf, verhüllt in einem Schleier intellektueller Selbstgerechtigkeit. Es breitet sich aus wie ein Krebsgeschwür. Geheiligt von den Wundern seiner eigenen Schöpfung schwingt es sich zu einer neuen Gottheit auf! So lange, bis wir selbst nicht mehr glauben, dass Sie etwas anderes sein könnten als Gott. Die Wissenschaft hat uns von unseren Krankheiten geheilt, von Hunger und von Schmerzen. Es lebe die Wissenschaft – der neue Gott endloser Wunder, allmächtig und gütig! Ignoriert die Waffen und das Chaos, vergesst die Einsamkeit der Menschen und die endlosen Gefahren. Die Wissenschaft ist euer Retter!« Der Camerlengo näherte sich der Waffe. »Aber ich habe Satans Gesicht gesehen… ich habe die Gefahren gesehen, die überall lauern…«
    »Wovon reden Sie? Vetras Versuche haben die Existenz Gottes praktisch bewiesen! Er war Ihr Verbündeter!«
    »Verbündeter? Wissenschaft und Religion können sich nicht verbünden! Wir suchen nicht nach dem gleichen Gott, Sie und ich! Wer ist Ihr Gott? Ein Gott der Protonen, der Massen und Teilchenladungen? Wie kann Ihr Gott inspirieren? Wie kann Ihr Gott die Herzen der Menschen erreichen und sie daran erinnern, dass sie einer größeren Macht verantwortlich sind? Wie kann er den Menschen sagen, dass sie für ihre Mitmenschen verantwortlich sind? Leonardo Vetra war fehlgeleitet! Seine Arbeit war nicht religiös, sie war ein Sakrileg! Der Mensch darf Gottes Werk nicht in ein Reagenzglas packen und damit vor den Augen der Welt herumwedeln! Das ist keine Verehrung, das ist eine Entweihung!« Der Camerlengo sprach nun mit manischem Eifer, während er sich in die Brust warf.
    »Darum haben Sie Leonardo Vetra ermorden lassen.«
    »Für die Kirche! Für die ganze Menschheit! Dieser Wahnsinn, die Macht der Schöpfung in den Händen zu wiegen! Gott in einem Reagenzglas? Ein Tropfen von einer Flüssigkeit, der eine ganze Stadt vernichten kann? Vetra musste aufgehalten werden!« Abrupt verstummte der Camerlengo. Er wandte sich um und starrte ins Feuer, während er seine

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