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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Kamerafrau Chinita Macri saß und schweigend ihre Brillengläser putzte, wie sie es ununterbrochen tat. Chinita war schwarzhäutig, leicht übergewichtig und höllisch gerissen, was sie einen ständig spüren ließ. Sie war schon ein seltsamer Vogel, doch Glick mochte sie. Und er konnte ein wenig Gesellschaft verdammt gut gebrauchen.
    »Was hast du für ein Problem, Günther?«, fragte sie.
    »Was tun wir hier?«
    Sie polierte weiter ihre Brille. »Wir berichten von einem aufregenden Ereignis.«
    »Alte, im Dunkeln eingesperrte Männer sollen aufregend sein?«
    »Du weißt, dass du in die Hölle kommst, nicht wahr?«
    »Ich bin schon da.«
    »Rede mit mir.« Sie klang wie seine Mutter.
    »Ich möchte nur irgendwas erreichen. Etwas Besonderes.« »Du hast für den British Tattler geschrieben.«
    »Ja, aber nichts, das irgendwelche Resonanz hervorgerufen
    hätte.«
    »Aber, aber, Günther. Ich habe von deinem irren Artikel über das geheime Sexualleben der Queen mit Außerirdischen gehört, Einfach toll.«
    »Danke.«
    »Hey, die Dinge wenden sich zum Besseren. Heute Nacht schreibst du deine ersten fünfzehn Sekunden Fernsehgeschichte.«
    Glick stöhnte auf. Er hörte bereits den Nachrichtensprecher vor sich. »Danke, Günther, großartiger Bericht.« Dann würde er die Augen verdrehen und über das Wetter sprechen. »Ich hätte mich als Sprecher bewerben sollen.«
    Chinita lachte. »Was denn, ohne Erfahrung? Und mit deinem Bart? Vergiss es!«
    Glick fuhr sich mit der Hand durch den rötlichen Filz unterm Kinn. »Ich dachte eigentlich immer, dass ich damit clever aussehe.«
    Das Mobiltelefon klingelte und unterbrach glücklicherweise einen weiteren von Glicks erfolglosen Anläufen. »Vielleicht der Chefredakteur«, sagte er in einem Anflug neuer Hoffnung. »Glaubst du, sie wollen einen Zwischenbericht?«
    »Über diese Geschichte?« Chinita lachte. »Träum schön weiter.
    Glick nahm den Anruf entgegen und meldete sich mit seiner besten Nachrichtensprecherstimme: »Günther Glick, BBC – live aus Vatikanstadt.«
    Der Mann am anderen Ende sprach mit schwach arabischem Akzent. »Hören Sie jetzt genau zu«, sagte er. »Ich werde Ihr Leben verändern.«
     

49.
     

    Langdon und Vittoria standen allein vor der großen Doppeltür, die ins Innere der Geheimarchive führte. Das Dekor des Säulengangs bestand aus einer willkürlichen Mischung von Gobelins über marmornen Böden und teilnahmslosen Sicherheitskameras neben Engelsskulpturen an der Decke. Langdon nannte das Sammelsurium im Stillen sterile Renaissance. Neben dem gewölbten Durchgang hing eine kleine Bronzeplakette.
    ARCHIVIO VATICANO Curatore Padre Jaqui Tomaso
    Vater Jaqui Tomaso. Langdon kannte den Namen von den zahlreichen Ablehnungsschreiben, die er bei sich zu Hause auf dem Schreibtisch liegen hatte. Sehr geehrter Mr. Langdon, mit Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass es unmöglich ist…
    Bedauern. Blödsinn. Langdon kannte keinen einzigen amerikanischen nichtkatholischen Gelehrten, dem Zutritt zu den Vatikanischen Geheimarchiven gewährt worden wäre, seit Jaqui Tomaso die Leitung übernommen hatte. Il guardiano, so hatten die Historiker ihn getauft. Jaqui Tomaso war der unnachgiebigste Bibliothekar der Welt.
    Als Langdon die Türen aufzog und durch das gewölbte Portal in das Allerheiligste trat, rechnete er beinahe damit, dass Vater Jaqui in Uniform und Helm und mit einer Panzerfaust den Eingang bewachte. Doch niemand erwartete sie. Der Raum lag leer vor ihnen.
    Stille. Gedämpfte Beleuchtung.
    Das Archivio Vaticano. Einer von Robert Langdons Lebensträumen wurde wahr.
    Während seine Blicke durch die geheiligten Hallen schweiften, empfand er beinahe so etwas wie Schuldge fühle. Er erkannte, was für ein unreifer Romantiker er im Grunde genommen doch war. Das Bild, das er sich im Lauf der Jahre von diesem Raum gemacht hatte, hätte unzutreffender nicht sein können. Langdon hatte sich staubige Bücherregale vorgestellt, die vor alten, zerfledderten Folianten überquollen, Priester, die bei Kerzenlicht die Bestände katalogisierten, Bleiglasfenster und Mönche mit Federkielen über Schriftrollen…
    Was nicht einmal annähernd der Wirklichkeit entsprach.
    Auf den ersten Blick erschien der Raum wie ein dunkler Fugzeughangar, in den jemand ein Dutzend frei stehender Raquetballfelder mit gläsernen Wänden gebaut hatte. Langdon wusste selbstverständlich, wozu die aus Glas bestehenden Zellen dienten. Er war nicht überrascht, sie hier anzutreffen – es

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