Illuminati
Einfluss kann sich unmöglich bis hinter unsere Mauern erstrecken!«
»Warum nicht? Weil Ihre Schweizergarde so wachsam ist? Weil sie jeden Winkel Ihrer privaten Welt überwacht? Was ist mit den Gardisten selbst? Sind sie nicht auch Menschen? Glauben Sie allen Ernstes, sie würden ihr Leben für die Fabel um einen Mann hingeben, der über das Wasser gelaufen sein soll? Fragen Sie sich, wie der Behälter mit Antimaterie in Ihre Stadt gelangen konnte. Oder wie vier Ihrer wichtigsten Aktivposten heute Nachmittag unbemerkt aus der Stadt verschwinden konnten.«
»Aktivposten?« Olivetti runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
»Eins, zwei, drei, vier. Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass etwas fehlt?«
»Wovon reden…?« Olivetti stockte und riss die Augen auf, als hätte er einen Schlag in den Unterleib erhalten.
»Ah, ich merke, es dämmert«, sagte der Anrufer. »Soll ich ihre Namen nennen?«
»Was geht da eigentlich vor?«, fragte der Camerlengo verwirrt.
Der Anrufer lachte. »Ihr Offizier hat Sie also noch nicht informiert? Das überrascht mich nicht. So viel Stolz. Wahrscheinlich schämt er sich, Ihnen die Wahrheit zu gestehen… dass vier Kardinale, die er mit seinem Leben zu schützen geschworen hat, spurlos vom Erdboden verschwunden sind…«
»Woher haben Sie diese Information?«, brauste Olivetti auf. »Camerlengo«, spottete der Anrufer, »fragen Sie Ihren Oberst, ob sich sämtliche Kardinale in der Sixtinischen Kapelle eingefunden haben.«
Der Camerlengo wandte sich zu Olivetti und funkelte ihn fragend an.
»Monsignore.« Olivetti beugte sich herab und flüsterte in das Ohr des Camerlengos. »Es trifft zu, dass vier der Kardinale noch nicht in der Sixtinischen Kapelle erschienen sind, doch es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Jeder von ihnen hat sich heute Morgen in der Residenz gemeldet, daher wissen wir, dass sie sich noch in der Vatikanstadt befinden. Sie selbst haben noch vor einigen Stunden mit ihnen Tee getrunken. Sie haben sich lediglich verspätet und versäumen die stille Begegnung vor der eigentlichen Konklave. Wir suchen nach ihnen, doch ich bin sicher, sie haben einfach das Gefühl für die Zeit verloren und genießen noch immer die Gärten.«
»Genießen die Gärten?« Die Ruhe aus der Stimme des Camerlengos war wie weggeblasen. »Sie sollten seit über einer Stunde in der Kapelle sein!«
Langdon warf Vittoria einen erstaunten Blick zu. Verschwundene Kardinale? Danach suchen die Gardisten also so hektisch!
»Sie werden unsere Bestandsliste recht überzeugend finden, denke ich. Wir haben da einen Kardinal Lamasse aus Paris, einen Kardinal Guidera aus Barcelona, Kardinal Ebner aus
Fankfurt…«
Mit jedem Namen, den der Anrufer nannte, schien Olivetti zu schrumpfen.
»Und aus Italien…« Der Anrufer zögerte, als empfände er beim letzten Namen besonderes Vergnügen.»… Kardinal Baggia.«
Der Camerlengo sank zusammen wie ein Schiff, das mit vollen Segeln in eine Flaute rauscht. Seine Soutane flatterte, und er sank in seinen Stuhl zurück. »Il preferiti«, flüsterte er. »Die vier Favoriten… einschließlich Baggia… der wahrscheinlichste Nachfolger als Pontifex maximus… wie ist das nur möglich?«
Langdon hatte genug über neuzeitliche Papstwahlen gelesen, um den Ausdruck von Verzweiflung zu verstehen, der sich auf dem Gesicht des Camerlengos widerspiegelte. Obwohl rein technisch betrachtet jeder Kardinal unter achtzig Jahren zum Papst gewählt werden konnte, besaßen nur sehr wenige den Respekt, um sich im Verlauf des wilden Abstimmungsmarathons die notwendige Zweidrittelmehrheit zu sichern. Sie wurden preferitigenannt, und sie alle waren verschwunden.
Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Camerlengos. »Was haben Sie mit diesen Männern vor?«
»Was glauben Sie denn, was ich mit ihnen vorhabe? Ich bin ein Nachfahre der Hashishin.«
Langdon lief ein Schauer über den Rücken. Er kannte den Namen gut. Die Kirche hatte sich im Lauf der Jahrhunderte eine Reihe tödlicher Feinde gemacht – die Hashishin, die Templer, Armeen, die entweder vom Vatikan gejagt oder betrogen worden waren.
»Lassen Sie die Kardinale gehen«, sagte der Camerlengo. »Reicht nicht die Drohung, Gottes Stadt zu zerstören?«
»Vergessen Sie Ihre vier Kardinale. Sie werden sie nicht wiedersehen. Doch ich kann Ihnen versichern, dass man sich an ihren Tod noch lange erinnern wird… Millionen werden sich an sie erinnern. Der Traum eines jeden Märtyrers. Ich werde sie zu
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