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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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geschundenes Fleisch und brennende Leiber gab. Michelangelo hatte sogar einen seiner Rivalen in der Hölle abgebildet. Guy de Maupassant hatte einst geschrieben, das Fresko sähe aus wie eine Karikatur, die ein unbegabter Kohlenträger gemalt hätte.
    Kardinal Mortati stimmte Maupassant insgeheim zu.
     

43.
     

    Langdon stand am kugelsicheren Fenster des Amtszimmers und schaute hinunter auf das Gewimmel der Übertragungsfahrzeuge, die sich in einer Ecke des Petersplatzes drängten. Der unheimliche Anruf hatte ihn aus der Fassung gebracht. Er fühlte sich nicht wie er selbst.
    Die Illuminati waren wie eine Schlange aus den vergessenen Tiefen der Geschichte wieder aufgetaucht und hielten nun ihren alten Feind in einer tödlichen Umklammerung. Keinerlei Forderungen. Keine Verhandlungen. Nur Vergeltung. Dämonisch einfach. Erdrückend. Ein Rachefeldzug, der vierhundert Jahre lang vorbereitet worden war. Es schien, als hätte die Wissenschaft nach Jahrhunderten der Verfolgung zurückgeschlagen.
    Der Camerlengo stand an seinem Schreibtisch und starrte mit ausdruckslosem Gesicht auf das Telefon. Olivetti brach als Erster das Schweigen. »Carlo«, sagte er und sprach den Camerlengo mit seinem Vornamen an; er klang mehr nach einem erschöpften Freund als nach dem leitenden Offizier der Schweizergarde. »Sechsundzwanzig Jahre beschütze ich nun dieses Amt. Heute Nacht, so scheint es, habe ich meine Ehre Verloren.«
    Der Camerlengo schüttelte den Kopf. »Sie und ich dienen Gott auf verschiedene Weise, doch der Dienst an Gott bringt stehts nur Ehre.«
    »Diese Ereignisse… ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie… diese ganz Situation…« Olivetti brach überwältigt ab.
    »Ihnen ist bewusst, dass uns nur eine Möglichkeit bleibt? Ich bin verantwortlich für die Sicherheit des Kardinalskollegiums.«
    »Ich fürchte, das war einmal meine Aufgabe.«
    »Ihre Männer werden umgehend die Evakuierung beaufsichtigen.«
    »Monsignore?«
    »Alles andere kommt erst später – die Suche nach diesem Behälter, die Suche nach den entführten Kardinalen und den Tätern. Zuerst muss das Kollegium in Sicherheit gebracht werden. Das Leben dieser Männer zu schützen ist wichtiger als alles andere. Sie sind das Fundament, auf dem unsere Kirche ruht.«
    »Heißt das, Sie brechen das Konklave ab?«
    »Bleibt mir eine andere Wahl?« Der junge Camerlengo seufzte und ging zum Fenster. Seine Blicke schweiften über das Gewirr römischer Dächer. »Seine Heiligkeit hat einmal zu mir Besagt, dass ein Papst ein Mann sei, der zwischen zwei Welten siehe – der wirklichen und der göttlichen Welt. Er wusste, dass eine Kirche, welche die Wirklichkeit ignoriert, nicht lange Genug bestehen würde, um den Himmel zu erleben.« Seine Stimme klang weise trotz seiner Jugend. »Heute Nacht hat uns die Wirklichkeit in den Fängen. Es wäre dumm und eitel, dies zu ignorieren. Der Stolz darf nicht die Vernunft überschatten.«
    Olivetti nickte beeindruckt. »Ich habe Sie unterschätzt, Monsignore.«
    Der Camerlengo schien es nicht zu hören. Er stand am Fenster und blickte in die Ferne.
    »Ich möchte offen reden, Monsignore. Die Wirklichkeit ist meine Welt. Ich tauche Tag für Tag in ihre Abgründe ein, damit andere ungehindert nach etwas Größerem, Reinerem suchen können. Hören Sie auf meinen Rat in dieser Situation. Ich bin dafür ausgebildet. Ihre Instinkte, so nobel sie auch sein mögen… könnten zu einer Katastrophe führen.«
    Der Camerlengo wandte sich um.
    Olivetti seufzte. »Die Evakuierung des Kardinalskollegiums aus der Sixtinischen Kapelle… etwas Schlimmeres könnten Sie in dieser Situation gar nicht tun.«
    Der Camerlengo reagierte nicht ungehalten, sondern verwirrt. »Was schlagen Sie vor?«
    »Sagen Sie nichts zu den Kardinalen. Versiegeln Sie das Konklave. Damit gewinnen wir Zeit, über andere Möglichkeiten nachzudenken.«
    Der Camerlengo schien zu zögern. »Wollen Sie andeuten, dass ich das gesamte Kollegium der Kardinale auf einer Zeitbombe einsperren soll?«
    »Ja, Monsignore. Für den Augenblick. Wenn es nötig werden sollte, können wir die Evakuierung zu einem späteren Zeitpunkt immer noch angehen.«
    Der Camerlengo schüttelte den Kopf. »Die Zeremonie zu verschieben, bevor sie angefangen hat, ist allein schon Anlass genug für eine Untersuchung. Doch wenn die Türen erst geschlossen sind, darf nichts mehr das Konklave stören. Die Universi Dominici Gregis schreiben vor…«
    »Die reale Welt, Monsignore. Heute Nacht sind

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