Illuminati
erhalten.«
»Es tut mir Leid, Mr. Langdon, doch es scheint mir kaum der geeignete Augenblick, um derartige Beschwerden vorzubringen.«
»Ich benötige augenblicklich Zugang! Die verschwundenen Kardinale – möglicherweise kann ich herausfinden, wo sie ermordet werden sollen.«
Vittoria starrte ihn an, als wäre sie sicher, sich verhört zu haben.
Der Camerlengo blickte traurig drein, als wäre er die Zielscheibe eines schlechten Witzes. »Sie erwarten allen Ernstes von mir, dass ich glaube, die Information befände sich in unseren Archiven?«
»Ich kann nicht versprechen, dass ich sie rechtzeitig finde, aber wenn Sie mir Zugang gewähren…«
»Mr. Langdon, ich muss in vier Minuten in die Sixtinische Kapelle. Die Archive sind über ganz Vatikanstadt verteilt…«
»Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«, unterbrach Vittoria. Sie starrte Langdon an und erkannte überrascht, wie ernst es ihm tatsächlich war.
»Jetzt ist kaum die Zeit für Witze«, entgegnete Langdon.
»Vater«, sagte Vittoria und wandte sich zum Camerlengo um, »falls es eine Chance gibt… irgendeine Chance herauszufinden, wo diese Morde verübt werden sollen, könnten wir…«
»Aber die Archive!«, beharrte der Camerlengo. »Wie könnten die Archive die benötigten Informationen enthalten?«
»Das zu erklären würde mehr Zeit in Anspruch nehmen, als Sie haben, Monsignore. Doch wenn ich Recht behalte, könnten wir die Informationen nutzen, um den Assassinen zu stellen.«
Der Camerlengo sah aus, als hätte er Langdon gerne geglaubt, könne es aber nicht. »In diesen Archiven werden die heiligsten christlichen Texte aufbewahrt. Schätze, die zu sehen nicht einmal ich privilegiert bin.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst.«
»Der Zutritt ist nur mit einer schriftlichen Genehmigung des Kurators und des Vorstands der Vatikanischen Bibliothek möglich.«
»Oder«, erklärte Langdon, »mit einem päpstlichen Mandat. So steht es zumindest in jedem Ablehnungsschreiben, das ich von Ihrem Kuratorium erhalten habe.«
Der Camerlengo nickte.
»Ich möchte nicht unhöflich erscheinen«, drängte Langdon, »aber wenn ich nicht sehr irre, ist genau dieses Büro hier für die Ausstellung päpstlicher Mandate zuständig. Und soweit ich es beurteilen kann, sind Sie heute Abend derjenige, der die Geschäfte des Vatikans führt. Angesichts der Umstände…«
Der Camerlengo zog eine Taschenuhr aus seiner Soutane und warf einen Blick darauf. »Mr. Langdon, ich bin bereit, heute Nacht mein Leben zu geben, buchstäblich, um die Kirche zu retten.«
Langdon spürte, dass der junge Priester aus tiefster Überzeugung sprach.
»Dieses Dokument…«, fuhr der Camerlengo fort. »Glauben Sie wirklich, dass es in unseren Archiven ruht? Und dass es helfen kann, die vier Kirchen zu finden, in denen die Kardinale ermordet werden sollen?«
»Ich hätte nicht zahllose Eingaben um Zutritt an den Vatikan gerichtet, wäre ich nicht davon überzeugt. Italien liegt ein wenig weit vom Schuss, um ins Blaue zu raten, wenn man das Gehalt eines Lehrers bezieht. Das Dokument in Ihren Archiven ist ein altes…«
»Bitte entschuldigen Sie«, unterbrach ihn der Camerlengo. »Mein Verstand kann momentan nicht noch mehr Einzelheiten aufnehmen. Wissen Sie, wo sich die Geheimarchive befinden?«
Langdon spürte, wie Aufregung von ihm Besitz ergriff. »Direkt hinter dem Tor von Sankt Anna.«
»Beeindruckend. Die meisten Gelehrten glauben, dass die
Geheimtür hinter dem Apostolischen Stuhl in die Archive führt.«
»Nein. Dort geht es nur zum Archivio della Referenda di Fabbricia di San Pietro. Ein weit verbreiteter Irrtum.«
»Für gewöhnlich begleitet ein Bibliothekar jeden Besucher des Archivs, ohne Ausnahme. Allerdings ist heute Abend niemand da, der Sie begleiten könnte. Was Sie verlangen, Mr. Langdon, ist ein Freibrief auf unbeschränkten Zugriff. Nicht einmal die Kardinale besitzen dieses Recht.«
»Ich werde Ihre Schätze mit dem größten Respekt und der größtmöglichen Sorgfalt behandeln. Ihre Bibliothekare werden nicht eine Spur meiner Anwesenheit finden.«
Die Glocken des Petersdoms begannen zu läuten. Der Camerlengo warf einen letzten Blick auf seine Taschenuhr. »Ich muss gehen.« Er zögerte einen angespannten Augenblick, dann blickte er zu Langdon auf. »Also gut. Ich werde einen Hellebardier der Schweizergarde beauftragen, Sie zum Archiv zu begleiten. Ich schenke Ihnen mein Vertrauen, Mr. Langdon. Gehen Sie mit Gott.«
Langdon war sprachlos.
Der junge
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