Illuminati
verraten.«
Die Redakteurin machte sich eine Notiz. »Ihr Name?«
»Tut nichts zur Sache.«
Das war nicht weiter überraschend. »Haben Sie Beweise für Ihre Behauptung?«
»Die habe ich.«
»Ich würde die Information gerne weiterverfolgen, aber es widerspricht der Politik unseres Hauses, die Telefonnummern unserer Reporter bekannt zu geben, es sei denn…«
»Ich verstehe. Ich werde bei einem anderen Sender anrufen. Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben…«
»Einen Augenblick bitte!«, sagte die Redakteurin. »Können Sie in der Leitung bleiben?«
Sie legte den Anrufer in eine Warteschleife und massierte sich den Hals. Die Kunst, potenzielle Irre abzuwimmeln, war keineswegs eine exakte Wissenschaft, doch dieser Fremde hatte soeben die beiden grundlegenden Tests der BBC auf Authentizität eines Anrufs bestanden. Er hatte sich geweigert, seinen Namen zu nennen, und er war begierig, das Gespräch wieder zu beenden. Irre und Sensationsjäger fingen in der Regel an zu jammern und zu flehen.
Zu ihrem Glück lebten Reporter in der ständigen Furcht, die große Story zu verpassen; deswegen akzeptierten es die Korrespondenten üblicherweise, wenn der eine oder andere wahnsinnige Psychopath unter den Informanten war. Eine Story zu verpassen, wäre unentschuldbar gewesen.
Gähnend starrte die Redakteurin auf den Bildschirm und tippte den Suchbegriff »Vatikanstadt« ein. Als sie den Namen des Reporters sah, der über die Papstwahl berichten sollte, kicherte sie vor sich hin. Er war ein neuer Kollege, den die BBC von irgendeinem schrillen Londoner Klatschblatt abgeworben hatte; seine Aufgabe bestand darin, über die profaneren Dinge zu berichten. Der Chefredakteur hatte ihn offensichtlich ganz unten auf der Leiter postiert.
Er langweilte sich wahrscheinlich zu Tode, während er die ganze Nacht auf seine Gelegenheit wartete, einen Zehn-Sekunden-Bericht aufzuzeichnen. Wahrscheinlich war er dankbar für ein wenig Abwechslung.
Die Redakteurin notierte die Mobiltelefonnummer des Korrespondenten. Dann, nachdem sie sich eine weitere Dunhill angesteckt hatte, befreite sie den Anrufer aus der Warteschlange und nannte ihm die gewünschte Information.
45.
Es wird nicht funktionieren!«, sagte Vittoria und ging im Amtszimmer nervös auf und ab. Schließlich wandte sie sich zum Camerlengo um. »Selbst wenn es einem Team der Schweizergarde gelingen sollte, die elektronischen Störungen herauszufiltern, müssten die Leute praktisch genau über dem Behälter stehen, bevor sie ein Signal erhalten. Und das heißt immer noch nicht, dass wir den Behälter ohne Weiteres bergen können. Vielleicht ist er durch andere Barrieren unzugänglich. Was, wenn er in einer Metallkiste irgendwo auf dem Gelände vergraben ist? Oder in einem Belüftungsschacht versteckt wurde? Dann finden wir ihn ganz bestimmt nicht. Und wenn die Schweizergarde tatsächlich infiltriert wurde, was dann? Wer garantiert uns, dass die Suche einwandfrei verläuft?«
Der Camerlengo sah erschöpft aus. »Was schlagen Sie vor, Signorina Vetra?«
Ist das nicht offensichtlich? Vittoria errötete. »Ich schlage vor, Monsignore, dass Sie unverzüglich andere Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wir können wider alle Wahrscheinlichkeit hoffen, dass die Suche des Obersten erfolgreich verläuft, aber schauen Sie doch aus dem Fenster! Sehen Sie diese Menschen? Diese Gebäude auf der anderen Seite des Platzes? Die Übertragungswagen? Die Touristen? Sie alle befinden sich wahrscheinlich innerhalb des Explosionsradius. Sie müssen handeln, Monsignore, auf der Stelle!«
Der Camerlengo nickte abwesend.
Vittoria verspürte Frustration. Olivetti hatte jeden überzeugt, dass mehr als reichlich Zeit blieb. Doch Vittoria wusste, dass sich das gesamte Gebiet um die Vatikanstadt herum binnen weniger Minuten mit Schaulustigen füllen würde, sobald die Nachricht von den Schwierigkeiten nach außen drang. Sie hatte dieses Phänomen vor dem Schweizer Parlamentsgebäude erlebt. Während einer Geiselnahme hatten sich Tausende von Schaulustigen eingefunden, um das Geschehen zu beobachten, und das, obwohl die Geiselnehmer gedroht hatten, eine Bombe zu zünden. Trotz aller Warnungen der Polizei hatte sich die Traube aus Neugierigen dichter und dichter um das Gebäude gedrängt. Nichts fesselt menschliches Interesse so sehr wie menschliche Tragödien.
»Monsignore«, drängte Vittoria, »der Mann, der meinen Vater ermordet hat, treibt sich irgendwo dort draußen herum. Ich will ihn
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