Illuminati
des Glaubens«, sagte er schließlich. »Sie fürchten sich nicht vor dem Tod.«
Der Anrufer schnaubte. »Leonardo Vetra war ebenfalls ein Mann des Glaubens, und doch habe ich letzte Nacht die Furcht in seinen Augen gesehen. Eine Furcht, von der ich ihn erlöst habe.«
Vittoria hatte die ganze Zeit geschwiegen, doch bei den letzten Worten sprang sie auf, das Gesicht verzerrt vor Hass. »Asino! Er war mein Vater!«
Ein hässliches Lachen drang aus dem Lautsprecher. »Ihr Vater? Was ist das? Vetra hatte eine Tochter? Sie sollten wissen, dass er am Ende gewimmert hat wie ein kleines Kind. Erbärmlich. Ein erbärmlicher Mann.«
Vittoria zuckte zurück, als hätten die Worte sie körperlich Betroffen. Langdon wollte sie halten, doch sie gewann ihr Gleichgewicht zurück und starrte mit dunklen Augen auf das Telefon. »Ich schwöre bei meinem Leben, noch bevor diese Nacht vorüber ist, habe ich Sie gefunden!« Ihre Stimme klang schneidend wie ein Rasiermesser. »Und wenn ich Sie gefunden habe…«
Der Anrufer lachte heiser. »Eine Frau mit Mumm. Das erregt mich. Vielleicht komme ich zu Ihnen, bevor die Nacht vorüber ist. Und wenn ich Sie gefunden habe…«
Die Worte schwebten im Raum, und die Leitung war tot.
42.
Kardinal Mortati schwitzte in seiner schwarzen Robe. Nicht nur, weil es in der Sixtinischen Kapelle allmählich heiß wurde wie in einer Sauna, sondern auch, weil das Konklave in wenig mehr als zwanzig Minuten beginnen würde und es noch immer keine Nachricht von den vier fehlenden Kardinalen gab. Das ursprünglich leise Gemurmel unter den anderen Kardinalen wegen ihrer Abwesenheit hatte sich in offene Besorgnis verwandelt.
Mortati wusste nicht, wo sich die Pflichtvergessenen herumtrieben. Vielleicht sind sie noch beim Camerlengo? Er wusste, dass der Camerlengo die vier preferiti traditionsgemäß am Nachmittag zum Tee geladen hatte, doch das war Stunden her. Sind sie vielleicht krank geworden? Haben sie etwas Verdorbenes gegessen? Mortati bezweifelte es. Jeder der vier würde selbst todkrank noch zum Konklave erscheinen. Es geschah höchstens einmal im Leben, üblicherweise niemals, dass ein Kardinal eine Chance erhielt, zum Pontifex Maximus gewählt zu werden, und nach vatikanischem Gesetz musste der Kardinal anwesend sein, wenn die Wahl stattfand. Wer fehlte, war nicht wählbar.
Obwohl es vier preferiti gab, bestand unter den Kardinalen nur wenig Zweifel, was die Person des nächsten Papstes anging. Im Verlauf der letzten fünfzehn Tage hatte es eine wahre Flut von Faxen und Anrufen gegeben, in denen mögliche Kandidaten vorgeschlagen worden waren. Wie der Brauch es wollte, hatte man aus der Fülle der Vorschläge vier preferiti ausgewählt, von denen jeder die ungeschriebenen Erfordernisse für das Amt des Papstes erfüllte:
Multilingual in Italienisch, Spanisch und Englisch. Keine Leichen im Keller.
Zwischen fünfundsechzig und achtzig Jahren alt.
Wie üblich hatte sich einer der vier über die anderen erhoben
als derjenige, den das Kollegium zur Wahl vorschlagen würde. Heute Nacht war dieser Mann Kardinal Aldo Baggia aus Mailand. Baggias makellose Akte, verbunden mit unvergleichlichen Sprachkenntnissen und der Fähigkeit, das Wesen des Christentums zu vermitteln, hatten ihn zum eindeutigen Favoriten gemacht.
Aber wo steckt er?, fragte sich Mortati.
Das Fehlen der Kardinale war deswegen besonders entnervend, weil Mortati mit der Aufgabe betraut war, das Konklave zu leiten. Eine Woche zuvor war er einstimmig vom Kollegium für das Amt des Zeremonienmeisters bestimmt worden zum internen Leiter des Konklaves. Der Camerlengo mochte der offizielle Vertreter des Papstes während der Sedisvakanz sein, doch er war jung und wenig vertraut mit dem komplizierten Wahlvorgang. Die Universi Dominici Gregis schrieben vor, dass der Zeremonienmeister die Wahl in der Sixtinischen Kapelle zu leiten hatte.
Kardinale scherzten häufig, das Amt des Zeremonienmeisters sei die grausamste Ehre, die es im Christentum gebe. Der Zeremonienmeister konnte nicht als Kandidat zur Papstwahl benannt werden, und sein Amt erforderte darüber hinaus, dass er viele Tage vor dem Konklave über den Universi Dominici Gregis verbrachte, um sich mit den Einzelheiten der komplizierten Konklavenrituale vertraut zu machen und sicherzustellen, dass die Wahl ordnungsgemäß verlief.
Mortati war deswegen nicht böse. Er wusste, dass seine Benennung nur logisch war. Nicht nur, dass er der Älteste unter den Kardinalen war, er war
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